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Zum Gedenken an Hans Morr

Flugzeugabstürze während des 2. Weltkriegs im Überwald

Eine Dokumentation der kriegsbedingten Ereignisse im Überwald wäre unvollständig, würde man nicht auch die tragischen  Militärflugzeugabstürze erwähnen.

Durch Recherchen in Wehrmachtsberichten und besonders durch Befragung von noch lebenden Zeitzeugen konnten die Vorgänge der Flugzeugkatastrophen annähernd geklärt werden. In drei Fällen konnten sogar noch die  Unglückspiloten ermittelt werden und zu den Vorgängen direkt befragt werden! Bei Nachgrabungen an den Unfallstellen wurden Mengen von Wrackteilen geborgen, deren Markierungen und Nummerierungen zu den Flugzeugidentifikationen beigetragen haben.

 

13. April 1944, Großeinsatz der US-Luftwaffe, Rekonstruktion der Luftkämpfe über dem Odenwald. Gekürzter Bericht eines Odenwälder Militärhistorikers , zusammengestellt aus mehreren Archivschriften sowohl aus Deutschland und USA.

 

„Am Morgen des 13. April 1944 stehen auf dem englischen Flugfeld in Grafton Underwood der USAAF (Bombardment-Groups)insgesamt 415 „B-17“ (Typ Flying Fortress) und 211 „B-24“ (Typ Liberator) als Bomber und 134 „P-38“ (Typ Lightning), 236 „P-51“ (Typ Mustang) und 504 „P-47“ (Typ Thunderbolt) als Begleitjäger zum Start bereit. Um 9:41 Uhr heben nacheinander ca. 1500 Flugzeuge vom Rollfeld in Richtung deutsches Reichsgebiet ab, mit den Angriffszielen Schweinfurt (Kugellagerindustrie), Augsburg (Flugzeugwerke Messerschmitt) und Oberpfaffenhofen (Flugzeugwerke Dornier).Die deutsche Reichsverteidigung kann zur Abwehr der feindlichen Flugverbände die Jagdgeschwader „Oesau“, „Richthofen“, „Pik As“, „Wilde Sau“, „Udet“, „Schlageter“ und die Zerstörergruppe I/ZG 76 aufbieten. Genaue Angaben über die Stärke der Luftverteidiger ist nicht bekannt, da erfahrungsgemäß nur in den seltensten Fällen ein Geschwader komplett war. Die sich über dem Odenwald anbahnenden Luftkämpfe werden hauptsächlich von den beiden Geschwadern JG 1 und JG 11 ausgeführt und aus deren Unterlagen lassen sich die Kampfhandlungen aus deutscher Sicht einigermaßen nachvollziehen.

Diese beiden Geschwader sind am 13. April wie folgt disloziert:



Start in Lippspringe: JG 1 mit 3 Jägern und Gruppe 1 mit 15 Jägern Focke-Wulf FW-190 A 6.

Start in Störmede: II/JG 1 mit 24 Jägern Me 109 G-6 und III/JG1 mit 22 Jägern Me-109.

Start in Rotenburg: JG 11 mit 2 und I/JG 11 mit 21 Jagdmaschinen.

Start in Wunstdorf: II/JG 11 mit 6 Flugzeugen

Start in Oldenburg: Höhenjagdgruppe III/JG 11 Anzahl unbekannt.

Die Stärke der D-Luftabwehr kann mit etwa 100 bis 110 Jagdmaschinen angenommen werden.



Gegen 13 Uhr kam es zu Kampfhandlungen über dem Odenwald, in dessen Verlauf es zu heftigen Schiessereien am Himmel kam. Selbst der Schreiber dieser Zeilen erinnert sich noch als Kind gut an das „Hämmern“ der Bordkanonen. Zu sehen gab es um Wald-Michelbach nur sehr wenig, da sich die Luftkämpfe hauptsächlich in und über den Wolken abspielten. Das dumpfe Brummen der viermotorigen US-Bomber war allgegenwärtig. Nach übereinstimmenden Berichten der USAAF und der deutschen Wehrmacht wurden an diesem Tage 7 US-Maschinen über dem Odenwald abgeschossen. Auch die deutsche Wehrmacht verlor an diesem Tag mehrere Jagdflugzeuge mit Piloten, dazu vergleiche Abstürze Nr. 5 und Nr. 6 in diesem Bericht.

Der amerikanische B17 Bomber (Flying Fortress) mit Namen RUM-POT war eines der 7 abgeschossenen US-Maschinen über dem Odenwald. Das Flugzeug zerschellte auf dem Klößberg bei Gumpen. Bis auf ein Mitglied konnte sich die Besatzung mit den Fallschirmen retten. Darunter auch Lt. Clarence C. Stearns. Dem Wersauer Heimatforscher Horst Rapp gelang es bei Nachforschungen in den USA den ehemaligen US-Leutnant Stearns ausfindig zu machen. Er lud ihn ein und der ehemalige Bomberpilot kam 50 Jahre nach seinem Absturz zurück in den Odenwald. Bei Fachgesprächen konnten weitere Einzelheiten der damaligen Ereignisse geklärt werden. Stearns über seine Zeit als Kriegsgefangener in Deutschland: „Die Deutschen haben uns stets korrekt behandelt, im Gegensatz der vorherrschenden Meinung bei uns amerikanischen Soldaten!“

Besatzung der Rum Pot, stehend 3. v. links Bomberpilot Lt. Clarence C. Steans (Quelle Hr. Windensteil)
Wrackteile der B17 "Rum-Pot". Bilder Gemeindearchiv Reichelsheim

In folgendem Kartenausschnitt sind die Absturz- oder Notlandestellen im Überwald und im angrenzenden Bereich gekennzeichnet. Die Nummerierung der Stellen findet sich links im Text der jeweiligen Beschreibung wieder.

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© Hans-Günther und Jürgen Morr