Bei der Burg Burgschell handelt es sich um eine frühmittelalterliche, abgegangene Klein-Spornburg.
Lage:
Die unscheinbare Reste der Kleinburg liegen auf einem bewaldeten, nach drei Seiten steil abfallenden Bergsporn zwischen Lampenhain und Bärsbach. Das Burgplateau überhöht die Talaue um etwa 50 Meter.
Koordinaten:
N49 29.987 E8 46.048
Geschichte:
Vermutet wird, dass die Erbauer der kleinen Anlage die Herrschaftshäuser Hirschberg oder Strahlenberg- beide mit Sitz an der Bergstrasse- waren. Sie hatten das Gebiet im vorderen Odenwald bis zum Bach Steinach als Lehen vom Bistum Worms erhalten. Um dieses Land zu nutzen legten sie etwa ab 1000 n. Chr. darauf neue Siedlungen an.
Auch die Äbte des Klosters Lorsch stellten Gebietsansprüche, dabei beriefen sie sich auf eine Schenkung der Mark Heppenheim durch Karl den Großen.
Es galt nun für die Bergsträßer Landesherren ihren Besitz gegen die mächtigen Nachbarn zu schützen. Dazu errichteten sie als erstes eine Verteidigungsanlage auf dem Bergrücken an der Grenze zum Nachbarterritorium.
Gleichwohl dürfte es sich hier um die Bug eines Adeligen von niederem Stand handeln.
Um 1200 n. Chr. dürfte der Besitzer die Burg verlassen und dem Verfall anheim gegeben haben.
Aufbau und Erhaltungszustand:
Der ehemalige und heutige Zugang zur Burgstelle erfolgt von Norden her über den in diese Richtung auslaufenden Grat des Berges.
Unter den Bildern weiter unten sind die noch Sichtbaren Reste der Höhenburg beschrieben.
Wissenschaftliche Untersuchungen an der Anlage fanden noch nicht statt.
In der Literatur wird Burgschell als Vorgängerburg der ca. 2 km südöstlich liegenden Burg Waldeck angesprochen.
Der Burgstelle vorgelagert befand sich ein rechtwinkelig zum Aufgang liegender Halsgraben. Der Graben ist heute noch beiderseits des Zugangs erhalten. Seine Breite beträgt ca. 8 Meter, seine Tiefe ca. 2 Meter.
Allem Anschein war der Graben jedoch nicht durchgängig. Er ist im Bereich des Zugangs unterbrochen. Zwar befindet sich hier heute eine deutliche Absenkung, darunter aber steht gewachsener Fels an. Der Eingang zur Burg war ehemals sicherlich durch ein hölzernes Tor in Verbindung mit einem Torturm gesichert.
Auf der höchsten Stelle des Berges, bei 430 Meter üNN, befindet sich das künstlich angelegte Plateau der Burg. Die Abmessung betragen ca. 11 Meter x 15 Meter = 165 Quardatmeter. Das Plateau war sicherlich mit einer umlaufenden, massiven Holzpalisade vor unbefugten Zugang geschützt. Auf der planierten Innenfläche dürfte ehemals ein mehrstöckiger Holzturm gestanden haben, welcher als Unterkunft und zur Verteidigung bei Überfällen diente.
Im Bereich der Kernburg und an den Hängen finden sich viele handliche, unbearbeitete Granitsteine. Es wäre denkbar, dass die Steine zum Ausfüllen des unteren Turmgefaches Verwendung fanden, ähnlich wie bei den Holztürmen am älteren Odenwaldlimes. Bei ehemals baumlosem Berg konnten die umlaufenden Täler vom Turm der Burg gut eingesehen werden.
Unmittelbar südlich an die Kernburg anschließend und etwa 1 Meter unterhalb derer liegend befindet sich eine etwa 11 Meter x 18 Meter große, leicht zum Bergsporn hin geneigte Fläche. Diese wurde zu Zeiten der Burg sicherlich mit genutzt und wird hier als Vorburg angesprochen.
Da sich auf dem Berg und an dessen Hängen keine Quelle befindet, musste Trinkwasser aus dem Tal hochgeschafft werden. Die Bevorratung einer gewissen Menge in eingegrabenen Tonkrügen erscheint denkbar. Am südlichen Berghang zieht sich heute ein mit anstehendem Granitsteinen befestigter Pfad zur Burg hinauf. Eventuell wurde dieser schon mit der Burg angelegt und auch zum Transport von Trinkwasser aus dem Tal genutzt.
Da die übertägigen Bauwerke der Burg überwiegend aus verghänglichem Material errichtet wurden, sind diese heute nicht mehr erhalten.
Auf den Bildern unten ist das Modell einer Motte und eines Wohn- / Wehrturms dargestellt. Es handelt sich dabei nicht um Burgschell. Die Darstellungen sollen nur dazu dienen, um sich ein ungefähres Bild einer Kleinburg zu machen.
Quelle
@ Albert Kohl, Frühgeschichte und Chronik unserer Heimat, in Festbuch des Sängerbundes Heiligkreuzsteinach 1985