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Zum Gedenken an Hans Morr

Tieffliegerangriffe

Aus Ermangelung an militärischen Zielen kam es in den letzten Kriegsmonaten 1944/45 wiederholt zu Tieffliegerangriffen amerikanischer Jagdflugzeuge auf private Objekte und Zivilpersonen auch im Überwald. Zustatten kam den Angreifern, dass es auf dem Lande keine Luftabwehr gab. Die beliebtesten Angriffsziele waren die deutschen Verkehrsmittel am Boden. Mehrmals wurde die Überwald-Bahn von marodierenden US-Jagdmaschinen angegriffen und beschossen. Im Kopfbahnhof Wahlen kam es zu einem solchen Überfall. Der gerade eingefahrene Personenzug wurde wiederholt angegriffen und fast vollständig zerstört. Immer wieder flogen die US-Jagdmaschinen quer zum Tal über den kleinen Bahnhof und feuerten ihre Geschosssalven auf das Bahngelände. Ein unmilitärischer Bahnbeamte kam dabei ums Leben. Das gegenüber gelegene Forsthaus wurde mitgetroffen, ging in Flammen auf und brannte völlig nieder. Glück hatte die in der Nachbarschaft gelegene Emigs-Mühle, dass die eingeschlagenen Geschosse nicht zum Brand führten. Noch heute (1995) stecken Geschosse im Scheunengebälk.

 

Der Ober-Schönmattenwager Fuhrunternehmer Bernd Münd war am 14. März 1945 mit seinem Schlepper auf der Straße von Wald-Michelbach kommend auf dem Weg nach Hause. Kurz vor seinem Heimatort wurde er von einem US-Tiefflieger beschossen. Der erste Angriff ging noch ins Leere, aber das Kampfflugzeug kehrte um, zog quer über das Tal und beschoss das Schlepperfahrzeug erneut. Bernd Münd erlitt tödliche Schussverletzungen. Der Angreifer hatte offenbar seine ganzen Magazine der Bordkanonen leer geschossen, denn in den umliegenden Häusern wurden unzählige Einschläge festgestellt.

Selbst pflügende Bauern auf den Feldern wurden Ziele solcher Angriffe. Bauer Hans Marquard aus Wald-Michelbach konnte mit seinem Pferdegespann nur mit Mühe und viel Glück einen solchen Anschlag unbeschadet überstehen.

Von Tieffliegern zerstörter Zug

 

Im März 1945 richteten feindliche Tiefflieger im Bahnhof Wahlen größere Schäden an. Der abgestellte Zugverband wurde fast vollständig zerstört. Das links neben dem Bahnkörper stehende Forsthaus brannte ab. Ein Bahnbeamter verlor sein Leben.

Bilder: Familie Fischer aus Wahlen.

 

Im Jahre 1946 hatte sich die Bahnbeamten Familie Fischer vor dem Wahlener Stationsgebäude fotografieren lassen. Rätselhaft war bisher, was wohl die unterschiedlichen Schindeln an der Außenfassade zu bedeuten haben? Wie nach langem Forschen zu erfahren war, waren dies Einschusslöscher vom Luftangriff vom März 1945. Mittlerweile hatte man die durchschossenen Schindeln durch neues Material ersetzt. 

Das elfjährige Mädchen Ellen Walter aus Hartenrod verbrachte anfangs 1945 den Vormittag spielend auf der Straße vor dem elterlichen Wohnhaus, als ein US-Jagdflugzeug in niedriger Höhe den Ort überflog. Das Flugzeug wendete seine Flugrichtung und kam zurückgeflogen, dabei feuerte es mehrere Salven auf das erschrockene Kind am Boden. Ellen Walter wurde tödlich getroffen. Weitere Schüsse der Bordkanonen schlugen im nahen Haus ein. Diese unselige Tat, das Erschießen eines unschuldigen Kindes auf der Straße vor dem Elternhaus im unmilitärischen Hartenrod, war wohl das größte Kriegsverbrechen, das im Überwald geschehen ist!

 

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© Hans-Günther und Jürgen Morr