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Zum Gedenken an Hans Morr

Ehemaliger Porphyr - Steinbruch Vatter in Dossenheim

Steinbruch Vatter, Panorama des Hauptbruchs

Als letzter der Dossenheimer Steinbrüche wurde der Bruch der Fa. Vatter im Jahr 2003 wegen des auslaufenden Pachtvertrages mit der Stadt Dossenheim stillgelegt. Seitdem wurde leider schon viel von den alten Anlagen wild abgerissen. So auch die Materialseilbahn im Jahr 2003.

Die Stadt Dossenheim hat meines Erachtens die große Chance vertan, die zum Teil aus den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts stammenden Anlagen des Steinbruchs in Gänze als Industriedenkmal zu erhalten. Zumal die Steinbruchindustrie den Dossenheimern über Jahrhunderte hinweg Arbeit und Brot verschaffte.

Die folgenden Bilder dokumentieren die noch vorhandenen Anlagen Stand 2015 / 2016. Die Anlagen werden in den kommenden Jahren voraussichtlich allesamt abgebaut und verschrottet werden.

Am Ende wird die Dokumentation durch alte Schwarzweisbilder der Werksanlagen ergänzt.

 

 

Ansichten der Abbaubereiche

Steinbruch Vatter: Hinterer Bruchbereich, an welchem bis zur Einstellung der Arbeiten Gestein abgebaut wurde
Panoramaaufnahme des Steinbruchs Vatter
Hinterer Abbaubereich vom Fuß des Kirchberges gesehen

 

 

Die folgenden Schilderungen stammen von Bernhard Wink

 

Herr Wink arbeitete bis zur Einstellung des Betriebes unter anderem als Sprengmeister im Steinbruch Vatter. Er ist als Verwalter auch heute (2016) noch für die Abwicklung der Anlagen verantwortlich.

 

Der erste Gesteinsabbau wird für die Zeit um 1860 erwähnt.

In Spitzenzeiten arbeiteten im Steinbruch 1200 Leute. Wobei hierzu auch die zulieferenden Handwerker wie Schreiner, Sattler, Schmiede, Fuhrleute, Hilfsarbeiter usw. zählten.

 

Im Freien wurde wurde in den Sommermonaten ab 3 Uhr in der Nacht gearbeitet. In der Mittagssone war die schwere, körperliche Arbeit nicht möglich. Feierabend war um etwa 17 Uhr, wenn es Störungen gab auch später. Geregelte Arbeitszeit gab es nicht. Der Steinbruch wurde in der Regel erst dann verlassen, wenn sichergestellt war, dass die Arbeit am Folgetag störungsfrei aufgenommen werden konnte. Für die Kunden war es wichtig, dass die Lager an der Talstation der Seilbahn morgens mit allen Körnungen gefüllt waren. 

 

Der Zusammenhalt der Arbeiter war immer gut. Man half einander aus wenn und wo es möglich war. Es gab auch eine Kantine, der Bau existiert heute noch. Zwei Frauen waren als Köchinen darin beschäftigt und versorgten die Arbeiter mit günstigem, warmem Mittagessen. Als die Zahl der Arbeiter stark abnahm wurde die Essenszubereitung eingestellt. Die Leute mussten sich wieder von Zuhause versorgen.

 

Im Schnitt wurden etwa 1,5 Tonnen Sprengstoff im Monat verbraucht. Gesprengt wurde zur vollen Stunde. Um entweder um 9-12-15 oder 17 Uhr, wobei natürlich nicht jeden Tag Sprengungen erfolgten. Die Bauern der Gegend orientierten sich früher zeitmäßig an den Sprengungen zu den vollen Stunden.

 

Bewegt wurden die Loren im Steinbruch bis Anfang der 60-er Jahre mit dieselbetriebenen Feldbahnen. In den Jahren um 1900 von Dampflokomotiven. Ab den 60-er Jahren erfolgte der Transport mit amerikanischen Militär-LKW's. Herr Vatter erhielt die ersten Fahrzeuge zu günstigen Konditionen nach dem Koreakrieg direkt von der US-Armee. Da Bernhard Wink LKW-Mechaniker gelernt hatte, konnten die Fahrzeuge von ihm direkt im Steinbruch gewartet und repariert werden. Hierfür war oft auch ein Wochenendeinsatz erforderlich, damit die Nutzkraftfahrzeuge an nächsten Montag wieder einsetzbar waren.

 

Bei der Zerkleinerung des Porphyrs durch die Brechwerke ging der Ablauf logischerweise immer von grob nach fein. Nachdem der Stein in einem Vorzerkleinerer z.B. auf Grobschottergröße (etwa Faustgroß) gebracht wurde, vielen die kleineren Bestandteile durch ein Rüttelsieb und wurden dem nächsten Brecher zugeführt. Dieser zerkleinerte wiederum auf die nächste Körnung. Die kleinste Körnung betrug 0,2 mm. Dieser Quarzsand wurde bis nach Holland geliefert. Er wurde dort dem Ton begemischt um dessen Festigkeit zu erhöhen. Der Porphyr war hitzebeständig und frostsicher. Aus dieser Mischnung wurden Tonrohre gefertigt.

 

0 bis 8 mm Brechsand wurde z.B. als oberste Schicht auf Rad- und Wanderwege eingebracht. Dort ergab er eine wasserdurchlässige, glatte Schicht.

Gelb- oder Lehmschotter in der Körnung 0-12 mm bzw. 0-16 mm, Vorsieb genannt, wurde 5 bis 6 cm stark in Forstwege eingebaut und abgewalzt. Der Lehmanteil verschloß die Poren und bewirkte eine Wasser-Undurchlässigkeit der Decke.

 

Sonstige Standardkörnungen waren 2-5 mm / 5-8 mm / 5-16 mm / 65-68 mm (Gleisschotter) und maximal 120 mm messende Brocken.

Abfall bzw. nicht weiter veräußerbares Material gab es bei der Zerkleinerung nicht.

 

Früher existierten mehrere Dampfmaschinen im Steinbruch, welche die Brecher, Sortieranlagen und die Seilbahn über Transmissionen antrieben. Ab etwa 1906 erzeugte im Werk ein Generator Strom, welcher bei Überschuß auch ins Ort geliefert wurde. Später wurde ein Stromanschluß ins Werk gelegt und auf elektrische Antriebe umgestellt.

Der Schornstein der Dampfmaschinenanlage wurde im 2. Weltkrieg von den anrückenden Amerikanern beschossen und erhielt 2-3 Treffer an der Spitze, worauf das obere Viertel abbrach. Später wurde durch einen umlaufenden Betonkranz der unbeschädigt obere Schorsteinbereich stabilisiert, obwohl der Schlot damals schon nicht mehr benötigt wurde.

 

Der Materialtransport ins Tal zu den Silos erfolgte mittels Schwebe-Drahtseilbahn. Größere Steine (Sticksteine, Wasserbausteine für Uferbefestigungen) konnten allerdings nicht mittels Seilbahn transportiert werden. Dies war nur mit LKWs möglich. Die Abfahrt erfolgte durch die schmalen Straßen von Dossenheim. In späteren Jahren benötigte man hierfür eine Sondergenehmigung der Stadt. Die mit der Abfuhr verbundene Belästigung der Anwohner war einer der Hauptgründe für die Stillegung des Steinbruchs.

 

Auf dem Steinbruchgelände befand sich ein kleines Fachwerkhäuschen.In diesem wurde den Arbeitern der Lohn ausgezahlt. Das Häuschen wurde abgetragen und befindet sich heute im ehemaligen Steinbruch Leferenz in Dossenheim. Laut Herr Wink handelt es sich bei den kleinen Bauwerk um eines der ältesten Gebäude des Steinbruchs.

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© Hans-Günther und Jürgen Morr