Nach dem Ersten Weltkrieg verhinderte der den Deutschen aufgezwungene "Versailler Diktatfrieden“ eine Annäherung der ehemaligen Kriegsgegner Deutschland und Frankreich. Beide Länder waren sich darüber im klaren, dass aufgrund der für D unangemessenen Vertragsbedingungen ein langfristiger Frieden nicht zu erwarten war. Auf französischer Seite führte dies ab 1929 zum Bau der gewaltigen Maginot Linie entlang der Nord- und Ostgrenze Frankreichs. Als deutsche Reaktion hierauf errichtete die Organisation Todt ab 1936 die Landesbefestigung West, besser bekannt unter der Bezeichnung Westwall.
Beide Bauunternehmungen sollten aus Geheimhaltungsgründen vom Gegner so weit wie möglich unbemerkt ablaufen. Es lag jedoch im Interesse der Militärs, möglichst viel der gegnerischen Aufrüstung zu erkunden.
Der Gebirgsstock des Maimont bildet eine Einbuchtung der deutsch-französischen Grenzlinie nach Norden in Richtung Deutschland. Das Bergassiv beginnt an der wichtigen 8-Wegekreuzung Zollstock, verläuft in südöstlicher Richtung und biegt nach 820 Metern nach Süden in Richtung Frankreich ab. Das Massiv endet dann nach weiteren 680 Metern am Col du Maimont. Auch dort treffen sich 6 Wege. Die Berghänge sind allseitig bis zu 100% steil. Über den Bergrücken verläuft die im Jahr 1826 ausgesteinte Grenze zwischen Deutschland und Frankreich. Die alten steinernen Grenzmarkierungen sind im Gelände erhalten.
Bei seiner Inspektionsreise entlag der Westbefestigung, vom 13. bis 19. Mai 1939, besichtigte der damalige Reichskanzler Adolf Hitler auch den dem Landstrich vor dem Westwall um Rumbach und bei Nothweiler. Er verfügte dabei, dass der etwa 4 km nördlich von Fischbach über die Höhen verlaufenden Hauptkampflinie des Westwalls eine weitere, grenznähere Befestigungslinie hinzugefügt werden muss. Mit dem Bau dieser stark befestigten „Fischbachstellung" zwischen den Orten Eppenbrunn und Niederschlettenbach wurde eiligst noch vor Kriegsbeginn 1939 begonnen. Für die Absteckung der neuen Westwallinie errichteten die deutschen Vermessungstrupps auch auf dem Herberggipfel einen die Bäume überragenden und weit sichtbarren, hölzernen Vermessungsturm.
Einige der massiven Bunkerbauwerke wurden erst während des Kriegs im Jahr 1940 fertig gestellt. Manche der neuen Bunker erhielten mit 3,5 Meter Wand- und Deckenstärke den damals stärksten Schutz vor gegnerischen Bomben und Artilleriefeuer.
Die Fischbachstellung mit ihren noch im Bau befindlichen Bunkern sowie die Ortschaften Ludwigswinkel, Fischbach, Petersbächel, Gebüg, und Schönau konnte von den Maimont-Höhen aus gut eingesehen werden. Dies nutzte das französische Militär schon vor Kriegsbeginn und errichtete dort durch das 165. RIF (Régiment d'Infanterie de Forteresse) Stützpunkte. Da die Region im Wirkbereich der französichen Maginot-Artilleriewerke Hohekirkel und Kalkofen (Fort à Chaux) lag, bot sich der Maimont auch als vorgeschobene französische Beobachtungsstelle für die Feuerleitung der rückwärtigen Artillerie an.
Verbrieft ist unter anderem die Beobachtung der Räumung der "Roten Zone" im Sauertal am 01.09.1939 vom Maimont aus. Die Rote Zone war ein 10 km tiefer, parallel zur deutsch-französischen Grenze verlaufender Landstreifen. Die Einwohner dieses Areals wurden bei Kriegsbeginn durch die NS-Machthaber gezwungen, ihre Heimat zu verlassen um für Kriegshandlungen "freies Schußfeld" zu haben. Die hiesigen Bewohner mußten bis auf wenige persönliche Gegenstände alles zurück lassen und wurden auf Zeit in den bayerisch-fränkischen Raum umgesiedelt. Ähnliche Maßnahmen gab es auch auf französischer Seite.
Die von den Franzosen errichteten Stützpunkte waren "Observatorium", "Signal", "Col de Maimont" und "Zigeunerfelsen". Ein weiter Observations- und Ari Stützpunkt lag beim Chateau Wittschlössel (Höhe 429), 1,7 km südlich von Obersteinbach. In Obersteinbach, in der Rue Principale 2 waren 20 Soldaten zum Schutz des östlichen Dorfeingangs untergebracht.
Stützpunkt "Observatorium" lag am westlichen Ende des Maimont auf Höhe 477 direkt an der deutsch-französischen Grenze gegenüber dem Großen Florenberg. Von diesem Punkt aus erfolgte das Überwachen des deutschen Grenzgebietes einschließlich der hinteren Hauptkampflinie über den Mückenkopf.
Stützpunkt "Signal" lag auf dem südlichen Maimontgipfel auf Höhe 513, dort wo sich die Opferschale befindet. Diese Stellung diente außer der Observation von Schönau der Signalübermittlung zum Artilleriewerk Fort a Chaux (Werk Kalkofen) bei Lembach für den Fall, dass die drahtgebundene Kommunikation dorthin unterbrochen wird.
Stützpunkt "Col du Maimont" (Höhe 408) befand sich 400 m südlich vom Maimont Gipfel 515 zwischen Burg Wasigenstein und Wengelsbach auf einer kleinen Anhöhe südlich der Wegespinne. Durch diese Stellung sollte ein deutscher Angriff in den Rücken der auf dem Maimont befindlichen Stellungen verhindert werden. Von dort aus wurden die Bergstützpunkte auch versorgt.
Stützpunkt "Zigeunerfelsen" (Höhe 435) befand sich 1,8 km südwestlich der Frontlinie bei einer ehemaligen Felsenburg. Er diente als Observatorium. Von dem Stützpunkt aus konnten die auf deutscher Seite liegenden Observatorien Dachsberg, Schanzberg (teilweise), und Großer Florenberg eingesehen werden.
Östlich des Götzenbergs, am Paß zwischen dem Steinbachtal und Wengelsbach befand sich ein Artilleriestandort, welcher dem rückwärtigen Schutz der Berg- und des Col-Stützpunkts diente.
Zwischen den Stützpunkten "Observatorium" und "Signal" befand sich auf dem Herberg-Gipfel (Höhe 492) ein weiterer, günstig gelegener Observationspunkt. Diese Stelle befindet sich auf deutschem Gebiet. Die Franzosen nutzten die exponierte Lage jedoch auch für Spähtätigkeiten in Richtung Fischbach, Petersbächel und Schönau. Heute befindet sich dort das nach dem 2. Weltkrieg errichtete Friedenskreuz.
Der französische Alpenjäger-Kommandoposten (PC) wurde im Herrenhof im Wineckertal eingerichtet. Bei der Ferme Wineckertal und am Wittschlössl befanden sich weiterere Artillerie-Standorte.
Sämtliches Material für die Bergstützpunkte wie: Baumaterial, Schanzzeug, Waffen, Munition, Essen und Wasser mußte mit 40 Maultieren auf Trampelpfaden den steilen Berg hinauf transportiert werden. Es existierte kein befahrbarer Weg dort hinauf.
Zwecks gegenseitiger Telefonkommunikation wurden alle Stellungen miteinander verkabelt.
Die grenznahen Stützpunkte wurden umlaufend mit Stacheldraht eingezäunt. Als weiteres Infanteriehindernis legte man um die Bergstützpunkte Minenstreifen an.
Jeder der Stützpunkte erhielt eine Besatzung von rund 40 Mann. Ende November 1939 wurde das französische 165. Infanterieregiment vom 99. Alpenjäger Regiment abgelöst. Die Alpenjäger waren eine Elitetruppe und mit Kämpfen in gebirgigen Gelände bestens vertraut.
Die Deutschen errichteten auf dem Gipfel des Großen Florenberg (465) westlich des Maimont einen Beobachtungsposten. Von dort aus konnten die franz. Stützpunkte "Observatorium" "Signal" und "Col" eingesehen werden. Die Ruhestellung befand sich am nördlichen Rückhang des Großen Florenberg. Sie war dort für die Franzosen nicht einsehbar und artilleristisch nicht zu erreichen. Auf halber Höhe zwischen der Wegekreugung Zollstock und dem Observatorium Florenberg wurde von den Deutschen ein kleiner Beobachtungs- und Kampfstand eingefügt. Er hatte die Aufgabe, einen französischen Überaschungsangriff von der Zollstock Wegespinne aus auf das Florenberg-Observatorium zu verhindern.
Eine weitere deutsche Beobachtungsstelle östlich des Maimont auf dem Dachsberg (Höhe 427) angelegt. Von dort aus konnten der französische Stützpunkt "Signal" teilweise und die strategisch wichtige Wegekreuzung Wengelsbacher Hals beobachtet werden.
Die deutsche Hauptbefehlsstelle lag 4 km nördlich im Bunker 733 der Fischbachstellung in der Fauner Hardt.
Nach der französischen Kriegserklärung an D gab es zunehmend französischen Artilleriebeschuß auf die Baustellen des Westwalls, wodurch auch Bauarbeiter verletzt und getötet wurden. Die erste Beschießung des deutschen Gebiets erfolgte am 27. November 1939 durch das 2. Gebirgsartillerie-Regiment. Diese Schüsse wurden von der 75 der 5. Batterie unter dem Kommando von Cne Muller ausgeführt.
Die Wehrmacht führte in Folge verstärkte Späh- und Aufklärungstätigkeiten aus, wobei es auch zu Infanterieduellen kam.
Der anhaltende Artilleriebeschuß war für die deutschen Militärs nicht mehr länger hinnehmbar. Nachdem die gegnerischen Stellungen hinreichend aufgeklärt waren, beschloss man die Franzosen von ihren Gipfelstellungen zu vertreiben um die Beobachtung und Beschießung des deutschen Grenzlandes zu unterbinden.
Den Kampfauftrag erhielten Kompanien der 262. Infanterie Division. Diese Truppe stammte aus Österreich und hatte den Beinamen "Steffel Division", da sie den Turm des Wiener Stephandoms ("Steffel") als taktisches Zeichen führte. Durch die ortsfremden Österreicher wollte man Verbrüderungen zwischen Deutschen und Franzosen vermeiden. Man pflegte privat halt schon immer freundliche Kontakte über die Grenze.
In Vorbereitung des bevorstehenden Sturms auf den Maimont eroberten deutsche Truppen am 12.05.1940 die unmittelbar westlich und östlich an den Maimont angrenzenden und direkt an der Grenze gelegenen französischen Observatorien Bremendelle und Kappelstein.
Danach wurden die für den Sturm der Bergstellungen vorgesehenen deutschen Truppen unter Ausschluß der Feindsicht in ihre festgelegten Ausgangsstellungen verlegt. Im Westen war dies der Große Florenberg. Von dort aus sollte der Stützpunkt "Observatorium" eingenommen werden. An der Ostseite dienten die nicht von französischen Spähern einsehbaren Nordhänge von Schanzberg und Dachsberg als Ausganspunkte für den Angriff auf den Maimont- Stützpunkt "Signal".
Für den Morgen des 13. Mai 1940, um 5:05 Uhr, wurde der Angriff festgelegt. Mann hoffte, die französischen Besatzungen auf den Bergen in einem Überaschungsangriff in die Zange nehmen und schnell ausschalten zu können. Doch dies erfüllte sich aber nicht. Während die Deutschen sich die steilen Berghänge mühsam empor arbeiteten wurden sie entdeckt. Die Franzosen konnten aus ihren gut befestigten Stellungen heraus die aufsteigenden Truppen mit MG- und Gewehrfeuer, sowie durch Handgranatenwürfe auf Abstand halten.
Der Maimont Gipfel 515 (Stützpunkt Signal) konnte jedoch nach zweistündigem Kampf gegen 8 Uhr erobert werden. 34 Franzosen gingen in Gefangenschaft.
Vom westlich gegenüber liegendem Stützpunkt "Observatorium" ging erheblich mehr Widerstand aus. Die französischen Alpenjäger verteidigten sich u.a. mittels 5 leichten und 2 schweren Maschinengewehren. Durch die entlang der Grenzlinie verlaufende, natürliche Sandsteinwand, genannt "Altes Heer" von mehreren Metern Höhe, waren die französischen Stellungen von der deutschen Artillerie so gut wie nicht zu treffen. Die deutschen Granaten hätten unmittelbar nach dem Überqueren der Sandsteinwand detonieren müssen, um ihre tödlichen Splitter direkt über den französischen Stellungen zu verstreuen. Dies war für die Artilleristen ein fast unmögliches Unterfangen. Zahlreiche natürliche und künstlich angelegte Unterstände boten den Verteidigern aber auch dann noch Schutz vor den umherschwirrenden Granatsplittern.
Die deutschen Pioniere mußten sich mühsam kriechend und unter hohen Verlusten durch Minengürtel an die Stacheldrahtverhaue heran arbeiten und diese Hindernisse mit gestreckten Ladungen aufsprengen. Dabei wurden sie wiederholt durch Beschuß und Granatbewurf zurück geworfen. Unterstützung erhielten die Franzosen durch ein Bomben abwerfendes Flugzeug.
Erst beim dritten Sturmangriff binnen 15 Stunden konnte die deutsche Infanterie unter Führung von Oberleutnant Hans Schöne vom IR 462 am späten Abend und unter hohen Verlusten den Gipfel 477 (Stützpunkt Observatorium) erobern. Dies gelang letztendlich nur durch effizienten Einsatz deutscher Maschinengewehre, welche durch unentwegten Beschuss die Alpenjäger zwangen in Deckung zu bleiben. Dann war den Franzosen auch noch die Munition ausgegangen. Denn durch deutschen Granatbeschuß des Langenbacher Tals konnte kein Nachschub mehr auf den Gipfel gebracht werden.
Die Alpenjäger hatten unter anderem 15.000 Schuß Munition für leichte und 10.000 Schuß für schwere MG verbraucht.
70 Mann der tapfer kämpfenden französischen Besatzung wurden gefangen genommen.
Vier französische Soldaten sind bei den Kämpfen gefallen. Die verletzten Franzosen mußten mühsam den Berg hinunter nach Obersteinbach getragen werden und wurden dort erstversorgt. Als Dank für die kräftezehrende und gefährliche Arbeit der Krankenträger hat ein Soldat auf dem Herberg Gipfel eine Inschrift in einen anstehenden Sandstein gemeißelt.
Die Inschrift auf dem Stein lautet: Übersetzung:
HONNEUR
AUX
SIGNALEURS
ET
BRANCARDIERS
DU
P.S.R.
(Peleton Sanitaire Règimentaire)
EHRE
DEN
SIGNALMÄNNERN
UND
KRANKENTRÄGERN
DURCH
P.S.R.
(Regiments-Sanitätszug)
Auf deutscher Seite waren 120 Tote und viele Verwundete zu beklagen. Oberhalb vom Ort Gebüg, auf dem Schanzberg, hatte die Wehrmacht ein Feldlazarett errichtet. Hier erfolgte die medizinische Erstversorgung der Verwundeten. Auch die Gefallenen wurden dorthin transportiert.
Die Eroberung der Maimont Gipfel wurde am 15.Mai in einem Wehrmachtsbericht erwähnt.
Als Konsequenz für die verlorenen Stützpunkten direkt an der Landesgrenze verlegten die Franzosen ihre vorgeschobenen Beobachtungsstellen nur wenige km weiter nach Süden ins Landesinnere. Die Observierung des deutschen Grenzgebiets war danach allerdings nicht mehr möglich. Die Kapitulation Frankreichs, am 22. Juni 1940, erübrigte eine weitere Überwachung der Grenzregion.
Die gefallenen deutschen Soldaten wurden unter großer Anteilnahme von über 1000 Trauergästen auf dem Friedhof in Rodalben bestattet.
Als im Jahr 1952 der Dahner Ehrenfriedhof fertiggestellt war, wurden alle in der Region verstreut beigesetzten Wehrmachtsoldaten exhumiert und fanden in Dahn an zentraler Stelle ihre letzte Ruhe.
Bei der Einweihung des Friedhofs war der damals befehlshabende General der Artillerie, Edgar Theißen, zugegen. Er enthüllte im Beisein vieler alter Kameraden der 262. ID einen Gedenkstein für die gefallenen beider Seiten.
Nach dem Krieg wurden sämtliche Befestigungen geschliffen. Nur bei intensiver Suche wird man heute noch Rudimente der Schlacht auf dem Maimont finden.
Auf dem Herberg wurde nach dem Krieg von deutscher Seite aus das hölzerne Friedenskreuz als Mahnmal errichtet.
Zum Gedenken an die französischen Alpenjäger haben Vetreranen nahe der Opferschale im ehemaligen Stützpunkt "Signal" eine Gedenktafel angebracht.
Für die 120 auf dem Maimont gefallenen deutschen Soldaten existiert leider vor Ort nichts vergleichbares.
Die Einnahme der Maimont-Observatorien war eine Vorbereitung für den am 19. Juni 1940 erfolgten deutschen Durchbruch durch die Maginot Linie zwischen Windstein und Mattstall, ausgeführt von der 215. Infanterie Division. Beide Maßnahmen waren militärisch nicht erforderlich, da die Spitzen der Wehrmacht zu dem Zeitpunkt schon ca.100 km vor Paris standen.
Der Durchbruch der Maginot Linie war rein symbolisch. Er sollte nur deren Nimbus der Unüberwindbarkeit zerstören.
Die Eroberung der Maimont Gipfel ging in Frankreich als "Les Combats du Maimont" bzw. "Schlacht um den Maimont" in Deutschland in die Geschichte ein.
Quellen
@ Gèrald Forche, LES COMBATS DU MAIMONT
@ Pierre Lindauer, Neunhoffen (F)
@ Karl Unold, Geschichte von Petersbächel