Im Zusammenhang mit der Untertageverlagerung "Goldfisch" und "Brasse" bei Obrigheim wurden auch die beiden Eisenbahntunnel Mörtelstein und Erlesrain der 1862 eröffnete Bahnlinie Meckesheim-Mosbach bezüglich Verwendung als U-Verlagerung erkundet. Die Tunnel und Brückenbauwerke der Strecke waren für zweigleisigen Betrieb ausgeführt. Da die Strecke dann aber nur eingleisig ausgebaut wurde, stand ausreichend Freifläche für eine Untertageproduktion im Tunnel zur Verfügung.
Erlesrain Tunnel
Der Erlesrein Tunnel wurde wegen seiner Länge von "nur" 98 Meter nicht als Produktionsstandort in Betracht gezogen, da hierdurch ein effizienter Schutz vor Luftangriffen nicht gegeben war.
Koordinaten
N49 21.608 E9 03.224 (Tunnel-Mitte)
U-Verlagerung Kormoran
Anders verhielt es sich bei dem Tunnel Asbach-Mörtelstein, welcher mit 890 Meter über eine ausreichende Länge und Überdeckung verfügte. Belegt werden sollte die freie Tunnelfläche von der Firma Frankl und Kirchner aus Mannheim-Neckarau, welche Elektro-Kleinmotore für die Flugzeugindustrie herstellte. Die Firma existiert noch heute unter dem Namen Efka und produziert in Schwetzingen.
Zu der geplanten Untertageverlagerung, Deckname Kormoran, kam es aus unbekannten Gründen nicht. Statt dessen wurde die Fläche zwischen September 1944 und April 1945 als Lager für die Flugzeugmotorenproduktion in den Anlagen Goldfisch und Brasse genutzt.
Koordinaten
N49 21.140 E9 02.282 (Tunnel-Mitte)
Da die in den letzten Kriegstagen (30. März 1945) von der Wehrmacht gesprengte Neckarbrücke nicht wieder aufgebaut wurde, endete der Bahnbetrieb als Sackbahn in Obrigheim. 1972 erfolgte die Streckenstillegung und der Gleisrückbau bis Aglasterhausen. In den 1990er Jahren wurde der Tunnel für die Champignonzucht verwendet. An die damalige Nutzung als U-Verlagerung bzw. Materiallager erinnert heute nichts mehr.
Der Abschnitt der ehemaligen Bahnlinie kann vom Bahnhof Asbach bis zum neuzeitlichen Streckenende an der Obrigheimer Strasse erwandert werden. Leider ist das Ostportal des Mörtelsteiner Tunnels vergittert und verschlossen. Das Westportal ist vermauert, die Zugangstür steht aber offen (Stand 2013). Der Erlesrain Tunnel kann durchgängig begangen werden.
KZ Arbeitslager Asbach
Im Walddistrikt Hönigwald nördlich des alten Sportplatzes von Asbach und 200 Meter Luftlinie vom Tunnelportal Asbach entfernt befinden sich die Reste des unvollendeten KZ-Arbeitslagers Asbach. Es war eines von sechs Arbeitslagern um das KZ Neckarelz, welches wiederum ein Aussenkommando des KZ Natzweiler- Struthof im Elsass war. Die Lager hatten die Aufgabe, die ca. 3.500 Zwangsarbeiter für die U-Verlagerungen Goldfisch und Kormoran aufzunehmen.
Koordinaten
N49 21.200 E9 02.015 (Zentrum der Anlage).
Höhe über dem Meeresspiegel = 286 Meter.
Legende zum Bild oben:
Gelb = Baracken
Grau = Verbindungswege
Rot = Küchengebäude
Grün = Wachturm
Braun = Bahnlinie mit Tunnel (gestrichelt)
In 23 Baracken sollten 1.400 Arbeiter untergebracht werden. Fertiggestellt wurden 10 Baracken, ein Küchenbau, ein Wachturm und eine Abortanlage. Von Oktober 1944 bis März 1945 waren in zwei Baracken zwischen 60 und 150 Häftlinge untergebracht. Sie sollten den Rest der Anlage fertigstellen. Durch das Ende des Krieges wurde dieses Bauvorhaben vereitelt.
Erhaltungszustand
Die fertig gestellten Gebäude wurden in der Nachkriegszeit abgetragen und an anderer Stelle weiter verwendet.
Von der Anlage haben sich jedoch diverse Gruben, Fundamentreste, Abwassergräben und die angelegten Wege erhalten. Die Standorte der geplanten Baracken sind auf dem Waldboden als planierte Flächen mit umlaufenden Entwässerungsgräben gut auszumachen. Eine Hinweistafel gibt Auskunft über die Bedeutung des Lagers.