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Zum Gedenken an Hans Morr

Nr. 15 / Boing B17 "Fliegende Festung"

Ereignis

Absturz

 

Nationalität

USA

 

Flugzeugart

Schwerer 4-motoriger Bomber

 

Typ

Boing B-17 G

 

Seriennummer

42-31131

 

Missing Aircrew Report (MACR)

3041

 

Startbasis

Knettishall /Suffork / England

Flugfeld Knettishall 2012 (stillgelegt 1957)

Verbandszugehörigkeit

3. Air Division / 388. Bomb A Group / 563rd Squadron

 

Nickname

Satan's Sister

 

Einsatzgrund

Bombadierung der IG-Farben (heute BASF) und dort die syntetische Treibstoffproduktion, sowie deren Hafenanlagen am Rhein.

 

Besatzung

2LT Arthur W. Carlson, Pilot (gefallen)

2LT Ben H. Scoggin, Copilot (gefallen)

John R. Bassler, Navigator (Fallschirmabsprung, überlebt)

Edgar F. Slentz, Bombenschütze (gefallen)

Harold L. Hawkins, Bordingenieur (gefallen)

James Neal, Rumpfschütze, (Fallschirmabsprung, überlebt)

Dany Letter, Funker (gefallen)

Robert E. Scalley, Heckschütze (Fallschirmabsprung, überlebt)

SSGT Charles H. Parizo, Rumpfschütze (gefallen)

SGT Frank S. Brincat, Kugelturmschütze (Fallschirmabsprung, überlebt) 

 

Absturzdatum

30.12.1943, 12:35 Uhr

 

Absturztsort

Bug in Weinheim, Wrackteile über Nordstadt verstreut (etwa zw. Fa. Freudenberg und Odenwaldhang).

Heck im Birkenauer Tal, am Westhang des Schönherrnbergs. 

Bild oben, die Absturzstellen von Satans' Sister

Legende:

Roter Kreis = Aufschlag der Wrackteile, rechts oben Heck der Maschine bei Birkenau

Gelber Stern = Bomben-Explosionstelle

 

GPS-Koordinaten / Höhe üNN.

Bug  N49 33.499 / E08 40.166 / 109 m (Zentrum des Aufschlags)

Heck N49 33.600 / E08 41.832 / 155 m

 

Absturzursache

Flugzeug wurde beim Zielanflug von einem weiterem B17 Bomber (B-17G / 42-31176) in der Luft geschnitten, ev. kollidierten die beiden Maschinen auch leicht. Die Maschine geriet durch das heftige Ausweichmanover der Piloten ausser Kontrolle und konnte nicht mehr abgefangen werden. Wegen Überbelastung der Flugzeugzelle brach der Bomber in Ebene des Funkraums in zwei Teile auseinander und stürzte mit gesamter Bombenlast ab.

Die Mannheimer FLAK verbuchte den Absturz für sich.

 

Verbleib des Flugzeugwracks

Bergung durch Wehrmacht

 

Zeitzeugen

Gottfried Becker / Löhrbach

Robert Becker / Birkenau

 

Validierung

Nein

Zusammenfassung der Ereignisse

aus Quellen der USAAF, den Aufzeichnung des überlebenden Heckschützen Robert E. Scalley und Recherchen von Herr Richard Braun / Mannheim.

 

Die Maschine startete zusammen mit weiteren B17 Bombern am 30. Dezember 1943 zwischen 08:31 und 08:43 Uhr Ortszeit von dem Flugfeld Knettishall in Suffork / England. Ziel der Mission waren die syntetische Treibstoffproduktionsanlagen der IG-Farben (heute BASF) in Ludwigshafen, sowie deren Hafenanlagen am Rhein. Die Bomberformation begann etwa um 12:20 in 7600 m Höhe ihren Zielanflug. Bedingt durch dichte Wolken herrschte sehr schlechte Sicht. Um 12:35 Uhr- kurz vor dem Bombenabwurf- musste Satan's Sister ein plötzliches Ausweichmanover tätigen, da sie von einer weiteren B17 aus dem Verband geschnitten und ev. sogar gestreift wurde. Hierdurch geriet der schwere Bomber ausser Kontrolle. Die Maschine trudelte, drehte sich heftig um Flügel- und Längsachse und war nicht mehr zu halten. Dies führte zur Überlastung der Flugzeugzelle, so das der Bomber im Bereich des Funkraum in 2 Teile auseinander brach.

 

Der Bombenschütze Lt. Edgar F. Slentz wurd durch die Trudelbewegungen des nun abstürzenden Vorderteils gegen die Plexiglassspitze des Bugs geschleudert, zertrümmerte diese und fiel kopfüber und ohne Fallschirm aus der Maschine.

 

Durch den nun offenen Funkraum fiel der Funker Dany Letter- ebenfalls ohne Fallschirm- aus der Maschine und stürzte in die Tiefe.

 

Der Navigator John Bassler konnte mit dem Fallschirm durch die offene Bugnase abspringen. Er landete am Birkenauer Schönherrnberg in den Bäumen. Durch einen Fronturlauber und mehrere Birkenauer Bürger wurde er ins Rathaus gebracht.

 

Dem Rumpfschützen James Neal gelang ebenfalls der Fallschirmabsprung. Er ging im Kallstädter Tal nieder, wurde von Zivilisten festgenommen und ins Birkenauer Rathaus gebracht.

 

G. H. Parizo, der zweite Rumpfschütze, half dem noch im Kugelturm befindlichen Sgt. F. S. Brincat aus seinem engen Geschützturm. Brincat konnte nun noch seinen Fallschirm anlegen und abspringen. Er landete mit Rippenbrüchen und Rückenverletzungen in der Nähe eines Bauernhauses am Schönherrenberg in Birkenau. Erste Hilfe leistete später der Birkenauer Arzt D. Oskar Joos. Herr Brincat wurde im Heppenheimer Krankenhaus weiter behandelt.

 

An etwa gleicher Stelle landete der Heckenschütze Robert E. Scalley.

Zuvor wurde er jedoch durch die Zentrifugalkraft des sich stark drehenden, abstürzenden Hecks daran gehindert, das Wrack zu verlassen. Sein aufgesetzter Helm bewahrte ihn vor schweren Kopfverletzungen durch das Herumwirbeln im Flugzeugrumpf. Nach etwa 3 Minuten gelang es ihm seine schwere FLAK-Splitterschutzweste auszuziehen und den rettenden Fallschirm anzulegen. Er konnte die Maschine durch die Not-Luke verlassen und landete bewusstlos auf einem Misthufen. Wie sich später noch herausstellte, hatte er sich bei der eher weichen Landung doch noch das rechte Bein bebrochen. Im Rücken, Kopf und in der Hand befanden sich Splitter. Und im linken Schenkel eine Kugel. R. Scalley vermutet, dass er- am Fallschirm hängend- beschossen worden ist.

 

Zwischenzeitlich schlug das Heck der B17 oberhalb der Landestelle der 2 havarierten Crewmitglieder Brincat und Scalley am Schönhernberg auf. Es rutsche den Abhang hinab und blieb am Anwesen Florig hängen. Aus dem Wrack konnte der verletzte Frank Brincat noch einen Erste Hilfe Kasten holen und R. Scalley eine Morphium Spritz verabreichen. Im Krankenhaus in Heppenheim erlangte Herr Scalley erst 6 Tage später wieder sein volles Bewusstsein.

 

Im abgestürzten Heck befand sich der Rumpfschütze Charles Paritzo. Er konnte nur noch tot geborgen werden.

  

Frank Brincat und Robert Scalley gaben später an, dass in dem "Bauernhaus", auf welches das Flugzeugheck stürzte bzw. rutschte, ein Kind und eine Frau getötet wurden. Sie wunderten sich, dass man sie deshalb nicht exekutiert hat.

Laut deutschen Zeugenaussagen kamen hier jedoch keine Menschen ums Leben.

 

Die drei im Flugzeugvorderteil befindlichen Besatzungsmitglieder Carlson, Scroggin und Hawkins konnten sich nicht mehr retten und stürzten mit dem Bomber in der Weinheimer Nordstadt ab.

 

Am Rottenstein und nördlich der Friedrichschule, an der Main-Neckar Bahn und auf Freudenberg Gelände, im Bereich der Schulmöbelfabrik Grauer und im Garten der Schreinerei Eidt und des Frisörgeschäfts Kussmaul prallten Maschinenteile auf und schlugen Bomben ein. Eine detonierte im Garten des Anwesens Bergstrasse 76. Der Rest explodierte nicht. Einer der Motoren steckte auf dem Betriebsgelände Grauer, am Odenwaldbahn-Übergang, eine Halle in Brand.

 

Die Leichen der fünf in Weinheim geborgenen Besatzungsmitgliedern wurden am 04.01.1944 auf dem Weinheimer Friedhof beigesetzt. Der in Birkenau im Heck der Maschine gestorbene Rumpfschütze Charles Parizo wurde neben dem Birkenauer Ehrenmal für die Toten des 1. Weltkriegs bestattet. Nach dem Krieg wurde er, der Pilot A. W. Carlson und der Bombenschütze E. F. Slentz exhumiert und auf dem amerikanischen Soldatenfriedhof im französischen St. Avold zur letzten Ruhe gebettet. Die drei übrigen Toten von Weinheim wurden in ihre Heimatstaaten Texas, New York und Indiana überführt.

 

Besatzung der B17 "Satan's Sister"

Stehend von links:

2LT Arthur Carlson, Pilot (gefallen)

2LT Ben H. Scoggin, Copilot (gefallen)

John R. Bassler, Navigator (Fallschirmabsprung, überlebt)

2LT Edgar F. Slentz, Bombenschütze (gefallen) 

Sitzend von links:

Harold L. Hawkins, Bordingenieur (gefallen)

James Neal, Rumpfschütze (Fallschirmabsprung, überlebt)

Dany Letter, Funker (gefallen)

Robert E. Scalley, Heckschütze (Fallschirmabsprung, überlebt)

SSGT Charles H. Parizo, Rumpfschütze (gefallen)

SGT Frank S. Brincat, Kugelturmschütze (Fallschirmabsprung, überlebt)

 

 

Quellen:

Gottfried Becker / Birkenau

Robert Becker / Birkenau

Richard Braun / Mannheim

Weinheimer Nachrichten / Odenwälder Zeitung, Ausgabe vom 29.12.1993

American Battle Monuments Commision

A SOFT LANDING, Aufzeichnungen von Robert E. Scalley

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© Hans-Günther und Jürgen Morr