Der Stützpunkt Felsenköpfchen war ein der Fischbachstellung des Westwalls vorgelagerter Alarmstützpunkt in der Zeit zwischen der französischen Kriegserklärung an Deutschland (03.Sept. 1939) und dem Ende des Frankreichfeldzugs am 22.Juni 1940. Eventuell erfolgte eine Wiederbelegung ab Winter 1944/45, als sich die Alliierten der deutschen Westgrenze näherten.
Der Stützpunkt lag strategisch günstig auf einer nach allen Seiten abfallenden, felsbestandenen Bergkuppe etwa 30 Meter über der Forststraße von Ludwigswinkel (D) nach Frankreich. Der kleine Stützpunkt war mit einem Flächendrahthindernis umgeben, wie der Fund von Stacheldraht und deren Wickelhaspel belegt.
Der Weg zur französischen Grenze beträgt ca. 1 km, zur weiter hinten im Freundesland liegenden Fischbachstellung des Westwalls rund 2 km Luftlinie. Von der Spitze des Berges hatte man damals einen guten Blick in Richtung Grenze. Heute ist die Bergfläche mit Bäumen bewachsen.
Die Hauptaufgabe des Stützpunkts war die Überwachung des Fischbachlochs. Dieses Tal verbindet Deutschland mit Frankreich über die oben genannte Straße. Sie mündet nach dem französischen Weiler Bremendell in die heutige D35, welche angeblich schon seit der Römerzeit als Verbindung zwischen den Städten Weißenburg und Bitsch besteht.
Unterhalb des kleinen Berges zweigen nach Norden und Süden auch heute noch genutzte Waldwege ab. Auch diese waren von der Bergkuppe gut einzusehen. Eindringende Truppenkontingente sollten frühzeitig erkannt und deren weiterer Vormarsch verlangsamt werden. Über eine Telefonleitung hätte man im Einmarschfall die weiter hinten liegenden Befehlsstellen informiert um weitere Gegenmaßnahmen einzuleiten.
Sicherlich sollte der Bergposten auch das Aufklären gegnerischer Stoßtrupps vereiteln.
Legende zu obigem Bild
Rote Fläche = Freistehender Fels bzw. Klippe
Braune Linien = Laufgräben
U1 = Natürlicher Felsunterstand Nord
U2 = Begonnener, minierter Unterstand Nord
U3 = Begonnener, minierter Unterstand Ost
U4 = Natürlicher Felsunterstand Ost
B1 bis B5 = Vorbereitete Schützenstellungen und Schützenlöcher
Schwarze Strichlinie = Vermutliche Lage der Flächendrahtsperre
Blaue Strichlinie = Verlutliche Lage der Minensperre
TL = zur Gedenkstelle für Theo Leiner (50 m)
Die etwa 70 x 60 Meter messende Bergfläche ist durch einen kleinen Sattel geteilt. Die Deutschen Truppen haben den Berg mit einem unterhalb der Kuppe umlaufenden Laufgraben versehen. Zusätzlich zu zwei vorhandenen, natürlichen Felsunterständen wurden zwei Unterstände gegenüber der Feindseite in den Fels gegraben bzw. gebohrt. Es war vermutlich vorgesehen, dass die beiden um 90 Grad versetzt angefahrenen Unterstände durch fortgeführte Minierarbeit aufeinander treffen und dann einen durchgehenden Hohlgang mit beidseitigen Ein- bzw. Ausgängen ergeben. Durch den erfolgreichen Verlauf des Frankreichfeldzugs wurden die Arbeiten dann wahrscheinlich eingestellt.
Das Vorhandensein von Laufgräben und Unterständen zeigt, dass man mit feindlichen Angriffen rechnete. Als splittersicherer Unterstand bei Artilleriebeschuß sollte der begonnene, in den Berg getriebene Hohlgang dienen.
An mehreren Stellen um den Bergrand erkennt man in die Erde gegrabene Schützen-oder Mannlöcher. Sie waren als Deckungsloch für die Verteidigung bei Infanterieangriffen vorgesehen.
Bemerkenswert ist ein kleines Podest aus lose aufgesetzten Lesesteinen beim nördlichen Felsunterstand. Es hat den Anschein als ob die Truppe das Podest als Aufgangshilfe errichtet hat um vom Unterstand auf dem kürzesten Weg zur durch eine Felsspalte auf die Felsoberfläche zu gelangen (rot gestrichelte Linie).
Zur ehemaligen Belegung bzw. Einheit welche hier stationiert war ist nichts bekannt. Entweder hatte die kleine Truppe in unmittelnbarer Nähe des Postens ein Quartier in Form einer kleinen Baracke oder der jeweils dienstfreie Truppenteil hatte im nahe liegenden Ludwigswinkel seine Unterkünfte.Vom Ort aus erfolgte sicherlich auch die Verpflegung.
Die Passage unterhalb des Felsenköpfchen war damals durch Minenstreifen gesichert. Beim Räumen von Minen verunglückte am 30.10.1946 der damals 25-jährige Theo Leiner tödlich. Ein Kreuz erinnert heute an den Getöteten.
Das Unglück zeigt eindringlich, dass auch 1,5 Jahre nach Kriegsende die Gegend noch mit Munition verseucht war.
Selbst vor 15 Jahren (2010) wurden Jugendliche von ihren Eltern noch angehalten wegen der Munitionsgefahr an dem Ort nicht zu spielen 1.
Quelle
1 Daniel Wingert
Stand Dezember 2024