Das Beerfurther Schlösschen ist eine abgegangene, frühmittelalterliche Klein-Spornburg.
Lage
Die Reste der kleinen Anlage liegen ca. 1,3 km süd-östlich von Kirch-Beerfurth und 700 Meter südlich des Weilers Hutzwiese auf einem von Nord nach Süd verlaufenden Höhensporn im Wald. Die Burgstelle ist zu Fuß vom Wanderparkplatz Vierstöck aus in etwa 20 Minuten zu erreichen.
Die Höhe der Anlage über der Meeresspiegel beträgt 340 Meter.
Koordinaten
N49 42.942 E8 53.082
Geschichte
Da von der Burg keine schriftlichen Dokumente überliefert sind, existieren nur Vermutungen zu deren Geschichte. Man vermutet, dass das Beerfurther Schlösschen die Vorgängerburg des Schlosses Reichenbach bei Reichelsheim ist. Die Anfänge der Kleinburg dürften daher vor dem Jahre 1200 liegen, wie auch die anderen Kleinburgen im mittleren Odenwald. Nach der Erbauung des Reichenbacher Schlosses hat man das Beerfurther Schlösschen aufgegeben. Das Schlösschen gilt als westlicher Eckpfeiler des Erbacher Herrschaftsbereichs. Aufgabe der Burg war wohl die Kontrolle des oberen Gersprenztals und die Überwachung der alten Strasse von der Bergstrasse ins Mümlingtal.
Verbrieft ist die Abfuhr großer Steinmengen in den letzten 200 Jahren. In der Mitte des 18. Jahrhunderts standen jedenfalls noch ansehnliche Teile der Burg. Der Zehntschultheis Heiß von Reichelsheim berichtet anno 1740, dass die Beerfurther Bürger mit ihrem Schulmeister auf das "alte herrschaftliche Schloß" gekommen sind, um von dort Steine für den Bau eines Schulhauses zu holen. Trotz des Verbotes des Amtmanns Wittich das Graben und Holzfällen an der Burg einzustellen, wurde die Ruine in der Folgezeit weiter gründlich ausgebeutet.
Erhaltungszustand
Steigt man aus nord-westlicher Richtung den Berg zur Ruine hinab, sieht der aufmerksame Betrachter 95 Meter oberhalb der Burg und unmittelbar rechts des Weges ein aus flachen Erdwällen bestehendes geviert von etwa 8 x 13 Meter. Hierbei dürfte es sich um ein künstlich angelegtes Wasserreservoir handeln, welches die ca. 20 Höhenmeter unterhalb liegende Burg mit Wasser versorgte. Über eine ins nördliche Seitental führende Erosionsrinne scheinen die überlaufenden Wasser abgelaufen zu sein.
Vorgraben
80 Meter weiter bergabwärts finden sich mehrere flache Vertiefungen im Waldboden. Hierbei handelt es sich um den teilweise verfüllten Vorgraben. Ob diesem vorgelagert noch weitere Annäherungshindernisse lagen, lässt sich nicht mit Bestimmtheit sagen.
Halsgraben
Nach weiteren 30 Metern folgt der gut erhaltene, ca. 3 Meter tiefe und 6 Meter breite Halsgraben. Er verläuft quer zum Bergsattel und versperrte dem Feind den am leichtesten zu berennenden Zugang zur Burg. Der Graben wurde in den anstehenden Fels eingetieft und das gewonnene Steinmaterial in der Burg vermauert.
Unterburg
Unmittelbar an den Halsgraben schließt die eigentliche Burgstelle an. Deren Plateau befindet sich ca. 6 Meter über über der Sohle des Halsgrabens. Sie hat eine annähernd eliptische Grundfläche von etwa 33 x 43 Meter. Das Plateau der Unterburg wurde von einer umlaufenden, vermörtelten Ringmauer aus Lesesteinen begrenzt. Geringe Reste dieser Mauer sind an der Nord-Westseite erhalten. Besonders im Osten fällt das Gelände der Burgstelle steil ab. An diese Seite angelehnt befindet sich mit einer Fläche von 13 x 14 Meter die Hauptburg bzw. der Turmhügel des Beerfurther Schlösschens.
Hauptburg
Der Hügel der Hauptburg erhebt sich heute noch ca. 2 Meter über die Unterburg. Deutlich sichtbar sind die Fundamentreste der ca. 2 Meter dicken Mauern. Das Turmgebäude dürfte demnach eine stattliche Höhe gehabt haben und verfügte über einen umlaufenden, zinnenbewehrten Verteidigungsgang. Der etwa 10 x 10 Meter messende Innenhof war ehemals sicher mit Fachwerkgebäuden bestanden.
Erforschung
Der in Brensbach geborene Gymnasialprofessor und Altertumsforscher Eduart Anthes führte Grabungen am Beerfurther Schlösschen durch. Seinen Grabungsbericht schließt er 1887 mit der Feststellung, dass es wenig lohnend sei weiter zu graben und dass die Untersuchungen nicht das ergeben haben, was er sich davon erhoffte. Betrübend sei es auch, dass man nicht mehr in der Lage sei, mehr über diese Anlage herauszufinden. Aus seinen Ausführungen ist ersichtlich, dass der Burgstall zum Zeitpunkt seiner Ausgrabung schon weitestgehend seines Baumaterials beraubt war.