www.Morr-Siedelsbrunn.de
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Zum Gedenken an Hans Morr

CdL Seite 3

 

Schwarzwasserableitung

Wie oben schon geschrieben wurden die fäkalienhaltigen Abwässer einem separaten Rohrsystem zugeführt. Durch diese Leitung gelangten sie auf direktem Weg in die eigens für das CdL erbaute Kläranlage. 

Die Abwasser-Rohrleitung vom Lager zum Vorklärbecken wurde beim Bau der neuen Ludwigswinkeler Kläranlage angeschnitten und lokal ausgebaggert. Diese Reste befinden sich noch heute in der Wiese bei der Hebestelle. 

An den Röhren konnte der Innendurchmesser mit 30 cm ermittelt werden. Der Außendurchmesser beträgt 38 cm. Die Auflagestelle am Außendurchmesser weist eine  Abflachung für das leichtere Verlegen auf (im folgenden Bild bei 1 Uhr). Die Rohrleitung bestand aus Betonfertigteilen von je 1 Meter Länge. Mittels zylindrischer Verzapfungen konnten die Rohre ineinander gesteckt werden. Ob sich zwischen den zusammengefügten Rohren ein Dichtelement befand kann ist nicht bekannt.

 

Nachdem der Graben für die Abwasserrohre ausgehoben, verdichtet und nivelliert war, wurde eine Betonschicht von etwa 10 cm Höhe im Grabengrund aufgebracht und darauf die Rohrleitung gebettet. Durch die Betonunterfütterung wurde die Leitung an den Stoßstellen stabilisiert. Kleine Höhendifferenzen konnten damit auch ausgeglichen werden.

Abwasserrohr des CdL. Bei 1 Uhr die Betonunterfütterung, auf welcher das Rohr ehemals gebettet war. Chakteristisch für die damalige Zeit ist der Betonzuschlag in Form von Schotter. Flußkies war wegen der Gewinnung und dem Transport teuer.

 

Schwarzwasserreinigung

 

Die biologische Reinigung der Abwässer basierte auf dem System OMS Wiesbaden von Prof. Dr. Hofer bzw. System Abwasserfischteiche von Prof. Dr. W. Fehlmann, publiziert 1928.

Die Abwasseranlage war für eine maximale Lagerbesatzung von 2800 Personen bzw. 250 Liter/Minute während der Sommermonate ausgelegt. Man ging bei der Kopfzahl davon aus, dass sich immer ein Teil der Soldaten außerhalb im Gelände aufhält.

Während der 5 Wintermonate war nur die Wachkompanie im CdL anwesend.

Der Weg des Abwassers

Legende zu obigem Bild:

1 = Camp de Ludwigswinkel (Franzosenlager)

2 = Saarbach

3 = Abwasser-Sammelpunkt (Rohrleitung)

4 = Zuleitung zur Kläranlage (Rohrleitung)

5 = Einleitung Bachwasser in Spülwasserkanal (Wehr)

6 = Vorklärbecken mit Rechenanlage

7 = Grundablaß

8 = Spülwasserkanal

9 = Mischer Bachwasser / vorgereinigtes Abwasser

10 = Not-Einlaß zur Versickerung im Talgrund

11 = Kanaleinbau mit ungeklärter Funktion

12 = Zuleitungskanal zu den Klärteichen "Franzosengraben"

13 = Verteiler- bzw. Einleitungskanal in die Klärteiche

14 = Biologische Klärteiche

15 = Auslauf des geklärten Wasser in den Saarbach

16 = Einlauf von den Offiziershäusern

 

Durch die Rohrleitung gelangten die Abwässer in ein 1 km talabwärts gelegenes, rund gemauertes Vorklär- und Tosbecken. Nach dem Einlauf in dessen rechteckigen Vorraum wurden größere Verunreinigungen wie Lappen, Hölzchen, versehentlich eingebrachte, feste Gegenstände und ähnliches mittels Rechen aufgefangen. Vermutlich mußten die Rechen je nach Schmutzeintrag mehrmals täglich von Hand gesäubert werden. Hierfür gab es wahrscheinlich eine Hilfsvorrichtung. Ein aufgemauertes, rechteckiges Fundament von ca. 1 Meter Kantenlänge, welches sich außerhalb des Beckens befindet, könnte Teil dieser Hilfsvorrichtung gewesen sein (Kran-Fundament ?). Im folgenden Bild oben links mit unterbrochener, schwarzer Linie umrandet.

Mitgeführte, kleinere Schmutzpartikel wie Steine, Sand, und Erde konnten sich am Beckengrund absetzen.

Wie die anderen nicht mehr genutzten Bauwerke des CdL wird auch das Klärbecken nicht mehr unterhalten. Durch Wurzeln- von mittlerweile gefällten Bäumen- sind bedeutende Mauerteile bereits eingestürzt.

Ruine des Vorklärbeckens

Weitere Bilder des Vorklärbeckens:

Blickrichtung eingefallenen Abwasser-Einlauf
Blickrichtung Abwasser-Auslauf

 

Mittels einer an der tiefster Stelle im Becken angebrachten Ablaßvorrichtung konnten die abgesetzten Stoffe bei Bedarf in ein seitlich befindliches, in die Erde eingegrabenes Absetzbecken (6) ausgespült werden. Das für den Ausspülvorgang benötigte Wasser konnte darin versickern und im Sommer zusätzlich verdunsten. Der zurück bleibende feste Rest wurde nach Eintrocknung abgeschippt und würde als Dünger auf die umliegenden Wiesen und Felder als Dünger aufgebracht. Überschüssiges leitete man ineinem Graben in den nebenan vorbei führenden Spülwasserkanal (8).

Separierung der eingespülten Feststoffe

Legende zu obigem Bild:

1 = Unterirdischer Rohrzulauf des ungereinigten Abwassers vom Franzosenlager

2 = Rechenanlage zum Entfernen von größeren Feststoffen

3 = Vorklärbecken

4 = Unterirdischer Rohrablauf des grob vorgereinigten Abwassers 

5 = Ablaßkanal für Sedimente 

6 = Absetzbecken für Sedimente (Schlammbecken)

7 = Ableitungskanal für unverdunstetes Wasser

8 = Spülwasserkanal vom Saarbach

 

Nach der erfolgten Vorklärung wurde das Schmutzwasser wiederum durch eine im Boden verlegte Rohrleitung einer betonierten Mischanlage zugeführt. Hier wurde es kontinuierlich im Verhältnis von etwa 1:5 mit sauberem Bachwasser vermischt bzw. verdünnt. Das Bachwasser wurde 200 Meter talaufwärts mittels einer Ableit- und Reguliervorrichtung dem Saarbach entnommen und durch einen künstlich angelegten Kanal der Mischanlage zugeführt. Das Vermischen des Abwassers mit frischem Bachwasser wirkte sich sicherlich besonders in trockenen Sommern positiv hinsichtlich weiterem Abfluß und Endklärung in den nachfolgenden Teichen aus.

Stauwehranlage für Spülwasserkanal

 

Bei Reparaturfällen an den weiter talwärts liegenden Anlagen konnte an der Bachwasser-Abzweigstelle am Saarbach das Stauwehr geschlossen werden, so dass der Zuleitungskanal zum Mischer (Spülwasserkanal) trocken fiel. Seitlich hatte der Mischer eine Regulier-einrichtung, durch welche das dann unverdünnte Abwasser für den Reparaturzeitraum in den nebenan liegenden Talgrund abgeleitet werden konnte. Von dort aus gelangte es unkanalisiert in den ersten Klärteich.

Mischer für Abwasserverdünnung

Legende zu obigem Bild:

Blauer Pfeil = Bachwasserzulauf in offenem Kanal vom Saarbach

Brauner Pfeil = Verrohrter Zulauf von Abwasser aus dem runden Vorklärbecken

Bunter Kreis = Vermischung von Schmutz- und Frischwasser 

Gelber Pfeil = Ablauf Mischwasser in Richtung Klärteiche (Schönbecken)

Gelb gestrichelter Pfeil = Temporäre Mischwasser-Einleitung in den Talgrund

Blau punktiert = Temporäre Versickerungsfläche im Talgrund

 

Nachdem das verdünnte Abwasser die Mischanlage in Richtung Klärteiche verlassen hatte, folgte nach 2 Meter eine weitere, in die Ablaufrinne einbetonierte spezielle Anlage. Diese ist heute größtenteils übererdet und von einem mächtigen Baum überwachsen. Die Baumwurzeln haben schon einen Teil der noch sichtbaren Konstruktion zerstört bzw. aus der ursprünglichen Lage verschoben. Die im übernächsten Bild dargestellte Rekonstruktion ist daher etwas spekulativ.

Teil des betonierten und heute z.T. übererdeten Kanaleinbaus

 

Das vom vorgeschalteten Mischer verdünnte Abwasser wurde durch 2 parallel liegende zick-zack förmige Rinnen geleitet. Die Rinnen waren 35 cm tief. Zwischen den Rinnen befanden sich 3 zusammenhängende rechteckige Flächen, welche für die Symmetrie der Rinnen bzw. Symmetrie in Flußrichtung sorgten. Die mittleren Einbauten wurden bei Hochwasser überlaufen.

Zweck der Anlage war die effiziente Vermischung und Sauerstoffanreicherung des zulaufenden Abwassers und somit ein Vorschritt zur Endreinigung. 

Freie Rekonstruktion des Kanaleinbaus (Draufsicht)

Legende zu obigem Bild:

Blaue Pfeile = Zu- und Ablauf des vermischtes Abwasser, bzw. Flußrichtung

Graue Linien = Betonierter Einbau

Graue Fläche = Schotter / Gestein

Braune Fläche = Boden bzw. Erde

Violette Linie = Vorhandene, sichtbare Teile

 

Nach dem das Abwasser oben beschriebene Anlage durchflossen hatte, lief es mit geringem Gefälle in einer u-förmigen, oben offenen Rinne talwärts. Die künstliche Kanalanlage wird heute noch "Franzosengraben" genannt. Nach 300 Metern gelangte es an den Leitungsverteiler für die Einleitung in die Klärteiche. Die Verteileranlage ist heute zerstört. Sie funktionierte sicherlich wie die im Folgenden beschriebenen Einlaßvorrichtungen mit mechanisch zu betätigenden Blech-Schiebern.

Der Franzosengraben

 

Wie die Zuleitung bestanden die Eineitungskanäle aus oben offenen, U-förmigen Betonschalen von jeweils einem Meter Länge. Deren waagrechte Lage war für das gezielte Einleiten in die Teiche sehr wichtig. Entsprechend aufwändig erfolgte die Gründung, um Setzungen vorzubeugen. Bei ungenügend tragfähigem Untergrund wurden erst Holzpfähle bis auf die tragfähige Bodenschicht eingerammt. Darauf eine Betonschicht aufgebracht und auf diese die  Betonschalen aufgelegt.

Die Seiten der Kanalschalen wurden wohl im Nachhinein um je 10 cm durch Betonauflage erhöht. Vermutlich weil es bei Starkregen zum Überschwappen des flüssigen Inhalts kam.

In der Bildmitte quert der Haupt-Einleitungskanal
Die 10 cm aufbetonierten Kanalwangen

 

Der Haupt-Einleitungskanal lief an der langen Nordseite der Klärteiche im Abstand von ca. 2 Metern parallel entlang und bog am östlichen Teichende im rechten Winkel dem Teichrand folgend ab. Am Ende des Kanals befand sich ein rechteckiger Fallschacht. Dieser führte nur im Notfall das noch ungeklärte Wasser dem 2 Meter östlich fließendem Saarbach zu. 

An der Nordseite des Einleitungskanals befanden sich im Abstand von je etwa 5 Metern zur Teichseite hin kleine Einlassvorrichtungen. Mittels dieser wurde das Abwasser den Klärteichen zugeführt. Die 10 cm im Durchmesser messenden Zuleitungsrohre konnten mit einem Metallschieber von Hand ganz oder teilweise geschlossen werden. Durch diese einfache Technik wurde das Abwasser in kleinen Mengen an vielen verschiedenen Stellen den Teichen zugeführt. In zeitgenössischen Unterlagen ist von 65 Einlässen die Rede.

Von dem oben gengenannten nördlich gelegenen Zuleitungskanal zweigten im rechten Winkel noch 3 Stichkanäle ab, welche den Klärteich in 4 Becken vereinzelten. Jeder dieser Stichkanäle war wiederum zur Teichseite bzw. den Teichseiten mit einer wie oben beschriebenen Einlaufvorrichtung versehen. Der Abstand zwischen diesen betrug hier allerdings 10 Meter. Obwohl die 4 Becken der Klärteiche unmittelbar nebeneinander liegen waren sie jedoch jeder für sich eine autarke Biokläranlage.

Einlaßvorrichtung mit Schieber und angedeutetem Einlaßrohr

 

Durch das Schließen sämtlicher in einen der 4 Teiche führenden Einlaufvorrichtungen konnte bei Bedarf die Zuleitung gänzlich unterbrochen werden. Dies kann bei einer Störung oder Revision notwendig gewesen sein. In dem Fall hätten die Schieber der weiter nutzbaren Teiche entsprechend weit geöffnet werden müssen.

Die Abwässer durchflossen somit die Teiche langsam von Nord nach Süd und wurden dabei durch Kleinstlebewesen biologisch gereinigt. Die Teichtiefe wurde zwischen 0,30 und 0,80 Meter angelegt. Die Gesamtfläche hat man entsprechen der Personanzahl im Lager auf 1,4 Hektar ausgelegt. Am Südende jedes Teichs befand sich ein rechteckiger, betonierter Ablauf (Mönch). Durch diesen konnte die Wasserhöhe im Klärteich reguliert werden. Das gereinigte Abwasser floß über den Einlauf des Mönch dem parallel verlaufenden Saarbach zu.

Auslauf (Mönch)
Einlauf in den Saarbach

 

Für den Betrieb und Unterhalt der Abwasseranlage war ein hauptamtlicher Wasserwärter verantwortlich. Der abgesetzte Klärschlamm wurde bei Bedarf durch wechselweises Trockenlegen der Teiche ausgegraben und als wertvoller Dünger auf den Feldern und Wiesen um Ludwigswinkel verteilt. Ebenso wie der Pferdemist aus dem CdL. 

Legende zu obigem Bild (Draufsicht):

Hellblaue Füllung = Ehemalige Teichfläche 

1 = Abwasser Hauptkanal

2 = Abwasser Stichkanal

3 = Ablauf gereinigtes Wasser

4 = Saarbach

5 = (Not-) Überlauf

 

Der renomierte Münchner Professor Dr. Graf, welcher in Sachen Kläranlage beratend tätig war, machte damals den Vorschlag, die Teiche mit Karpfen und Schleien zu besetzen. Die Fische sollten durch ihre Fraßgewohnheiten die Abwassererinigung noch schneller und effizienter machen. Die jähliche Abfischung der Teiche hätte den Speisezettel der angrenzenden Bevölkerung mit Fisch erweitern sollen.

Der damalige Kreisfischereirat Werner errechnete einen Fischertrag von 700 kg pro Jahr. Daraus resultierend einen Verkaufserlös (Stand 09. Februar 1923) von 1.740.000 Mark (Anmerkung: Die Inflation gallopierte).

Die Reichsregierung sprach sich jedoch gegen den Fischbesatz aus. Man fürchtete zurecht, das die französischen Soldaten die Teichbewohner selbst abfischen, so wie sie es damals auch an anderen Teichen der Pfalz handhabten. Was im übrigen auch die zwangsgeduldete Wilderei betraf.

Der Fischbesatz hätte die (zeitweise) Anstellung eines Fischereimeisters erfordert. Dessen Lohnkosten wollte man sich natürlich auch sparen.

Zwecks Niedrighalten von Wasserpflanzen und als Fleischlieferant war noch die Ansiedelung von 50 weißen Pekingenten im Gespräch. Ob dies ungesetzt wurde ist nicht überliefert. Die Vögel dürften- bei erfolgtem Besatz- letztendlich auch auf dem Esstisch der Franzosen gelandet sein.

 

Im LIDAR-Laserscan der Klärteiche können auch heute noch die ursprünglichen Konturen der Teiche erkannt werden. Sämtliche Vegetation wird bei dieser Darstellung durch Software entfernt.

Laserscan der Klärteiche

Legende zu obigem Bild:

1 = Ehem. Abwasser Zuleitung (Franzosengraben)

2 = Klärteich

3 = Sägmühlweiher

4 = Mühlgraben

5 = Saarbach

Die Frisch- und Abwasseranlagen des Franzosenlagers waren ihrer Zeit weit vorraus. Die Gemeinde Ludwigswinkel erhielt erst 60 Jahre später eine Kanalisation mit Abwasseraufbereitung. Wobei die Moderne, im Jahr 2017 in Betrieb genommene Kläranlage, nach fast identischem Schema arbeitet und an fast gleicher Stelle steht wie die alte Kläranlage des Franzosenlagers.

Nichts desto trotz mußte das Reich damals auch diese Anlage bezahlen. Von der Frischwasserleitung des CdL profitierten die hiesigen Gemeinden erst nach dem Abzug der Franzosen.

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© Hans-Günther und Jürgen Morr