Jagsttalbahn Seite 2
Bahnhof Möckmühl, km 0
Der Ausgangspunkt der Jagsttahlbahn befand sich unmittelbar östlich des heute noch existierenden Bahnhofgebäudes der in Betrieb befindlichen DB Regelspurstrecke Bad Friedrichshall-Osterburken.
Dort existiertenehemals umfangreiche Gleis- und Verladeanlagen, Lokschuppen, Betriebsgebäude, Rollbockgruben, Bekohlungs- und Betankungsanlagen für die Dampflokomotiven. Zur Betriebszeit war er flächenmäßig die größte Bahnanlage.
Von den Anlagen der Jagsttalbahn findet man außer einem Lokschuppen am Südende der Bahnhofstraße keine Spuren mehr. Das ehemals mindestens 250 Meter lange Areal dient heute als Busbahnhof.
Das folgende Bild ist in etwa in gleicher Richtung aufgenommen wie das darüber befindliche. Es zeigt den Bahnhof Möckmühl mit seinen verzweigten Gleisen. Links der Lokschuppen, rechts die Rollbockgrube
Nachdem die Schmalspurbahn in Richtung Dörzbach abgefahren war, folgte eine Rechtskurve. Dann überquerte der Zug auf einer ca. 22 Meter langen, stählernen Brücke das Flüsschen Seckach. Von der Trasse findet man keine Spuren mehr. Die aus Buntsandstein aufgemauerten Widerlager der Seckachbrücke befinden sich noch an Ort und Stelle, sind aber von Buschwerk überwachsen. Heute überbrückt eine Fußgängerbrücke das Gewässer an fast der gleichen Stelle wie ehemals die Bahnbrücke. Mit der Brückenquerung hatte die Bahn den damaligen Stadtbereich hinter sich gelassen. In den vergangenen 100 Jahren hat sich die Stadtbebauung auch in diesem Bereich stark erweitert.
Nach der Seckachbrücke fuhr die Bahn auf einem aufgeschütteten Damm zur 150 m entfernten Jagstbrücke. Diese hatte eine Länge von 85 m und somit schon eine beachtliche Dimension. Auch dieser Bereich wurde zum asphaltierten Fussgänger- und Radweg umgestaltet.
Nach der Jagstbrücke machte die Bahn einen 90 Grad Richtungswechsel in Form einer Rechtskurve und schwenkte damit in nördlicher Richtung ins Tal der Jagst ein. Vorher überquerte sie die heute viel befahrene Züttlinger Straße.
Nach der Straßenquerung umfuhr die Bahn in einem Halbkreisbogen den auf einer Bergkuppe liegenden östlichen Stadtteil von Möckmühl. Zur Dampflokzeit war dieses Areal wahrscheinlich noch gänzlich unbebaut.
Von der Bahnlinie ist nichts mehr zu sehen. Auf der Trasse befindet sich heute ein Teilstück des asphaltierten Kocher-Jagsttalradwegs.
Haltepunkt Ruchsen, Streckenkilometer 2,4
Der nächste Haltepunkt lag westlich bzw. gegenüber des Örtchens Ruchsen. Ort und Haltepunkt sind durch die Jagst getrennt, welche damals und heute an diese Stelle durch eine Fahrbrücke überquert wird. Die Bebauung der Orte Möckmühl und Ruchsen hat sich heute fast bis an den ehemaligen Haltepunkt ausgedehnt.
Der Haltepunkt hatte keine große Bedeutung für den Zugverkehr. Mit etwa 100 Meter Länge und ca. 2000 m2 Fläche war er auch verhältnismäßig klein. Er verfügte lediglich über ein Umfahrgleis. Die Fläche, auf welcher sich das Umfahrgleis befand ist noch an der talseitigen Stützmauer aus Sandstein zu erkennen. Zudem existiert noch ein Gebäudefundament, welches etwa einen Meter über die Stützmauer ins Tal vorspringt.
Der Radweg verläuft weiter Flussaufwärts auf dem alten Bahndamm.
Mit dem Rad spürt man nun schon, dass es Bergauf geht. Die Bahn schlängelte sich- wie die Flussmäander der Jagst- auf der rechten Talseite am Fuße der Hügel entlang in Richtung Widdern. Bei Streckenkilometer 4,4 biegt der Radweg, welcher bis hier auf der Bahntrasse verlief, nach links ins Tal ab. Die alte Bahnlinie ist ab diesem Punkt nicht mehr neuzeitlich überbaut. Jedoch wurde sie bis vor den Ort Widdern ihres Oberbaus beraubt. Der weitere Streckenverlauf ist durch dichten Bewuchs gekennzeichnet, welcher ihn zu den Wiesen und Ackerflächen abgrenzt. Der Radweg folgt talseitig in geringem Abstand der Bahnlinie.
"Es ging wohl nicht ganz mit rechten Dingen zu", als die Stadt Möckmühl bis zu obigem Punkt in einer Nacht und Nebelaktion sämtliche Bahnanlagen auf ihrem Gemeindegebiet abriß und mit einem Radweg überbaute. Die Strecke wechselte zwar nach Fahrbetriebeinstellung in den Besitz der jeweiligen Gemeinden über, wurde aber nicht offiziell als Solche aufgegeben oder "entwidmet", wie es im Bahnjargon bzw.öffentlich rechtlich heißt. Jedenfalls steht diese Tatsache einer möglichen Reaktivierung der Bahn bis Möckmühl im Wege.
Bahnhof Widdern, Streckenkilometer 7,6
Bevor der Bahnhof von Widdern erreicht wird überquert die Autobahn A81 bei Streckenkilometer 6,4 das Jagsttal auf der markanten, 80 m hohen Jagsttalbrücke. Zur Brückenbauzeit 1971-1974 war der offizielle Bahnbetrieb der Jagsttalbahn schon eingestellt. Die Bahntrasse wurde durch den Brückenbau aber weder verändert noch unterbrochen.
Nachdem die Bahnlinie aus dem Wald in die offene Feldfur von Widdern eintritt erkennt man den hier wieder vorhandenen Oberbau. Die Hozzschwellen der Bahn sind in einem sehr schlechten Zustand, welcher sich stellenweise schon in deren gänzlicher Auflösung manifestiert.
Diese Zustand betrifft auch den Rest der Strecke. Maroder Oberbau war schon 1988 der Grund, warum der bis dahin aufrecht erhaltene Museumszugbetrieb eingestellt und die Bahn stillgelegt wurde.
Wie üblich führten die Streckenplaner die Bahnlinie nicht durch den auf der gegenüber liegenden Jagstseite liegenden Ort, sondern südlich um ihn herum. Heute hat sich Widdern auch über das Bahnareal hinaus ausgebreitet.
Vor der Einfahrt in den Bahnhof querte die Strecke die Heilbronner Straße. Dort hat man das Gleis entfernt. Die unmittelbar danach folgende Freifläche gehörte ehemals zum Betribsgelände der Bahn. Sie wird heute als Wohnmobil Stellplatz genutzt.
Das Bahnhofsareal hatte eine Gesamtlänge von ca. 210 Meter bzw. umfaßte ein Areal von 4000 m2. Der Bahnhof Widdern befindet sich allgemein in einem guten Zustand. Die Gleisanlagen mit Umfahrstrecke, Ladegleis (?) und Weichen sind vorhanden. Allerdings etwas zugewachsen.
Das Bahnhofgebäude samt angebautem Schuppen hinterläßt beim Betrachter einen sorgsam gepflegten Eindruck. Im Wartesaal des Bauwerks wurde ein kleines Museum zur Jagsttalbahn eingerichtet, welches aber bei meinem Besuch geschlossen war.
Unmittelbar nach dem Passieren des Bahnhofs (siehe obiges Bild) querte die Bahn die Bühlstraße im rechten Winkel um danach den südwestlichen Ortsteil von Widdern in einer am Hangfuß liegenden Kurve zu umfahren. Der Oberbau ist vorhanden und auch hier überwiegend mit Buschwerk bewachsen.
Haltepunkt Olnhausen, Streckenkilometer 11,0
Der Haltepunkt besaß nur ein Umfahrungsgleis. Heute ist davon nichts mehr zu sehen. Das ehemalige Bahnareal wird heute als Lagerplatz vom daneben liegenden Bauernhof verwendet.
Nach dem Haltepunkt verläuft die Bahnlinie weiter in Schleifen am Hangfuß über der Jagst zum Bahnhof Jagsthausen. Der Oberbau ist wiederum in schlechtem Zustand vorhanden und stark überwachsen. Der Radweg wechselt bei Olhausen auf die gegenüber liegende Jagstseite und bleibt dort bis Jagsthausen.
Haltepunkt Jagsthausen, Streckenkilometer 13,4
Kurz vor dem südlichen Ortsteil von Jagsthausen verläßt die Bahnstrecke die nach Westen schwenkende Jagst in nördlicher Richtung zum Bahnhof Jagsthausen. Der Bahnhof lag ehemals nicht im Ortsbereich des damals nur nördlich der Jagst liegenden Städtchens. Da sich der Bahnhof heute im Besitz eines Bahnfreunds befindet, zeigt er sich in einem gepflegten Zustand.
Das Bahnhofsgebäude mit angebauter Lagerhalle ist im Originalzustand erhalten. Das Umfahr- und die Ladegleise sind ebenfalls noch an Ort und Stelle.
Da die Bahnhofsfläche nicht zugewachsen ist vermittelt sie einen guten Gesamtüberblick vom stattlichen Areal.
Parallel zum Bahngebäude befindet sich eine Rollbockgrube mit Rollböcken. Weitere Relikte wie Andreaskreuz, Weichenumsteller und Kippwagen sind dort ebenso noch zu finden.
Nachdem der Bahnhof Jagsthausen passiert war verlief die Strecke in einem Bogen am Hangfuß oberhalb der Jagst entlang. Der Oberbau ist erhalten, aber in schlechtem Zustand. Außerdem stark von der Vegetation überwuchert. Hier erfolgte über sehr lange Zeit kein Freischneiden, so dass die Wurzeln der Bäume immer mehr Schaden am Aufbau verursachen. Der Kocher-Jagst Radweg läuft parallel zur Bahnstrecke.
Vor dem östlichen Ortsteil von Jagsthausen verläßt die Trasse den Wald wieder und durchzieht Acker- und Wiesengelände. Vor dem Friedhof Jagsthausen überquert sie die Edelmannshoferstraße. Dort ist das Gleis überteert. Danach im überwucherten Zustand aber wieder erkennbar. Für 850 Meter läuft die Strecke wieder in einem Bogen der Jagst folgend und als überwachsener Damm gut sichtbar talaufwärts. Ein Bahnfan hat an den Bäumen am Bahndamm einige Schilder angebracht, welche ich nachfolgend zeige.
Der parallel zum Bahndamm verlaufende Radweg verläßt nach 850 Metern die Strecke in nördlicher Richtung. Er quert über eine moderne Fahrradbrücke die Jagst und schneidet unmittelbar danach den Römischen Limes. Dieser wird symbolisch durch eine kurze Bretterwand angedeutet. Ein Erklärschild gibt Auskunft über das römisches Bauwerk.
Die nächsten 2 km verläuft der Radweg links der Jagst, die Bahnstrecke bleibt jedoch an der gegenüber liegenden Flußseite. Sie folgt dort unmittelbar dem Verlauf der Jagst und ist mit Bäumen überwachsen. In Folge durchquerte sie ein Steinwerk, welches auch heute noch produziert. Zu Bahnzeiten bestand hier ein Haltepunkt mit Ladegleis. Weiter des Weges folgt die Strecke der Industriestraße nach Berlichingen. Der Oberbau ist dort stellenweise unter Bewuchs auszumachen. 200 Meter vor der Ortsmitte von Berlichingen befand sich der Bahnhof des Ortes.