...in Arbeit
Als sich während des 2. Weltkrieges, ab 1943, die alliierte Luftherrschaft über dem deutschen Reich ausbreitete, versuchte man kriegswichtige Rüstungsproduktion vor der Bombardierung zu schützen, indem man diese unter die Erde verlegte (U-Verlagerung). Unter der Federführung des Waffen-SS Generals Hans Kammler suchte man im gesamten Reich nach geeigneten Standorten für die unterirdischen Fabriken.
Bevorzugt für U-Verlagerungen wurden vorhandene Bergwerke und Stollen, welche man durch weiteren Ausbau den jeweiligen Erfordernissen anpasste. Aber auch das Auffahren von neuen Stollen wurde praktiziert.
Eine weitere Voraussetzung war eine in der Nähe des geplanten Standortes verlaufende Eisenbahnlinie, da alles Material mittels Bahn zu- und abgefahren wurde. Die Bauarbeiten mußten in der Regel von KZ-Arbeitern unter Zwang ausgeführt werden. Die Barackenlager für die Arbeiter wurden möglichst nahe an der Baustellen neu errichtet und ebenso wie die Baustelle durch die SS und Kapos bewacht. Die Arbeitszeiten der KZ-Häftlinge betrug oft bis zu 12 Stunden pro Schicht. Gearbeitet wurde rund um die Uhr. Die körperliche Schwerstarbeit der Häftlinge, in Verbindung mit schlechtester Nahrungs-versorgung und fehlender medizinischer Versorgung, führten zu hoher Sterblichkeit, welche man einfach hinnahm. Verstorbene wurden in eigenen Krematorien verbrannt und durch „neue“ hinzugeführte Häftlinge bzw. Kriegsgefangene ersetzt.
Dieses nicht zu entschuldigende, menschenverachtende Verhalten muß man allerdings im Kontext der Zeit sehen bzw. im Zusammenhang mit den vielen zivilen Todesopfern der täglichen Bombardierungen deutscher Städte durch amerikanische und britische Bomberflotten. Und eben auch, dass deutsche Arbeiter und Handwerker in erforderlicher Größenordnung nicht mehr zur Verfügung standen, sondern an den Fronten als Soldaten um ihr Leben kämpfen mußten.
Als bombengeschützte Produktionsstätte für den wichtigen BMW 14- Zylinder Doppelstern-Flugmotor 801 wurde der 30 km östlich von Nürnberg befindliche Gebirgsstock der Houbirg heraus gedeutet. Der bis zu 617 Meter hohe Berg trägt auf seiner Kuppe auch die Reste einer bedeutenden keltischen Ringwallanlage mit 88 Hektar Innenfläche.
Geplant war ein 120.000 Quadratmeter umfassender Ausbau des Stollensystem mit 11 Zugängen. Vier der Zugänge sollten für LKW befahrbar sein, ein weiterer für eine zweispurige Eisenbahnlinie.
Das lichte Stollenprofil sollte im betonierten Endzustand eine Breite von 7 Metern und eine Höhe von 5 Metern aufweisen. Alle 20 Meter plante man die Längsstollen durch Querstollen zu verbinden.
Im Laufe der weiteren Bauausführung wurde die ursprüngliche Fläche auf 95.000 Quadratmeter reduziert wurden. Die Bauarbeiten begannen im Mai 1944.
Beteiligt waren u.a. die Firmen Hoch-Tief, Thosti, AEG, Siemens Bau Union. Betriebsdirektor war Walther von der Linden. Unter der Führung von 400 deutschen Bergleuten mußten die Häftlinge unter unmenschlichen Bedingungen arbeiten.
Bis Kriegsende wurden 4,2 % dieser Fläche ausgebrochen und ausbetoniert, weitere 10,6 % wurden angefahren, jedoch nicht mehr ausbetoniert. Somit beinhaltet das heutige Doggerwerk 3.935 Quadratmeter Stollenfläche mit Betongewölben und weitere 10.000 Quadratmeter Stollenfläche ohne Betonausbau. Die bis 1945 fertiggestellten Stollen umfassen also nur 15 % der ursprünglich geplanten Anlage.
Insgesamt wurden für den Stollenbau bis Kriegsende etwa 550.000 Kubikmeter Doggersandstein aus dem Berg gebrochen.
Flugzeugmotoren wurden in den Stollen nie hergestellt. Bei dem Einmarsch der Amerikaner befreiten diese noch ca. 600 Zwangsarbeiter.
Vom Arbeitslager Förrenbach hat sich nichts erhalten. Der in den 50-er Jahren angelegte Happurger Untersee bedeckt heute dessen ehemaligen Standort.
Das Doggerwerk kann wegen Einsturzgefahr der nicht ausbetonierten Teile nicht besichtigt werden. Die ehemaligen Zugänge sind zubetoniert. Ein Teil ist mit Fledermausgittern versehen, so dass diese nützlichen Tiere im Innern der frostfreien Tunnel einen ungestörten Überwinterungsplatz haben.