Jagsttalbahn Seite 4
Bahnhof Westernhausen, km 26,0
Bis zum westlichen Ortseingang von Westernhausen ist die Bahnstrecke mittlerweile komplett zugewachsen. Die Schienen liege noch auf den morschen Holzschwellen. Nach dem Passieren des Ortseingangs verschwinden die Schienen unter der Teerdecke der Brückenstraße, weche die Bahn zu Betriebszeiten hier querte. Die Fläche des ehemals 150 Meter langen Bahnareals mit rund 3000 m2 Fläche wird heute von einem geschotterten PKW-Pakplatz eingenommen. Das alte Bahnhofsareal wird durch die 4 Straßen Brückenstraßen, Bahnweg, Sternbachstraße, Mühlwiesenweg begrenzt.
Beidseits des Haupgleises gab es ein Umfahrgleis und ein Stumpfgleis zu der heute noch vorhandenen Seiten - / Kopfverladerampe. Von den Gleisen ist hier nichts mehr zu sehen.
Auch das aus Backsteinen aufgemauerte Wartehäuschen ist verschwunden. Wie auch an vielen anderen Stellen der Fall wurde die Strecke damals so geplant, dass die Bahn den Ort ehemals nur tangierte bzw. nicht durchfuhr.
Nach dem Verlassen des Bahnhofs Westernhausen verläuft die sichtbare Strecke hinter neuzeitlichen Industriegebäuden. Der Radweg wird nördlich um die Industrieansiedlung herum geführt um nach 400 Meter wieder auf die Bahntrasse zu treffen. Der nun unmittelbar neben der Bahnlinie verlaufende Grüne Planweg nennt sich bezeichnender Weise "Bahnweg". Die Linie läuft die nächsten 700 Meter als Geländekante durch freie Feldflur. Sie ist niedrig überwachsen und vom parallel verlaufenden Radweg aus gut zu verfolgen. Der Oberbau ist vorhanden. Die Holzschwellen- wie an anderen Streckenabschnitten auch- mehr oder weniger verrottet.
Hinweis: Vor der nun folgenden Jagst-Hauptbrücke verläßt der Radweg den Verlauf der Bahnstrecke und stößt erst wieder nach Krautheim auf die alte Bahnlinie. Die bis dorthin beschriebenen Orte wurden separat angefahren.
Jagstbrücken bei Winzenhofen
Vor dem Haltepunkt Winzenhofen überquerte die Bahn das hier 220 Meter breite Tal der Jagst auf 3 Stahlbrücken. Die erste Brücke und die folgenden Beiden wurden durch einen künstlich aufgeschütteten Erddamm verbunden. Bei der Ersten, rund 23 Meter langen Brücke handelt es sich um eine langrechteckige, symmetrische Flutbrücke aus vernietetem Stahlfachwerk. Ihr Durchlaß hatte die Aufgabe, bei Jagsthochwasser die nachfolgende Hauptbrücke durch ihren Durchlass zu entlasten.
Nach der Flutbrücke führten die Bahnerbauer die Strecke über den oben erwähnten Erddamm. Diesem folgt die mittlere Hauptbrücke. Sie ist 36 Meter lang und ebenfalls Stahlfachwerk erbaut, jedoch mit radienförmigen Entlastungsbögen (Bogenbrücke) überspannt. Unmittelbar an deren Ende wurde die dritte Brücke- wiederum als Flutbrücke wie die Erstgenannte- angebaut. Deren freie Länge beträgt 30 Meter. Bogen- und angrenzende Flutbrücke teilen sich ein freistehendes Brückenfundament.
Links die rechte (3.) Flutbrücke. Rechtes Bild das linke Widerlager der Bogenbrücke über die Jagst.
Alle drei Brücken befinden sich- bis auf die Holzschwellen und die seitlichen Laufbretter- in einem verhältnismäßig gutem Zustand. Vom Betreten der Brücken ist wegen der morschen bzw. fehlenden Beplankung dringend abzuraten !
Die drei Brücken sind seit dem Abriß der Möckmühler Jagst- und Seckachbrücke die letzten eindrucksvollen Brückenbauwerke der Jagsttalbahn.
Bahnhof Winzenhofen, km 28,1
Nachdem das Flusstal der Jagst überquert war schwenkte die Bahn in einem schwachen Rechtsbogen nach Westen weiter Jagstaufwärts um in den Bahnhof Winzenhofen einzufahren. Der Ortskern liegt ca. 720 Meter in westlicher Richtung vom ehem. Bahnhof entfernt. Das kleine, einfache Bahnhofsgebäude ist in renovierungsbedürftigen Zustand erhalten. Es ist aktuell eingezäunt und nicht öffentlich zugänglich.
Das ehemals etwa 3000 m2 große Bahnhofsareal ist heute nicht mehr in Gänze zu erkennen, da ein Teil davon als Lagerstätte und ein weiterer Teil landwirtschaftlich genutzt wird. Es dürfte zwischen 150 und 200 Meter lang gewesen sein. Das Haupgleis ist unter Buschwerk erhalten. Von einem ehemals vorhandenem Ladegleis ist nichts mehr zu sehen.
Unter Buschwerk verborgen stehen noch mehrere Rollböcke auf dem Hauptgleis und rosten vor sich hin.
Nach Winzenhofen verläuft die Bahnstrecke mit wechselndem Abstand rechts neben der L1025 bzw. links der Jagst. Sie ist auch hier unter einem dichten Vegetationsstreifen verborgen. Der Oberbau ist vorhanden.
Vor dem Bahnhof Marlach biegt ein Weg nach rechts zum Sportplatz ein. Im Belag des Weges ist der querende Schienenstrang zu sehen. Unmittelbar danach passierte die Bahn ein kleines Bächlein auf einer Brücke aus Profilstahl. Diese Brücke wird heute als Fussweg genutzt.
Der nächste Bahnhof Marlach lag wieder außerhalb der Ortschaft. Bevor die Bahn den Bahnhof erreichte querte sie in spitzem Winkel die L1028 (Gommersdorfer Straße). Die Gleise sind dort überteert.Unmittelbar nach der Kreuzung steht das wunderbar renovierte Bahnhofsgebäude mit anschließendem Güterschuppen. Die Gleise laufen unter Gras verborgen hinter dem Gebäude vorbei. Von dem ehemaligen Umfahrungsgleis ist nichts mehr zu sehen.
Bahnhof Marlach, km 29,5
Weiter ging es dann in Richtung Gommersdorf. Wobei die Strecke heute stark verbuscht dicht hinter dem großen Raiffeisenkomplex verlief. Hier befindet sich noch ein Ladegleis mit komplett erhaltener Weiche. Das Industriegebäude existierte demnach schon zur Betriebszeit der Bahn und war auch deren Kunde.
Bahnhof Gommersdorf, km 31,0
Vom ehem. Bahnhof Marlach bis zum nächsten Bahnhof Gommersdorf waren es nur 1,5 km. Die erhaltene Bahnlinie schwenkt nach dem Passieren der Raiffeisenanlage wieder auf die L1025 ein. Der Streckenverlauf ist wiederum durch einen Bewuchsstreifen links der Landstraße auszumachen. Da die Bahnlinie etwa einen Meter höher als die Straße liegt wurde der Bahndamm zur Straße hin mit eine Steinmauer abgegrenzt.
Vor Gommersdorf erreicht die Strecke wieder die gleiche Höhe wie die paralell verlaufende Landstraße. Gleich am Ortseingang wurde die Hauptstraße gekreuzt. In der Kreuzungsstelle sind die Schienen zu sehen. Nach weiteren 130 Metern fuhr der Zug in den Bahnhof Gommersdorf ein. Ehemals existierte hier ein Umfahrungs- und ein Ladegleis. Beide sind nicht mehr vorhanden. Auch von dem alten Wartehäuschen finden sich keine Spuren mehr. Das Bahnareal dürfte auch hier eine Fläche von etwa 3000 m2 eingenommen haben haben. Links anschließend befindet sich heute eine größere, geschotterte Freifläche, welche als Parkplatz genutzt wird. Wahrscheinlich diente dieses Areal zu Bahnzeiten als Umschlag- und Lagerplatz. Das Hauptgleis ist stellenweise unter der Grasnabe verschwunden, aber vorhanden.
Im weiteren Verlauf folgt die Bahntrasse links parallel der L1025 in Richtung Krautheim. Bei km 31,6 kreuzt die Strecke zum 2. mal den Einmündungsbereich der Hauptstraße in die L1025. Unmittelbar nach der Kreuzungsstelle wird der Zimmerbach mittels einer ca. 6 Meter langen Stahlbrücke überquert.
Die nächsten 1,2 km bis zum Ortseingang von Krautheim kann man links ca. 1,5 Meter über der L1025 den stark überwachsenen Bahnkörper erahnen. Zur Straße hin ist wieder durch eine Bruchsteinmauer abgegrenzt. Die Strecke wurde von den Erbauern hier vergleichsweise geradling ausgeführt.