Der so genannte Wittelsbacher Grenzweg ist ein Höhenweg zwischen den Ortschaften Birkenau und Löhrbach, welcher auf 2,4 km Länge mit 22 alten Grenzsteinen bestanden ist. In etwa der Mitte des Weges informiert eine Tafel des Geopark Odenwald-Bergstraße über die Geschichte der Grenzlinie. Auf dieser Tafel befindet sich auch eine Karte mit Lage der Grenzsteinen.
Allerdings ist die Positionierung recht ungenau. Das Auffinden einzelner Steine wird auch dadurch erschwert, dass es direkt an den Standorten der Steine keine weiteren Hinweise gibt.
Steine sind teilweise von der Vegetation überwachsen oder von Totholz überdeckt. Eine Pflege der Anlage erfolgt demnach leider nicht. Ich bin die Strecke 4 mal abgewandert um letztendlich alle Grenzsteine bis auf einen (bzw. zwei) zu finden.
Geschichtlicher Hintergrund Zur Geschichte des Grenzweges gibt die Hinweistafel bei Stein Nr. 8 die folgende Erkläung:
Markante Punkte wie Flüsse oder Höhenwege dienten in frühren Zeiten häufig der Markierung von Grenzverläufen. Da die Eigentumsansprüche häufig unklar waren, wurde
von den einzelnen Herrschaftbereichen erbittert um jede Ackerkrume gestritten. Erst mit Hilfe neuerer Vermessungstechniken konnten die seit Jahrhunderten existierenden Grenzen exakt festgelegt
werden. Auf dem Wittelsbacher Grenzweg, der als Kulturdenkmal ausgeschrieben ist, sind noch 22 Grenzsteine von der Vermessung der Gemarkung Hornbach aus dem Jahr 1746 erhalten. In die Sandsteine sind
die Wappen der Eigentümer eingehauen: Die Wittelsbacher Raute für das Hornbacher Tal, das Mainzer Rad für das Löhrbacher Tal sowie ein H für den Ort Birkenau.
Ergänzend muß hinzugefügt werden, dass der Grenzweg auch mit Steinen bestanden ist, welche andere als die oben genannte Jahreszahl, Wappen und Signatur aufweisen. |
Ausgangspunkt
Als Ausgangspunkt für die Erwanderung des Grenzweges bietet sich der Wanderparkpatz "Im Birnbaumsgrund" im Kallstädter Tal an.
Die folgende Bildserie zeigt die Grenzsteine in der Reihenfolge der Erwanderung vom Birkenau aus in Richtung Löhrbach. Die Bildnummerierung entspricht der des obigen Plans.
Bei den folgenden Grenzsteinbildern zeigt das linke Bild jeweils die dem Wanderweg zugewandte Seite.
Aufnahmezeitpunkt war im Frühjahr 2020.
Franzosenkreuz
Als erstes Denkmal passiert man das Franzosenkreuz, welches aber nicht mit dem Grenzweg in Verbindung steht. Bei dem Sühnekreuz handelt es sich um das älteste von Menschen geschaffene Flurdenkmal in der Birkenauer Gemarkung.
Die Überlieferung besagt, dass bei dem Kreuz ein französischer Offizier begraben liegt. Dieser soll von Bauern erschlagen worden sein, weil er mit seinen Soldaten ein am Reisacker gelegenes Kornfeld plünderte.
Die Franzosen haben in mehreren Plünderungszügen u.a. in den Jahren 1673/74, 1689/90 und 1799 auch das hiesige Gebiet gebrandschatzt.
Nach dem Franzosenkreuz folgt man dem Höhenweg 500 Meter aufwärts bis zur Reisacker Hütte. Bei schönem Wetter hat man von hier aus einen tollen Blick ins Weschnitztal.
Beginn des Wittelsbacher Grenzwegs
Zum Stein Nr. 1 folgt man dem Waldweg, welcher unmittelbach hinter der Hütte nach links einbiegt für 120 Meter. Dort steht der Stein links unterhalb des Weges.
Man geht zurück zur Hütte und findet direkt hinter dieser den Stein Nr. 2. Es ist der erste von 2 Dreimärkern am Grenzweg.
Die nächsten Grenzsteine befinden sich direkt neben dem Wanderweg und sind bis auf Nr. 3 und 4 gut zu finden.
Grenzstein Nr. 5 gehört zeitlich nicht direkt in den Verbund der restlichen Steine. Während das Gros der Grenzsteine die Jahreszahl 1794 aufweist, ist in Nr. 5 die Jahreszahl 1817 eingeschlagen.
Zwischen dem Stein Nr. 7 und 8 kann man eine Gräbchen erkennen, welches an Stein Nr. 8 talwärts nach links abknickt. Es handelt sich hier um den verflachten Grenzgraben, welcher als weitere Kennzeichnung der ehemaligen Grenzlinie in alter Zeit hier angelegt wurde.
Bei Stein Nr. 8, welcher vom Weg am Waldrand in den Wald versetzt steht, befindet sich eine Rastgelegenheit mit Holzbänken und Tisch. Rechts daneben steht die Erklärungstafel zum Grenzweg.
Von der Waldkante aus hat man einen phantastischen Ausblick ins Löhrbacher Tal und auf die angrenzenden Odenwaldhöhen.
Stein Nr. 9 befindet sich laut Plan ca. 25 Meter nördlich von (hinter) Stein Nr. 8. Aufgrund seiner Ausführung passt der dort befindliche Stein zeitlich aber nicht zum Rest der Grenzsteine. Es dürfte sich vielmehr um einen neuzeitlichen Stein aus dem vergangenen Jahrhundert handeln. Ich habe diesen Stein daher als Platzhalter für den nicht gefundenen Stein Nr. 9 angesprochen.
Nachdem man Stein Nr. 12 passiert hat, befindet sich auf der rechten Seite eine großzügig eingezäunte Wiese. Wenn man Glück hat sieht man dort Bisons grasen. Diese gehören zu dem im Tal befindlichen Hotel Lammershof, welcher das Fleisch der Tiere als Spezialität auf seiner Speisekarte anpreist.
Nachdem man Stein Nr. 17 passiert hat, welcher rechter Hand vor einer Christbaumschonung steht, sieht man an der folgenden Wegekreuzung zu Fuß einer Eiche den 2. Dreimärker der Strecke - Nr. 18 - stehen. Man geht den dort links ins Tal abbbiegenden Waldweg 250 Meter hinab und erreicht dort den rechts des Weges stehenden Stein Nr. 22.
Nachdem man Nr. 22 besichtigt hat geht man wieder den Weg hoch zu Stein 18 und folgt weiter dem Weg in östlicher Richtung. Alle nun folgenden Steine befinden sich rechts des Weges.
Bis zum letzten offiziellen Stein der Strecke, der Nummer 21, wandert man in einem buchenbedachten, erodierten Weg.
Stein Nr. 20a wurde von mir hier eingefügt, obwohl er nicht offizieller Bestandteil des Grenzweges ist. Der Stein weist keine Bearbeitungsspuren auf. Allerdings sprechen Form und Standort für eine hier vorsätzlich positionierte Wegemarke.
Ende des Grenzweges
Bei Stein Nr. 21 hat man das Ende des Wittelsbacher-Grenzwegs erreicht. Entweder man geht den Weg wieder zurück oder man wechselt über Löhrbach auf die gegenüberliegende Bergseite und wandert über Kallstadt zurück zum Ausgangspunkt.