Jagsttalbahn Seite 3
Bahnhof Berlichingen, km 18,5
Die heute geschotterte Freifläche links der Industriestraße war das Betriebs- und Umschlaggelände des Güterbahnhofs. Die Fläche betrug etwa 120 x 20 Meter = 2400 m2. Sie wird heute als Parkfläche genutzt. Von den umfangreichen Gleisanlagen, Laderampen und Rollbockgrube ist nichts mehr zu sehen. Schienen des durchgehenden Hauptgleises findet man erst nachdem man die darüber liegende Erde beseitigt.
Nördlich der Betriebsfläche steht das alte Bahnhofgebäude mit angebauten Güterhallen. Die Anlage befindet sich in passablem Zustand. Das Dach war bei meinem Besuch teilweise mit Folie abgedeckt, was auf eine schadhafte Eindeckung schließen läßt. Das Hauptgleis läuft parallel zu den Bahngebäuden weiter durch das Ortszentrum. Auf den folgenden Fotos ist es zu sehen.
Das rechte Bild unten zeigt als Kuriosität die Einbeziehung des Gleises (schwarze Pfeile) in den mit Steinplatten gepflasterten Zugang zum Wohnhaus Tränkeweg 5/1.
Heute undenkbar ist die Streckenführung durch den Ortskern von Berlichingen. Die Bahn teilte sich hier auf etwa 65 Meter Länge die Strecke mit der Industriestraße. An deren Ende überquerte sie rechtwinkelig die Hauptstraße um in einen gegenüber liegenden Geländeeinschnitt weiter in Richtung Schöntal einzufahren. In diesem Streckenabschnitt sind keine Gleise mehr zu sehen. Wahrscheinlich befinden sie sich aber noch unter der Teerdecke.
Nach Verlassen des Ortsbereichs Berlichingen lief die Bahn in einem Rechtsbogen um den Ort am Hangfuß entlang und folgte wieder parallel der Jagst. Der Radweg nutzt auch hier die gegenüber liegende Talseite. Er folgt der Schöntaler Straße. Zum Zustand der Bahnstrecke in diesem Bereich kann hier daher keine Aussage gemacht werden.
Bahnhof Schöntal, km 20,5
Vom Radweg aus sieht man schon von weitem die markante Siluette des bekannten Klosters Schöntal. Vor dem Kloster wechselt man wieder die Talseite über die alte Jagstbrücke. Unmittelbar nach der Brücke querte die Bahn die Straße und fuhr in den anschließenden Bahnhof Schöntal ein.
Der gesamte Bahnhof Schöntal wurde von einem Eisenbahnfreund vorbildlich renoviert. Das Bahnhofsgebäude mit angebauter Lagerhalle ist vorhanden. Im Bahnhofsgebäude befindet sich heute eine Gaststätte. Im Sommer hat man die Möglichkeit im anschließenden Biergarten zu sitzen.
An die angebaute, hölzerne Lagerhalle schließt die Laderampe an. Das durchgehende Hauptgleis ist vorhanden. Auf dem Umfahrgleis stehen einige unrestaurierte Wagen der Jagsttalbahn. Vom ehemals vorhandenen Stumpfgleis ist nichts mehr zu sehen. Das gesamte Bahnhofsareal mit seine ca. 165 Meter Länge und 4100 m2 Fläche vermittelt einen sehr gepflegten Eindruck. Der Talaufwarts anschließende Parkplatz war ehemals der Betriebs- und Lagerplatz der Bahn.
Weiter geht es flußtaufwärts durch die Jagstniederung in Richtung Bieringen. Der Radweg folgt in Schöntal wiederum nicht der Bahnstrecke. Man durchfährt den Ort auf der L1025 um nach 700 Meter nach links in die Talaue abzubiegen. Kurz nach der Einmündung in den Radweg kreuzt die Bahn diesen. Der Oberbau ist vorhanden.
Im weiteren Verlauf folgt die Bahn im Abstand von etwa 250 Meter parallel dem geschwungenen Verlauf der Jagst durch die Talaue. Der kleine Bahndamm, neben dem nun wieder der Radweg verläuft, ist samt Oberbau sichtbar. Die hölzernen Schwellen befinden sich nach all den Jahrzehnten im fortgeschrittenen Zerfallszustand.
Haltepunkt Bieringen Schulzentrum, km 23,0
Der Haltepunkt Bieringen Schulzentrum befand sich unmittelbar unterhalb des Schulzentrums "Max-Eyth-Schule". Gelegen unmittelbar westlich von Bieringen. Die Schüler hatten es vom Haltepunkt aus nur 100 Meter hoch zur Schule. Bahngebäude waren dort nicht vorhanden.
Der Haltepunk existiert heute noch genau so wie er in den 70_er Jahren war. Die Tatsache, dass der Schülertransport später von Bussen übernommen wurde, vergrößerte das Bahndefizit und war hiermit ein weiterer Grund für die Stilllegung der Jagsttalbahn.
Wenige Meter nach der Haltestelle Schule befindet sich ein stattlicher Speicherbau für landwirtschaftliche Erzeugnisse. Er war mit einem separaten Gleis an die Bahnlinie angeschlossen. Das Ladegleis ist unter Split vorhanden. Die Fläche darüber dient im Sommer als Biergarten der im Lagergebäude ansäsisigen Gastwirtschaft.
Bahnhof Bieringen, km 23,2
Nur 150 Meter nach dem Haltepunkt Schulzentrum überquerte Die Bahn die Max-Eyth-Straße um danach in den Bahnhof Bieringen einzufahren. Das Bahnhofsgebäuse ist linkerhand erhalten. Jedoch unbewohnt und befindet sich in einem renovierungsbedürtigen Zustand. Zur Zeit meines Besuchs waren die noch umfangreichen Gleisanlagen meterhoch mit Buschwerk bestanden. Ein Überblick über den eventuell noch vorhandenen Oberbau war hierdurch nicht erkennbar
Diverse auf dem Bahnhofsareal abgestellte Eisenbahnwagen waren leider Ziel von Vandalismus und sind dem Verfall preisgegeben. Überhaupt vermittelt der ehemals mit 240 Meter Länge stattliche Bahnhof einen abgeschriebenen Eindruck.
Erwähnenswert ist der aus Kalkstein gemauerte Lockschuppen im hinteren Bahnhofsareal. Er dient aktuell den Bahnfreunden als Unterstand für noch gut erhaltene und für künftige Restaurierung vorgesehene Fahrzeuge.
Am Ende des Bahnhofareals vereinigen sich die gefächerten Gleise wieder zum Hauptgleis. Die mit Bäumen und Strauchwerk überwachsene Strecke beschreitet einen Rechtsbogen und verläuft die nächsten 2,5 km entlang einer Geländekante bis zur nächsten Ortschaft Westernhausen. Der Radweg folgt der Strecke parallel am Hangfuß.
Auf dem ersten Teilstück abgestellt, oberhalb des Radwegs, verrotten ettliche Güter- und Bauwagen der Jagsttalbahn. Die Waggons befinden sich nach fast 40 Jahren im Freien in einem für Bahnfreunde schmerzhaften Zustand. Sicherlich hatten sie beim Abstellen schon jahrzehntelang ihren Streckendienst getan. Jedenfalls schade, dass man das Material hier vermodern lässt.