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Zum Gedenken an Hans Morr

Ringwall bei Schriesheim

Ringwall mit vorgelagertem Graben

Am westlichen Odenwaldhang über Schriesheim befindet sich im Wald eine kleine Ringwallanlage. Auf topografischen Karten ist die Anlage als "Archäologische Fundstelle" bzw. "Schanze" eingetragen.

 

Der Ringwall liegt 353 Meter über dem Meeresspiegel und überhöht Schriesheim damit um 237 Meter. Die GPS Koordinaten des Zentrums sind N49° 28.290' E8° 40.592'.

Lage des Ringwalls östlich von Schriesheim

Möchte man zu der kleine Anlage aufsteigen, bietet sich als Ausgangspunkt der Parkplatz bei der Strahlenburg an. Von dort geht es kontinuierlich bergauf. Oben angekommen sieht man als erstes die Odenwaldhütte mit dem davor liegenden Aussichtspunkt. Unmittelbar hinter der Hütte befindet sich der talseitige Zugang zum Ringwallinneren. Der Wanderweg durchquert die Anlage entlang ihrer Längsachse.

Nord-östlicher Zugang (Talseite). Blick ins Innere der Anlage. Unmittelbar links, ausserhalb des Bildes, befindet sich die hölzerne Odenwaldhütte.
In der Bildmitte der Graben mit neuzeitlicher Aufschüttung, dahinter bergseitiges Tor der Wallanlage

Abmessungen

Die Längsausrichtung der Wallanlage liegt in nord-west / süd-östlicher Richtung. Die Umwehrung folgt an den drei Talseiten der Hangkante.

Die Längsseite ist 48 Meter lang, in der mittleren Breite mißt die Anlage 29 Meter. Dies entspricht einer Fläche von 1195 Quadratmeter. Vom talseitigen Zugang bis zum Bergseitigen steigt das Gelände um 10 Meter an, während in Querrichtung das Innengelände keine nennenswerten Höhenunterschiede aufweist.

Legende zu obigem Bild

1 = Schutzhütte mit davor liegendem Aussichtspunkt

2 = Ringwall

3 = Berme

4 = Halsgraben

5 = Südöstlicher Zugang

6 = Wanderweg

7 = Nordwestlicher Zugang

Über die Hangkante abgerutschter Steinwall

Umwehrung

Bis auf einen Teil der Nordwestseite ist die aus anstehenden Lesesteinen aufgesetzte Mauer als Schuttwall noch deutlich im Gelände zu verfolgen. Die Steine der Nordwestseite sind am unmittelbar angrenzenden Hang hinunter gerutscht. Die heutige Höhe der auseinander geflossenen Mauer beträgt ca. 0,5 Meter und erreicht an der Südostseite noch eine Höhe von etwa 1,5 Meter.

An dieser Stelle dürfte die Mauer auch ehemals ihre größte Höhe gehabt haben, da dort nach einer 14 Meter breiten, flachen Berme das Gelände steil ansteigt und die Ringwallanlage um bis zu 12 Meter überhöht. Die anderen drei Seiten der Anlage waren durch die natürlichen Abhänge besser geschützt

Blick von der nordwestlichen Ecke ins Innere der Anlage. Rot überfärbt die zerfallene Mauer. Vorne rechts und hinten in der Bildmitte mit roten Linien angedeutet die (heutigen) Zugänge

Mauer-Rekonstruktion

Die Steine für die Mauer wurden mit Sicherheit direkt an Ort und Stelle als Lesesteine eingesammelt. Nur unweit der kleinen Befestigungsanlage befindet sich der ehemalige Porphysteinbruch Schriesheim, welcher bis 1967 ausgebeutet wurde. Die Steine wurden trocken, also ohne Zementierung  aufgesetzt. Ob sich im Mauerinneren ehemals ein stabilisierendes, kastenförmiges Holzgerüst aus waagrecht vernagelten Balken- ähnlich dem Murus Gallicus- eingebaut war oder eine vernagelte Versteifung aus Holzbalken wie bei einer keltischen Pfostenschlitzmauer kann aufgrund fehlender Untersuchungen nicht gesagt werden.

Die Mauer dürfte ehemals eine Breite von 1,0 bis 1,5 Metern und eine Höhe von ca. 2 Metern gehabt haben. Es ist anzunehmen, dass sich oben aufgesetzt noch eine hölzerne Brustwehr mit Umgang befand. Damit ergäbe sich eine ursprüngliche Gesamthöhe von 3,5 Metern. Dieses Höhenmaß wird auch bei anderen, kleineren Fliehburgen angenommen. Von einer inneren Wallanschüttung ist nichts zu sehen.

 

Darstellung des Ringwalls und des Schriesheimer Steinbruchs am Ölberg

Tor(e)

Mit großer Sicherheit deckt sich der heutige, nordwestliche Zugang mit dem antiken Eingang. In wie weit der heutige südöstliche Ein- bzw. Ausgang auf eine antike Toranlage zurückgeht, kann ohne fundierte Grabung nicht gesagt werden. Wegen der geringen Breite der Eingänge ist mit einem einflügeligen Holztor zu rechnen. Dies könnte auch in ein hölzernes Torgebäude integriert gewesen sein.

Moderner Wegebauschnitt (?) durch die Mauer an der Südostseite
Im Vordergrund rot überfärbt die Berme. Im Hintergrund der Anstieg zum Ölberg

Berme

An der Südostseite setzt sich der Geländesporn, auf welchem sich der Ringwall befindet, zum Ölberg hin fort. Ca. 25 Meter von der Mauer entfernt steigt das Gelände schroff um bis zu 12 Meter an. Daher war hier die empfindlichste Stelle der Befestigung. Ein Angreifer hätte demnach von dieser Seite aus die kleine Befestigung berannt. Die Erbauer der Wallanlage versuchten dem durch die Anlage einer etwa 12 Meter breiten Berme mit vorgelagertem Halsgraben zu begegnen.

Halsgraben

Als erstes Annäherungshindernis für von der Bergseite anstürmende Angreifer legten die Erbauer des Ringwalls einen rund 55 Meter lagen, leicht bogenförmigen Halsgraben an. Der Trockengraben ist im Gelände heute noch deutlich sichtbar. Er wird auf einer neuzeitlichen Aufschüttung vom Wanderweg, welcher auch die Wallanlage in Längsrichtung durchquert, überbrückt. Die beim Aushub gebrochenen Steine dürften in der Mauer der Befestigung verbaut worden sein. Zu den beiden abfallenden Hangseiten läuft der Graben aus.

Die Breite des Grabens betrug oben ca. 4 Meter. Die ursprungliche Tiefe kann wegen nätürlicher Verfüllung nur geschätzt werden. Hier sind etwa 2 Meter anzunehmen.

Grabenprofil in Südwestrichtung, an rechten Bildrand der Wallansatz

Zeitstellung

Auch hier ist eine verläßliche Aussage wegen fehlender Untersuchungen vor Ort bzw. ausstehenden Funden nicht möglich. Ringwallanlagen in der vorliegenden Art wurden von der Bronzezeit bis ins frühe Mittelalter- also von 2200 vChr. bis 1050 nChr.- angelegt. Ein Schwerpunkt lag in der Zeit der Normanneneinfälle um 900 nChr.

Grabenprofil in Nordostrichtung. In der Bildmitte die Anschüttung des querenden Wanderweges, an linken Bildrand der Wallansatz

Zweck

Es ist davon auszugehen, dass die verhältnismäßig kleine Wallanlage nicht dauernd besiedelt war. Sie ist eher als geschützter Rückzugsort einer kleinen, in unmittelbarer Nähe lebenden Gruppe oder Sippe in Notzeiten anzusehen. Der der Anlage vorgelagerte Aussichtspunkt an der Schutzhütte erlaubte schon immer eine Beobachtung der Rheinebene und der antiken Bergstrasse. Ebenso konnte das von Schriesheim in den Odenwald führende Kanzelbachtal observiert werden.

Womöglich ist die Anlage auch als Vorgänger der nur 650 Meter entfernten Strahlenburg anzusehen.

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© Hans-Günther und Jürgen Morr