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Zum Gedenken an Hans Morr

US-Durchbruch durch den Westwall bei Luwi (Seite ist in Arbeit)

Hintergrund

Nach der alliierten Landung der Alliierten in der Normandie wurden die deutschen Truppen relativ schnell nach Osten in Richtung Deutsches Reich getrieben. Dem Abschnitt um Ludwigswinkel war die 42. US Infantriedivision zugeteilt. Ihre Aufgabe war die Überwindung des hiesigen Westwallabschnitts und dann der weitere Vorstoß ins Reich.

Die Truppe kam von Südosten, durchschritt die Nordvogesen etwa zwischsen Egelshardt und Phillipsburg, und kam im März 1945 an die deutsche Grenze.

Die deutsche Heeresleitung hatte die Fischbachstellung durch Teile der 36. Volksgrenadier-division besetzen lassen. Diese Truppe bestand überwiegend aus sehr jungen uns alten Männern, welche schlecht ausgebildet und mangelhaft bewaffnet waren. Schweres Material war absolute Mangelware. Auch Kampferfahrung war bei den Volksgrenadieren nicht ausreichend vorhanden.

 

Bild 1. US Luftbild von Ludwigswinkel. Aufgenommen am 17.12.1944 (Quelle D. Wingert)
Bild 2. US Infanterie in Obersteinbach (F) (Quelle 42. US ID)
Bild 3. US Infanterie beim Vormarsch bei der französisch-deutschen Grenze (Quelle D. Wingert)

 

Aus dem Kartenmaterial der 42. ID geht hervor, dass die 117th Cavalry Reconnaissance Squadron, eine Aufklärunseinheit, in der Nacht vom 18. auf den 19. März 1945 nur etwa 750 Meter südwestlich der Ludwigswinkler Kirche übernachteten. Im Folgenden sollen Spuren dieser Truppenpräsenz gezeigt werden.

Bei dem Gebiet handelt es sich um die Fläche unter dem roten Punkt links unten in der folgenden Karte (Bild 4).

Bild 4. Vorstoß der US Truppen in Richtung Dahn

 

Anmarsch

Die Truppe kam am 18.02.1945 von Südwesten auf dem Forstweg vom Weiler Bremendell (F).  Etwa 500 Meter von der damaligen Ortsgrenze entfernt richteten sie ihr Nachtlager ein. An dieser Stelle sind heute noch Schlafmulden (Sleepy hollows) der einzelnen Soldaten im Waldboden erhalten.

Bild 5. Die Biwakplätze der Amis westlich von Ludwigswinkel vom 18. auf den 19.03.1945

Legende zu obigem Bild 5

Grüne Linie = Anmarschweg

Rote Flächen = Biwakflächen

Weiße Zahlen = Anzahl der nachgewiesenen Schlafmulden

 

Auf drei getrennten Flächen wurden insgesamt 87 Mulden gezählt. Sie haben die Abmessung von etwa 2 Meter Länge, 1 Meter Breite und 0,5 Meter Tiefe. Aufgrund ihrer Konzentration und der gemachten Funde können die Stellen zweifelsfrei als künstlich angelegte "Schlafmulden" angesprochen werden. Durch neuzeitlichen Wegebau und Zerstörung durch schwere Forstfahrzeuge wurden sicherlich weitere, ehemals vorhandene Gruben unkenntlich gemacht.

Bild 6. Eine der Erdmulden

 

Zweck der Mulden

Es ist schwerlich vorstellbar, dass sich die Soldaten im kalten und nassen Monat März zum Übernachten freiwillig Gruben im Wald gegraben haben. Zumal der geräumte Ort Ludwigswinkel nur 750 Meter östlich der Stelle lag und über intakte Gebäude verfügte. Demnach rechneten die Truppen mit feindlichen Beschuß bei der Übernachtung in Ludwigswinkel.

Jeder Mann schaufelte sich daher laut Dienstvorschrift bei Übernachtungen im Freien und in Feindnähe seine eigene Mulde. Er belegte dann deren Boden mit einer wasserdichten Plane oder mit seinem Regenponcho. Anschließend legte er seinen Schlafsack in die Vertiefung, schlüpfte hinein und deckte sich mit den überstehenden Planenseiten gänzlich zu. Hierdurch war der gesamte, liegende Körper unter der Erdoberfläche und damit vor horizontal umherfliegenden Granatsplittern bei Artilleriebeschuß einigermaßen geschützt.

 

Funde

Dass es sich bei den Biwak Stellen tatsächlich um die der US Truppen handelt, wird durch die vor Ort gemachten Funde belegt. In der Haupsache handelt es sich hierbei um Blechdosenreste. Die Wandungen der Dosen waren in den Jahrzehnten verrottet und nicht mehr vorhanden. Es haben sich überwiegend die Bundverdickungen der Einrollstellen erhalten. Die Metallteile lagen wenige cm tief im Waldboden. Einige auch zwischen dem gewachsenen Boden und der Erde des Aushubs. Daher ist anzunehmen, dass ein Teil der Mannschaft unmittelbar nach Ankunft vor Ort die Dosenrationen zu sich genommen hat. Andere Männer haben erst ihre Übernachtungsmulden gegraben und dann ihre Mahlzeit zu sich genommen.

 

Der Fund rauchfreier Kohle (Pos. 7 im folgenden Bild) zeigt, dass man vor Ort Feuer gemacht hat um sich zu wärmen und um Speisen zu erhitzen.

 

Der Fund von drei nicht abgeschossenen US Garand 30/06 Gewehrpatronen (Pos. 2 auf folgendem Foto) ist ein weiterer Beleg für die Präsenz der US-Truppen. Alle 3 Patronen wurden auf einer Stelle im mittleren Biwak Areal gefunden.

Die im Umfeld aufgelesenen Granatsplitter, ein Fragment eines Granaten Führungsbandes und ein Stacheldrahtstück können von den hier zwischen den Jahren 1922 bis 1930 übenden französischen Truppen stammen. 

Noch ist nicht geklärt um was es sich bei dem Aluzylinder von ca. 100 mm Länge und 25 mm Außendurchmesser handelt (Pos. 6 auf folgendem Foto).

 

Bodenfunde

Legende zu obigem Bild

1 = Fragment von Metallring oder Kettenglied

2 = Garand Gewehrpatronen 30/06 (am 28.01.2025 an Polizeidienststelle Dahn übergeben)

3 = Aludeckel von Dose / Buchse

4 = Fragmente von Blechbüchsen (Einrollbund)

5 = Fragment von Granaten-Führungsband

6 = Aluzylinder unbekannter Zweckbestimmung (ev. kleine Wasserpumpe, Hand-Wasserfilter)

7 = Rauchfreie Kohle

8 = Granatsplitter

9 = Stacheldraht

 

Die Bodenstempel der Patronen:

 

R A 43 = Remington Arms 1943

 

Der Stempel der dritten Hülse ist unbekannt.

 

 

Fast um jede Übernachtungsmulde fanden sich geleerte Alubeutel von Einmalportionen für Vitamin-C Pulver und Instant-Kaffee, welche den Verpflegungsrationen der Truppe beigegeben waren. Man benötigte für die finale Zubereitung in beiden Fällen noch Trinkwasser.

Verpackung von Einmalportionen Vitamin C Getränk und Kaffepulver

Der Ludwigswinkeler Heimatforscher Daniel Wingert fand zu einem früheren Zeitpunkt im beschriebenen Areal eine Schaufel mit abgebrochenem Stiel. Das Grabgerät hat am Schaft die Prägung Heat Treated USA I 14. Auch hier ein weiterer Beleg für die Anwesenheit der Amerikaner.

 

Aufgefundene Schaufel mit Schaftprägung
Weitere Funde von Daniel Wingert

 

Weiterer Verlauf

Die Amerikaner fanden zwei kleinere Brücken über den im Tal fließenden Saarbach, welche unzerstört waren. Allerdings wurden die aus angrenzenden Bunkern verteidigt, so dass ein Überqueren für den US Tross nicht möglich war. Ein Angriff mit dem Ziel der Brückeneinnahme durch zwei Infanterie Kompanien und einen Pionierzug scheiterte. Die Amis hatten hierbei Todesopfer zu beklagen, denn die Deutschen hatten die östliche Brücke während des Angriffs gesprengt. Daraufhin beschlossen die Amerikaner die Sicherungsbunker durch Artilleriebeschuß und Jabo Bomben auszuschalten. Dadurch gelang ihnen der Saarbach Übergang über die noch intakte Brücke. Denn von der deutschen Seite kam keine Gegenwehr mehr. Die Soldaten hatten sich zwischenzeitlich nach Norden zurückgezogen.

Die rund drei Kilometer weiter nördlich liegende, zweite Westwalllinie konnte ohne Verluste passiert werden. Die deutschen Bunker und Stellungen dort waren nicht mehr besetzt. Der im Jahr 1940 desarmierte Westwall hat hier beim Vorstoß der Alliierten keine Rolle gespielt.

 

Quellen

@ Kriegstagebuch der 42. US Infanterie Division

@ Daniel Wingert

@ Bernd Nommsen

@ J. W. Schiel - Kriegsende im Wasgau - Der Kampf um die Fischbachstellung

Stand Januar 2025

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© Hans-Günther und Jürgen Morr