Die Wetterau-Main-Tauber Stellung (WMTS) oder Wetterau-Main-Tauber Linie war Vorläufer des später gebauten Westwalls entlang der Deutsch-Französischen Grenze. Ein zwischen 1936 und 1937 erbauter militärischer Bunkergürtel zwischen Büdingen in der Wetterau und dem unterfränkischen Klingenberg am Main, welche es dem damaligen Feind Frankreich erschweren sollte, in die Mitte Deutschlands vorzustossen. Gemäß Versailler Vertrag war es Deutschland nicht erlaubt, in einem Bereich 50 km parallel östlich des Rheins Befestigungen zu errichten. Da man sich zu dem Zeitpunkt noch an diese Vorgabe hielt, wurde die Befestigungslinie weit von der französischen Grenze entfernt errichtet. Ihre Fortsetzung erhielt die Stellung in der ähnlich ausgeführten Neckar-Enz Stellung (NES), welche zw. Eberbach am Neckar und Enzweihingen im Schwarzwald zeitgleich errichtet wurde.
Die Planungen waren ursprünglich viel umfangreicher: Neben Stellungen für
Geschützbatterien bis zum Kaliber 28 cm waren auch Minenwerferkasematten vorgesehen. Besonders tief gestaffelt sollte die Stellung nördlich Büdingen ausgebaut werden. Schließlich
wurden insgesamt 329 Bunkeranlagen errichtet. Die Wandstärken der Bunker waren allerdings schwächer als die, welche 2 Jahre später an der westlichen Reichsgrenze (Westwall) zur Ausführung
kamen. Es wurden noch keine Panzersperren aus Beton (Höckerlinie) errichtet. Stattdessen wurden an strategisch besonders wichtigen Stellen Panzergräben ausgehoben oder Holzpfähle 2,5 - 3 Meter
tief mit Dieselmotor betriebenen Rammen in den Boden getrieben.
Im Zweiten Weltkrieg spielte weder die Wetterau-Main-Tauber-Stellung noch die Neckar-Enz Stellung eine Rolle, da deren Bunker bis 1945 durch die Weiterentwicklung der Waffentechnik faktisch wirkungslos wurden und es die Wehrmacht daher nicht mehr ernsthaft in Betracht zog, die Stellungen zur Verteidigung zu nutzen.
Die meisten Bunker wurden nach dem Krieg von den Amerikanern gesprengt, die Reste beseitigt oder mit Erde verfüllt. In den Wäldern sind die Bunkerruinen aber überwiegend noch vorhanden (Quelle: Auszugsweise Wikipedia).
Folgende Bauwerke der Wetterau-Main-Tauber-Stellung sind heute noch unzerstört erhalten (Quelle: Matthias Schneider, Little Siegfried-Line, S-Roderer Verlag Regensburg)
Der das Kinzigtal sperrende nasse Panzergraben zwischen Lieblos und Meerholz.
Bunker Nr. | Regelbau | Bemerkungen |
13 | Regelbau 1 - MG Schartenstand | Büdingen, Eingang verfüllt |
55 | Regelbau 2 - MG Schartenstand mit Einheitsgruppe | Lieblos - gut sichtbar |
58 | Regelbau 120 B8 - Bataillonsgefechtsstand | Gelnhausen, Kaserne |
Der an der Befestigungslinie mit 102 Exemplaren meist gebaute Bunker war der Regelbau 1, ein MG-Schartenstand für 5 Mann Besatzung. Er bestand nur aus einem Raum, welcher zugleich als Kampfraum und Unterkunft für die Mannschaft diente. Da auch die Lüftungsanlage, ein Holz-Heizofen, Vorräte und Munition mit aufgenommen werden mussten, war die Enge in Bunker erdrückend.
Zum Ende des Krieges wurde der Regelbau tödliche Falle für die darin befindlichen Soldaten. Die amerikanischen Panzergranaten konnten die stählerne Panzerplatte an der Front des Bunkers schon aus 500 Meter Entfernung durchschlagen.
Auf den folgenden Bildern werden gesprengte Bunkerruinen dargestellt, wie sie heute noch im Bereich
Elsenfeld / Main im Wald vorhanden sind. Es handelt sich um
Varianten des Regelbau 1, MG-Schartenstand. Die Wand- und Deckenstärke betrug 0,8 Meter. Die Bunker waren zum Main hin ausgerichtet. Durch Anschütten von Erde, der Umgebung angepasster
Bemalung und Bepflanzung waren die Anlagen gut getarnt bzw. für eine gegnerische Luftaufklärung nicht zu erkennen. Als Besatzung waren 5 Mann vorgesehen. Zur Verteidigung diente ein
Maschienengewehr Typ 08/15, in zum Herbst 1944 reaktivierten Bunkern auch das MG34.
Inneneinrichtung und Panzerteile (Türen, Panzerplatten, Schartenverschlüsse etc.) wurde noch während des Krieges von der Wehrmacht ausgebaut und am Atlantikwall wieder verwendet. Nach dem Krieg erfolgte die Sprengung der Bunker durch die US-Besatzer. Unter größerem Aufwand erfolgte in den 50-er Jahren auch der Ausbau der stählernen Doppel-T-Träger, welche zum Betonieren der Bunkerdecken mit eingegossen wurden.
Die abgebildeten Bunker sind frei zugänglich.
-JM-
Bild oben: Grundriß und Seiten-Schnitt des an der Wetterau-Main-Tauber-Stellung meist gebauten Bunkers, Regelbau 1, MG- Schartenstand für 5 Mann Besatzung.
Länge = 8,05 Meter x Breite 5,90 Meter
Betondicke = 0,8 m
Betonvolumen = 95 cbm
Baukosten = 25.000,- Reichsmark (112.500,- €)
Beschreibung der Positionen zum Bild oben
1 = Beton-Vorpanzer (zur Vermeidung des Unterschiessens der Panzerplatte)
2 = Panzerplatte 7 P7 mit verschliessbarem Sehschlitz und verschliessbarer Scharte Gewicht 7,5 Tonnen, Preis 4.100,- Reichsmark (18.450,- €)
3 = Maschinengewehr auf Lafette
4 = Klappbetten (je 2 übereinander)
5 = Notausgang mit Panzertür 51 P8 und Doppel-T-Trägerverriegelung
6 = Wandnische für Beleuchtung oder Fernsprecher
7 = Innentüre
8 = Eingangsverteidigung für Gewehr mit verschliessbarer Scharte
9 = Gasschleuse (Dekontaminationsraum)
10 = Panzertür 14 P7 mit Mannloch und verschliessbarer Gewehrscharte, Maße 1100 mm x 800 mm, 30 mm dick, Gewicht 600 kg
11 = Erdanschüttung / Tarnung
Bild oben: Eingangshof des Bunkers (dem Feind abgewandte Seite)
1 = Zugang (Panzertür abgebaut)
2 = Gewehrscharte der Eingangsverteidigung
3 = Panzergitter für Lüftungsöffnung
Sehr gut ist noch die grüne Tarnfarbe erhalten
Bild oben: Eingangshof des Bunkers
1 = Befestigungslasche der Bunkertür (Panzertür abgebaut)
2 = Gewehr-Treppenscharte der Eingangsverteidigung (Durchmesser aufgesprengt, Scharte ausgebaut)
3 = Panzergitter des Lüftungssystems
4 = Gasschleuse hinter der Eingangstür
Bild oben: Bunker innen
1 = Nische für die Karbidlampe
2 = Notausgang (Türe abgebaut)
3 = Gewehr-Treppenscharte der Eingangsverteidigung (Durchmesser aufgesprengt, Scharte ausgebaut)
Bild oben: Ansaugöffnung des Belüftungssystems mit 8 mm starkem Lüftungspanzerrost (Schutzgitter), welcher das Hineinwerfen von Munition in die Lüftungsleitungen verhindern sollte.
Bild oben: Auch heute ist die Beschriftung "Bei Gasgefahr Türen und Gasverschlüsse schließen" noch erhalten. Die Bunker konnten bei Gefahr durch Giftgas quasi gasdicht verschlossen werden. Mittels eines handbetriebenen Heeresschutzlüfter (HES 1,2) mit eingesetzten Filtern wurde gereinigte Luft angesaugt und durch geringen Raum-Überdruck konnte kein Kampfgas ins Innere eindringen.
Bild oben: Erhaltene Beschriftung im Bunkerinneren "Gurtfüllerdübel". Da es damals noch keine "Fischerdübel" gab, wurden Holzklötze beim Betonieren der Bunkerwände mit einbetoniert. Mittels Schrauben oder Nägel konnten dann Gegenstände an den Wänden befestigt werden. Hier der Gurtfüller, mittels dessen die Maschinengewehrgurte mit Patronen befüllt wurden.
Bild oben: Anschlußflansch für den Heereslüfter an der Bunker-Innenwand.
Bild oben: Auf perfekte Tarnung wurde größten Wert gelegt. Bäume, welche schon vor dem Bunkerbau ausserhalb von dessen Grundfläche standen, wurden nicht gefällt. Deren Stamm erhielt eine runde Abmauerung, um welche die Bunker-Anerdung angeschüttet wurde. Der Baumstamm bekam somit weiter Luft und konnte nicht verfaulen. Dadurch waren die Anlagen auch aus der Luft nicht zu erkennen.
Bild oben: Bunkerruine von der Feindeseite aus.
1= Vor der Öffnung war die Panzerplatte 7P7 eingebaut (s. Bild unten)
2 = Gesprengte Bunkerdecke, auf dem Kopf liegend
3 = Aussparung (Nische) für die Panzerplatte
4 = Abgesprengter Vorpanzer
Ruinen von gesprengten MG-Bunker südlich von Gelnhausen-Meerholz
Die folgenden Bilder stammen aus einem 1936 errichteten Bunker der Neckar-Enz Stellung. Sie sind für die Bunker der WMTS übertragbar. Diese Anlage ist NICHT frei zugänglich.