71 Jahre nach dem Ende des 2. Weltkrieges ermöglichte der Zufall das Auffinden von heute höchst seltenen Geschützrohren für Flugabwehrkanonen (Flak) der deutschen Wehrmacht. Von den 4 Rohren sind 3 baugleich. Sie können aufgrund der im Rohr eingestanzten Prägung zweifelsfrei der 3,7 cm Flak 43 https://de.wikipedia.org/wiki/3,7-cm-FlaK_43v zugeordnet werden.
Das vierte Rohr, ebenfalls Kaliber 3,7 cm, gehörte zu einer Marine Flak, welche auch auf deutschen Hochsee U-Booten des Typs VIIC Verwendung fand.
Zur Geschichte der Rohre ist folgendes zu berichten: Vor dem Einmarsch der Amerikaner in Wald-Michelbach, am 28. April 1945, befanden sich mindestens zwei Pak-Geschütze Kaliber 3,7 cm an exponierter Stelle oberhalb des evangelischen Friedhof in Wald-Michelbach. Ein weiteres Geschütz stand vor der auch heute noch an gleicher Stelle existierenden Kraftposthalle in der Ludwigstraße 105. Dieses wird von Zeitzeugen als 2 cm Flakvierling beschrieben.
Ein Luftabwehrgeschütz an dieser Stelle im Tal macht aus strategischen Gründen keinen Sinn, da von dieser Stelle aus nur ein sehr begrenzter Sichtradius besteht und ein feindliches Flugzeug daher erst sehr spät erkannt, anvisiert und beschossen werden konnte.
Es ist daher anzunehmen, dass die Kraftposthalle zum Ende des Krieges als Werkstatt und Lager für Wehrmachtgerätschaften genutzt wurde und die 2 cm Flak zum Reparieren dort abgestellt war.
Für einen Reparaturbetrieb spricht auch, dass sich ein weiterer Zeitzeuge daran erinnert, dass vor der Postbushalle mehrere "Stangen" lagen. Aufgrund seines Alters von damals 6 Jahren konnte der Zeitzeuge diese "Stangen" nicht als Geschützrohre identifizieren.
Die Rohre könnten demnach als Ersatz für ausgeschossene Rohre gedient haben, oder was wahrscheinlicher ist, es dürften ausgeschossene Rohre gewesen sein. Gerschützrohre waren Verschleißteile und mußten nach ca. 8.000 Schuß ausgetauscht werden, da dann die Streuung der verschossenen Granaten zu groß wurde. Jedenfalls herrschte gegen Ende des Krieges auf dem Rückzug der Wehrmacht nur noch Chaos und Kriegsmaterial gelangte auch an Stellen, an denen es nicht (mehr) benötigt wurde.
Nach dem Einmarsch der Amis wurde von diesen systematisch alles Kriegsgerät eingesammelt und soweit möglich durch Überfahren mit schweren Panzern unbrauchbar gemacht. Durch Zeitzeugen ist es wiederum belegt, dass das unbrauchbare Kriegsgerät mit Bulldozern auf dem Grundstück der Ludwigstraße 139 (heute Fa. Reinig) zusammen geschoben wurde. Von dort aus wurde dann manches noch brauchbare Stück durch emsige Wald-Michelbacher Bürger an den Besatzern vorbei einer weiteren, privaten Nutzung zugeführt, bevor Schrotthändler das Metall zum Einschmelzen abholen konnten.
So auch die Flak-Rohre. Sie wurden auf einem privaten Anwesen in Wald-Michelbach mit dem dickeren unteren Ende eingegraben und dienten fortan als Zaunpfosten für eine Maschendrahtzaun. In die nach oben offenen Rohröffnungen steckten die neuen Besitzer dünnere Wasserleitungsrohre, um die Pfostenhöhe damit zu vergrößern. In diesem Zustand befanden sich die Rohre bis zu ihrer Wiederentdeckung bzw. Identifizierung.
Die Rohre werden an Museen abgegeben und bleiben dadurch der Nachwelt erhalten.