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Zum Gedenken an Hans Morr

Öl im Elsass

 

Die Anfäge der Ölförderung in Frankreich und in Europa sind untrennbar mit dem Ort Pechelbronn verbunden. Der Weiler mit etwas über 900 Einwohnern liegt 42 km nördlich von Straßburg und 40 km süd-westlich von Karlsruhe im Elsass. Pechelbronn, heute Merkweiler-Pechelbronn, war bis 1950 so was wie das Mekka der Ölindustrie. 

Der Ortsname Pechelbronn setzt sich aus "Pech" und "Brunnen", = Pechbrunnen zusammen.

Pferdekopfpumpe in der Ortsmitte von Merkweiler-Pechelbronn

 

In der Auenmatt, einer wasserreichen Niederung in Ortsnähe, steigt auch heute noch Erdöl (Pech) ohne menschliches Zutun aus dem Erdinneren an die Öberfläche auf. Die dortige Nutzung des Rohöls durch den Menschen ist anhand von schriftlichen Dokumenten zurück bis ins Jahr 1500 belegbar. Mit Sicherheit haben aber schon viel früher ortskundige Menschen das Öl der Quelle benutzt. Sie gewannen das auf dem Wasser schwimmende Rohöl durch Abschöpfen und sammelten es in Behältnissen. Es wurde hauptsächlich als Heilmittel (Einreiben), gegen Ungeziefer und als Schmiere für die Radnaben von Karren und Wagen benutzt. In geringem Radius wurde das Öl auch durch Händler verteilt, welche es in einem Holzfass und mittels Karren in benachbarte Dörfer transportierten und dort lose verkauften. 

 

Im Jahr 1734 entnahm der damals 30-jährige Medizinstudent Jean-Théophile Hoeffel der Ölquelle bei Lobsann (Pechelbronn gab es damals noch nicht) Ölproben und führte damit umfangreiche Untersuchungen bzw. Analysen durch. Das Ergebnis seiner Studien veröffentlichte er an der Universität Straßburg, worauf er den Doktortitel erhielt. Dies war der Beginn der industriellen Ölförderung in Europa.

Die von Höffel untersuchte Ölquelle in der Auenmatt im Februar 2022
In einer Wiese östlich Pechelbronn natürlich aufgestiegenes Erdöl

 

In und um Pechelbronn wurde in Folge nun nach Öl gebohrt und mittels Stollen gegraben. In den 230 Jahren der Ölförderung erreichte man immer größere Bohrtiefen, bis zu 400 Meter. Die Gesamtlänge aller Stollen betrug 450 km. Um das Rohöl vor Ort weiter verarbeiten zu können entstand nördlich des Ortes Merkweiler auf einer Fläche von knapp 40 Hektar eine Raffinerie. Deren Fertigerzeugnisse wie Fett, Diesel, Kerosin, Benzin wurden mittels neu erbautem Eisenbahnanschluß zur Weiterverarbeitung oder zum Großhändler transportiert.

Zu Spitzenzeiten waren in der Pechelbronner Ölidustrie 3500 Menschen beschäftigt.

Im Jahr 1965 wurde die Ölförderung wegen Unrentabilität eingestellt und die Anlagen bis 1970 abgebaut.

Die Pechelbronner Öllager waren größtenteils ausgebeutet, und die Konkurrenz aus dem südlichen Ausland war deutlich günstiger.

Erdöl wie es auch Höffel vor fast 300 Jahren hier abschöpfte

 

Unter den Besitzern und Betreibern des Pechelbronner Ölreviers hat die wohlhabende Familie Le Bel aus Toulouse bis heute vor Ort greifbare Spuren hinterlassen. Sie ließen sich unweit der ersten Bohrstelle im Jahr 1805 ein Herrenhaus mit weiträumigen Parkanlagen, Laboratorium und Versuchslandwirtschaft erbauen. Nachdem der Betrieb 127 Jahre im Familienbesitz war, verkaufte der damalige Besitzer Joseph Achille Le Bel die gesamten Pechelbronner Mineralölwerke im Jahr 1889. Angeblich war er mit seiner Industriemanagerrolle nicht zufrieden. Er hatte Chemie studiert und kehrte wieder zu diesem Beruf zurück.

Herrenhaus Le Bel mit Nebengebäude. Erbaut 1805

Herrenhaus und Teile des Le Bel`schen Versuchsgutes existieren heute noch. Sind jedoch in einem schlechten Zustand. Allerdings hat der neue Besitzer das ehemalige Labor restauriert. In ihm befindet sich heute (2022) eine Gaststätte. Laut seiner persönlichen Aussage wird er beim Rest der Gebäude Sicherungsmaßnahmen vornehmen, damit deren Zustand sich nicht weiter verschlechtert. Für eine finale Nutzung hat er sich noch nicht festgelegt.

Von den Parkanlagen ist heute nichts mehr zu sehen. Ein Teil der ehemaligen Parkfläche wurde neuzeitlich überbaut.

Stalllungen des Versuchsgutes während der Sicherungsmaßnahmen Feb. 2022

 

Nachfolger der Familie Le Bel wurde nach deren Gründung 1899 die Deutsche Erdöl AG (DEA).

Der Ausgang des 1. Weltkriegs 1918 ermöglichte dem französischen Staat die Betriebsübernahme.

Dieser wiederum verpachtete das Werk an die Société Alsacienne d’Etudes Minières (SAEM). ​SAEM vermarktete ab 1927 unter dem Markennamen Antar die Schmierstoffe und unter dem Markennamen Socaline die Treibstoffe. 

1940, mit dem Kriegssieg über Frankreich, wurde die Fabrik wieder Deutsch.

Am 3. August 1944 erfolgte ein scherer amerikanischer Luftangriff. Rund 800 Bomben trafen das Werk und zerstörten es zu 90%.

Nach Kriegsende 1945 wurde die Firma wieder französisch und es erfolgte der Neuaufbau.

1954 ging der Betrieb von der SAEM in die Antar-Pétroles de l'Atlantique über.

Aus Antar wurde ELF, später Total, welche heute einer der großen Player im Ölgeschäft ist.

 

In 230 Jahren der industriellen Pechelbronner Ölförderung wurden insgesamt etwa 3,3 Millionen Tonnen Erdöl gefördert. Diese Menge wird heute (2020) weltweit in weniger als einem halben Tag verbraucht. 

 

Eine weitere natürliche Ölquelle befindet sich 1,8 km östlich von Biblisheim im Wald.

Ölquelle Biblisheim, Juli 2022
Alter Holzverbau, welcher zum Abschöpfen des Öls errichtet wurde
Ölquelle Biblisheim, Juli 2022

 

Quellen

@ Wikipedia

@ Ölmuseum Pechelbronn

@ Alfred Scheld-Erdöl im Elsass-Die Anfänge der Ölquellen in Pechelbronn-ISBN 978-3-89735-709-9

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© Hans-Günther und Jürgen Morr