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Zum Gedenken an Hans Morr

Das ehemalige Franzosenlager "Camp de Ludwigs-winkel" (Seite ist im Aufbau)

 

Von dem im Jahr 1930 geräumten französischen Militärlager, dem Camp de Ludwigswinkel, haben sich nicht allzuviele Spuren erhalten. Das lag auch daran, dass große Teile der Lagerbebauung aus Holz bestanden. Für die Unterbringung von Zivilpersonen eigneten sich die langen Baracken und ihre konzentrierte Anordnung in der entlegenen Grenzregion nicht. Heute (2023) existiert nur noch ein hölzernes Barackengebäude vom ehemaligen Franzosenlager in der Nachbargemeinde Rumbach.

Die um Ludwigswinkel noch vorhandenen, sichtbaren Reste des Franzosenlagers werden im Folgenden vorgestellt.

Zur Geschichte des Militärlagers hat die in Ludwigswinkel lebende Journalistin Lilo Hagen einen Artikel verfasst, welcher weiter unten eingefügt wurde.

Lagerplan
Modell des Franzosenlagers, Ansicht von der Westseite

 

Der folgende Text stammt von der Journalistin Lilo Hagen aus Ludwigswinkel

 

Nur der Donnerstag war schießfreier Tag

 

Das französische Truppenlager in Ludwigswinkel - Die Baukosten von 13 Millionen Goldmark musste Deutschland bezahlen.

 

Eng verbunden mit der Wasgauwaldbahn, die Bundenthal mit Ludwigswinkel verband, ist das Truppenlager Ludwigswinkel, denn ohne dieses Truppenlager wäre die Wasgenwaldbahn, ebenfalls eine Reparation des Deutschen Reiches für den verlorenen Krieg, nie gebaut worden.

Nach dem 1. Weltkrieg hatten die Franzosen den alten preußischen Truppenübungsplatz bei Bitsch übernommen und wieder belegt. Da sich Bitsch aber für die Erprobung der neu entwickelten Langrohrgeschütze als zu klein erwies, forderten die Franzosen eine Erweiterung des Schießplatzes nach Norden und Osten, was die bayrische Forstverwaltung rigoros ablehnte.


Darauf requirierten die Franzosen das Gelände östlich des Übungsplatzes bis hin zum Bahnhof Rumbach-Bundenthal. Grundlage hierfür waren die Artikel 428-432 des Versailler Vertrages, wonach Frankreich als eine an der Besetzung des Rheinlandes teilnehmende Macht das Gebiet bei Ludwigswinkel sowie zahllose andere Objekte für die Dauer der Besatzungszeit requirieren konnte. Ludwigswinkel lag in der dritten Besatzungszone, die 15 Jahre lang besetzt werden sollte.


Die Franzosen beschlagnahmten eine 30 Quadratkilometer große Fläche „die bei Fischbach beginnt und sich westwärts bis nach Eppenbrunn hinzieht. Im Norden geht sie bis zum Ebet, zur Hohen List und zum großen Biesenberg hin. Im Süden bis zur Grenze nach Lothringen. Dort bildet der Truppenübungsplatz Bitsch die ideale Verlängerung dieses Geländes, denn die Franzosen schießen sogar von diesem Platz bis weit in das deutsche Gelände hinein. In der letzten Zeit liefen sogar Gerüchte um, dass die Franzosen dieses Gelände im Wege einer Grenzregulierung erhalten sollen", schrieb die Pirmasenser Zeitung in jenen Tagen.


119 Hektar Eichenbestand mussten abgeholzt werden, um Übungsplätze für Infanterie und Artillerie zu schaffen. Die Truppen benötigten Platz, um das Werfen von Handgranaten und das Schießen mit dem Maschinengewehr zu trainieren, die Artillerie richtete zudem Einschlagplätze ein. So standen unter anderem am Bahnhof Bundenthal-Rumbach französische Eisenbahngeschütze, die 30 Kilometer weit in das Artilleriezielgebiet schossen. Und das täglich von Februar bis Oktober, lediglich donnerstags wurde den Anwohnern ein schießfreier Tag gegönnt. „Bei Bundenthal hält die französische Besatzung ihre Schießübungen mit schweren Geschützen in Richtung Ludwigswinkel ab. Der Einschlagplatz ist von dieser Stelle rund 30 Kilometer entfernt", heißt es dazu in der Pirmasenser Zeitung.


Für den Bau des Lagers richtete die Reichsvermögensverwaltung Koblenz eine Außenstelle ein. Dieses sogenannte Reichs-Neubauamt hatte anfänglich seinen Sitz in der Rumbacher Gaststätte Kern, in deren Gasträumen sich das gesamte Dienstgeschäft der Beamten und Mitarbeiter abspielte. Begleitumstände waren Saufereien und jede Menge Bestechungen, denn der Bau des Lagers brachte Arbeit und Aufträge auch für Zivilisten.


1920 gaben die Franzosen einen fertig ausgearbeiteten Plan an das Reichs-Neubauamt, nach dem das Lager gebaut werden sollte. So forderte man für eine ständige Belegung des Camps mit einem Regiment Infanterie und einer Abteilung Artillerie ein massiv gebautes Haus für einen General, eines für den Lagerkommandanten, eins für den Putzmajor, eine Kaserne für die Wachkompanie und ein Krankenhaus. Für die übrigen Bauten, dazu gehörten Wohnbaracken, Küchen, Waschräume, Magazin, Kantinen, Soldatenheime, Offiziers- und Unteroffiziersmessen, Ställe, Wach- und Arrestgebäude, Fahrzeugschuppen und Werkstätten, erlaubte man eine Ausführung in Holz.


Im September des gleichen Jahr richteten zwei Abgeordnete der Volkspartei folgende Anfrage an die Reichsregierung in Berlin: „Wie wir hörten, beabsichtigt die französische Besatzungsbehörde in der Pfalz, unmittelbar anschließend an den auf lothringischem Boden liegenden Truppenübungsplatz Bitsch, ein großes Gelände mit prachtvollstem alten Waldbestand auf deutschem Boden zwischen Ludwigswinkel und Eppenbrunn als Exerzierplatz zu beschlagnahmen. Die Kosten, die dem Deutschen Reich hierdurch erwachsen, werden auf 200 Millionen Mark geschätzt. Ist der Reichsregierung diese Absicht der französischen Besatzungsbehörde bekannt und welche Schritte gedenkt sie zu ergreifen, um den wertvollen Wald für die Pfalz zu erhalten und die neuen erheblichen Kosten abzuwehren?"


Am 20. Februar 1921 antwortete die deutsche Reichsregierung: „Da aus einem Schreiben des Generals Degoutte klar hervorging, dass die Forderung eines Divisionsübungsplatzes unabänderlich beschlossene Tatsache war, erachtet das Reichsschatzministerium die Hergabe des in der bayrischen Pfalz, bei den Orten Fischbach -Ludwigswinkel - Eppenbrunn gelegenen, auf etwa 3000 Hektar groß geschätzten Waldstreifens als das kleinere Übel, da bei ablehnendem Standpunkt mit Sicherheit mit Requisition von wertvollem Kulturland gerechnet werden muss."


Die Angelegenheit wurde sofort mit der bayrischen Kreisregierung in Speyer erörtert, die die Auffassung des Reichsschatzministeriums teilt. Die Reichsvermögensverwaltung hat dem französischen Oberkommando mitgeteilt, dass die Reichsregierung einer ausdrücklichen Anforderung des in Frage kommenden Geländes und der dazu verlangten Anlage nachkommen werde, wonach sie gemäß Artikel 8 des Rheinlandabkommens verpflichtet sei.


Am 30. Mai 1921 erfolgte von Seiten der Franzosen die Anforderung des Geländes mit der Direktive, die Anlage bis zum 15. März 1922 fertig zustellen. Im August 1921 begannen die Arbeiten, für die man Arbeiter aus dem gesamten süddeutschen Raum zusammengezogen hatte. Sie waren in Ludwigswinkel und Fischbach untergebracht, zahlreiche Tanzsäle wurden für sie in Schlafsäle verwandelt. Dreißig Lastwagen und zwei Schleppmaschinen waren ununterbrochen im Einsatz, um das benötigte Baumaterial vom Bahnhof Rumbach-Bundenthal ins Lager Ludwigswinkel zu bringen.

 

Um die Versorgung des Lagers sicherzustellen wurde vom Saarbrunnen eine neue Druckwasserleitung mit Pumpstation verlegt, ein Wasserreservoir gebaut und für die Abwasserversorgung oberhalb des Saarbacher Weihers die erste Kläranlage in der Region errichtet. Am Ende verfügte das Lager auf Wunsch des französischen Armeebischofs Rémond selbst über eine eigene Kirche. 1927 waren in dem „Camp de Ludwigswinkel" 16.000 (Hinweis: Es waren max. 3.600) Mann stationiert, das entspricht der heutigen Einwohnerzahl des ganzen Dahner Felsenlandes.


„Wer es nicht gesehen hat, macht sich kaum eine richtige Vorstellung. Es nimmt einen Platz ein so groß wie Dahn. Da reiht sich Baracke an Baracke, jede 50 Meter lang und 12 Meter breit, da stehen massive Gebäude, Lazarett und Generalshäuser. Auch eine Kirche fehlt nicht. Zwischendurch ziehen sich chaussierte Straßen, gut kanalisiert, mit einem Wort: es ist eine Stadt, die da in einzig schönen Wäldern versteckt liegt", heißt es in einem zeitgenössischen Brief.


„Das nahe Ludwigswinkel hat sich seit der Besetzung der Rheinlande durch französische Truppen zu einer Soldatenkolonie entwickelt. Da durchhallt denn gar oftmals die Wasgauberge dumpfer Geschützdonner, der sich an felsenbesetzten Höhen bricht, oder es dröhnen die Landstraßen einsamer Waldtäler vom Hufschlag und Wagengerassel endloser Kolonnen von Marokkanern und Algeriern, die fast Tag für Tag das früher so weltfremde Grenzgebiet durchziehen. Hier in des Waldes tiefster Einsamkeit steht ein Haus am Wege und heischt des Himmels Schutz - einst von Sonntagsfrieden umjubelt und nur in den Zeiten des Krieges und der Soldatenmanöver aufgeschreckt - das Reißler Forsthaus, der Grenzsitz unserer pfälzischen Forstbehörde. Heute hat es den Waldesfrieden mit dem lärmenden Getriebe der gegenüberliegenden Soldatenkolonie vertauscht. Höfe und Dörfer in der Runde bangen um ihre Existenz", schreibt der große Förderer des damals noch jungen Pfälzerwald-Vereins, Hermann Kohl, in dem 1929 im Deil Verlag erschienenen Buch „Die deutsche Pfalz am deutschen Rhein".


Insgesamt hatte die Errichtung des Lagers „Camp de Ludwigswinkel" 13 Millionen Goldmark gekostet, die außerhalb der Reparationskosten aufgebracht werden mussten.

 

Am 31. Januar räumten französische und belgische Truppen die erste Zone des Rheinlandes. Zur endgültigen Räumung kam es aber erst am 30. Juni 1930, immerhin fünf Jahre früher als es der Versailler Vertrag vorsah. Zu diesem Stichtag verließen die französischen Truppen auch Ludwigswinkel, das Lager stand leer, die kleine Versorgungsbahn, die fast zehn Jahre zwischen Bundenthal und Ludwigswinkel mehrmals täglich unterwegs gewesen war, wurde bereits im November stillgelegt.


Der Bezirkslehrerverein Pirmasens hatte die geniale Idee, aus dem Lager ein „Kinderdorf für die ganze Pfalz" werden zu lassen. „Zweifellos wird der geplante mehrwöchige Schul- und Werkunterricht in dem dortigen herrlichen Waldgebiet mit seinem angenehmen Sommerklima und mit den anregenden und erfrischenden Bädern in den Weihern von vorzüglichem körperlichem und geistigem Einfluss auf die Jugend sein. Die gesundheitliche Rückwirkung und Anregung eines solchen Waldaufenthaltes, die bleibende Erinnerung an die gemeinschaftlich erworbenen Handfertigkeiten in Arbeit und Spiel, der frohstimmende Eindruck sonnendurchglänzter herrlicher Buchen- und Eichenwaldungen und der wohltuende Eindruck der weit sich hinziehenden grünen Wiesentäler, belebt von murmelnden Gewässern und blitzenden Weihern, wird für die Kinder der Pfalz ein Erlebnis und bleibende Erinnerung für ihr ganzes Leben werden", hieß es. Doch der Vorschlag stieß bei der Kreisregierung in Speyer auf taube Ohren. Der Gemeinde Ludwigswinkel fehlte das nötige Geld, um die Baracken umzunutzen und auf dem Gelände Industrie anzusiedeln. So wurden die Baracken samt Inventar versteigert und abgebrochen, das Gelände aufgeforstet. Der Fischbacher Pfarrer Johannes Wagner bemühte sich vergeblich, die Lagerkirche für die Ludwigswinkler Katholiken zu erhalten.


Wohl die letzte Baracke aus dem „Camp de Ludwigswinkel" steht heute noch in Rumbach und dient der Klettergilde als Vereinsheim. 1948 kaufte die Kriegerwitwe Rosa Ganster aus Fischbach mit ihren drei Mädels diese Holzhütte als „Franzosenbaracke von Ludwigswinkel" und ließ sie in der Hauptstraße 14 in Fischbach aufbauen. Die Dachpappe wurde durch Ziegel ersetzt und Fensterläden machten aus der einstigen Soldatenbehausung ein schmuckes Häuschen mit vier großen Zimmern und einem großen Flur. Zu dieser Zeit standen in Fischbach noch vier dieser Baracken. „Die berühmteste war die Lagerhalle von Odilo Lambert", erzählt Rudolf van Venrooy, der Enkel der Rosa Ganster. Als sein Vater Anfang der 50er Jahre beschloss, ein richtiges Haus in der Hauptstraße 14 zu bauen, wurde die Baracke 1954 an den zwei Jahre zuvor wiedergegründeten Rumbacher Musikverein verkauft, der sie im Wald am Ortseingang von Rumbach als Vereinsheim wieder aufbaute.


Von dem Lager selbst sind in Ludwigswinkel keine Spuren mehr zu entdecken. Lediglich die festen Häuser und das ehemalige Lazarett stehen noch. Das Krankenhaus diente viele Jahre der Arbeiterwohlfahrt (AWO) als Müttergenesungsheim und war bis vor Kurzem ein Übergangsheim für Aussiedler aus Russland. Heute steht das Haus leer. Die Kaserne der Wachkompanie übernahmen die „Lederwerke Wasgau" als Gerberei, Anfang der 80er Jahre wurde sie zu einem Ferienzentrum mit Eigentumswohnungen ausgebaut.

--- Ende Artikel von Lilo Hagen --- 

 

Baracken

Die Grundfläche einer Mannschaftsbaracke betrug 50 x 12 Meter = 600 m2. Im Lager gab es 32 Sück dieser hölzernen Kasernen. Bei der genannten Maximalbelegung des Lagers von 3.600 Personen abzüglich geschätzten 100 Mann höherer Ränge, Kranke und in Urlaub befindlichen Soldaten, welche nicht in den Baracken untergebracht waren, wäre jede Mannschaftsbaracke mit max. 100 Soldaten belegt gewesen.

Ehemalige Lagerbaracke, heute in Rumbach

 

Offiziershäuser

Das französische Militär forderte die Errichtung von massiven Wohngebäuden für ihre hohen Lageroffiziere. Es entstanden somit 300 Meter außerhalb des Lagerareals drei nebeneinander liegende Häuser. Auf den Bildern (von links nach rechts) sind die Gebäude für Kommandant, General und Major abgebildet.

Alle drei Gebäude sind erhalten und werden als private Wohnungen genutzt. 

Von links nach rechts: Haus des Lagerkommandanten, des Generals, des Majors

 

Krankenhaus

Die Franzosen forderten von den Deutschen auch den Bau eines Krankenhauses für Ihre Truppen. Das Haus wurde außerhalb des Lagers am Nordrand in Massivbauweise errichtet. Nach dem französischen Truppenabzug diente es während des 2. Weltkriegs als Lazarett. Danach als Müttergenesungsheim der AWO. Zu dieser Zeit wurde an der rechten Gebäudeseite ein vorspringender Speisesaal-Anbau hinzungefügt. Bis ins Jahr 2005 diente das Haus als Übergangsaufnahme für russische Aussiedler. Danach ging es in Privatbesitz über. Bis dato (2023) ist das ehemalige Krankenaus ungenutzt.

Bau 204, ehem. Küche

 

Trinkwasserversorgung

Für die 3600 Soldaten im Lager und deren Pferde wurde Trinkwasser in ausreichender Menge benötigt. Eine geeignete, 12 Meter höher gelegene Quelle fand man 2,7 km nordwestlich des Lagers an der Landstraße nach Eppenbrunn. Hier, am so genannten "Saarbrunnen", wurde eine Quellfassung erbaut. Mittels natürlichem Gefälle floß das Wasser durch eine Rohrleitung mit 20 cm Durchmesser talwärts. 400 Meter nordwestlich des Lagers gelangte es in einen gemauerten Sammelschacht von 6 m3 Inhalt. Mittels einer Rohrleitung  wurde überschüssiges Wasser zum Saarbach abgeleitet. 

 

Da die Gemeinde Ludwigswinkel noch bis ins Jahr 1997 noch einen Teil ihres Trinkwassers aus der Anlage bezog, wurde bei Bedarf im Inneren der Gebäude renoviert bzw. modernisiert. Dies ist auf folgenden Bildern zu beachten (Edelstahleinbauten, Schaltschränke, Wandanstriche.

 

Zugewachsene Quellfassung "Saarbrunnen"
Sammelschacht

Der folgende Plan zeigt außerhalb der roten Umrandung die Wasserversorgung der "Fischbacher Gruppe". Diese Orte wurden jedoch erst nach Aufgabe des Lagers ans Frischwassernetz angeschlossen!

Rot umrandet Plan der Frischwasserversorgung des Franzosenlagers

 

Pumpenhaus

Von Sammelschacht saugte eine elektrisch angetriebene Pumpe das Wasser an. Die Pumpe befand sich in einem eigens hierfür errichteten Gebäude. Das Aggregat förderte das Wasser durch eine Druckleitung in einen rund 200 Meter talwärts und im Berghang eingebauten unterirdischen Wasserspeicher (Hochspeicher).

 

Talseite des Pumpenhauses

 

Hochspeicher

Talseite des Hochspeichergebäudes

 

Der Wasserspeicher wurde frostfrei unter die Erdoberfläche eingebaut. Er lag 20 Meter über dem Lagerareal und bestand aus 4 langrechteckigen, parallel liegenden Becken. Wobei jeweils 2 miteinander verbunden waren. Durch diese Separierung war es bei Wartungen oder Störungen möglich, die Wasserversorgung im Lager aufrecht zu erhalten, da auch dann noch eine Wasser- Speichereinheit nutzbar war.

Die Länge der Speicherbecken betrugen zwischen 13 und 15,3 Meter. Die Breite einheitlich 3,40 Meter. An den Wänden haben sich in 2 Meter Höhe Spuren der maximalen (neuzeitlichen) Füllhöhe gebildet. Hieraus errechnet sich eine Füllmenge von 386.000 Liter für die gesamte Einheit. Die Anlage wurde für 400 Kubikmeter Wasser ausgelegt wurde.

 

Über dem unterirdischen Behälter wurde ein rechteckiger Bau aus Sandsteinen errichtet. In ihm befand sich die Verrohrung für den Zulauf vom Pumpenhaus und die Ablaufleitungen ins Lager und zu den Offiziershäusern. Vom Gebäudeinneren war der Einstieg in die 4 Speicherbecken mittels Leiter möglich, sofern diese entleert waren. Im dem kleinen Haus war auch die Regeleinrichtung für die Förderpumpe installiert.

der Mitte der Füllstandanzeiger In der Bildmitte der Füllstandzeiger. Zu dessen Seiten die Leitern zum Abstieg in die Zisternen
Zugangstür und Lichtfenster

Folgendes Foto zeigt die im Untergeschoß des Hochspeichergebäudes befindliche Verrohrung. Außer der Zu- und Ableitung des Trinkwassers befanden sich dort Rohre für störungsbedingten Überlauf und Leitungen zum Leeren der Wasserbehälter. Mittels Drehschieber erfolgte die Bedienung von Hand. Die Rohrdimensionierung von DN250 lässt auf einen zeitweise hohen Wasserdurchsatz schließen. 

 

Verrohrung im Untergeschoß
 
Die Höhe des Füllstands wurde mit Hilfe eines Schwimmers ermittelt, welcher sich in einem Gußrohr  abhängig vom Wasserstand in den Behältern vertikal bewegte. Mittels eines Drahtseils wurde die Schwimmerposition mechanisch auf eine analoge Uhr und einen elektrischen Potentiometer übertragen. Somit wurden die Förderpumpen in Abhängigkeit des Zisternen-Füllgrads automatisch zu- bzw. abgeschaltet.

Das gespeicherte Wasser gelangte aufgrund des Höhenunterschieds zwischen Zisterne und Verbraucher mit einem Druck von ca. 2 bar ins Lager bzw. an die Verbrauchsstellen in den Offiziershäusern.

 

Hinweis: Die Wasserversorgung wurde nach Abzug der Franzosen von den Gemeinden Fischbach und Ludwigswinkel übernommen und bis 1997 betrieben. Obige Bilder vom Inneren des Pumpenhauses und des Hochspeichers zeigen den Zustand aus dem Jahr 2022, nach Demontage der Betriebseinrichtungen. Die Gebäude selbst sind bis dato als Ruinen erhalten.

 

Abwasser Ableitung und Aufbereitung

So wie die Frischwasserversorgung war auch die Abwasseraufbereitung des Franzosenlagers weit seiner Zeit voraus. Die Abwässer wurden einem im Lager verlegten, geschlossenen Rohrnetz aus Beton-Fertigteilen zugeführt.

Die Rohrleitung vom Lager zum Vorklärbecken wurde beim Bau der neuen Ludwigswinkeler Kläranlage angeschnitten und lokal ausgebaggert. Diese Reste der Abwasserleitung befinden sich noch heute in der Wiese neben der Hebestelle. 

 

Ausgebaggerte Abwasserrohre
Unbekannter Leitungsteil aus Beton
Der Weg des Abwassers

Legende zu obigem Bild

1 = Camp de Ludwigswinkel (Franzosenlager)

2 = Saarbach

3 = Abwasser-Sammelpunkt (Rohrleitung)

4 = Zuleitung zur Kläranlage (Rohrleitung)

5 = Einleitung Bachwasser in Spülwasserkanal (Wehr)

6 = Vorklärbecken mit Rechenanlage

7 = Grundablaß

8 = Spülwasserkanal

9 = Mischer Bachwasser / vorgereinigtes Abwasser

10 = Not-Einlaß zur Versickerung im Talgrund

11 = Kanaleinbau mit ungeklärter Funktion

12 = Zuleitungskanal zu den Klärteichen "Franzosengraben"

13 = Verteiler- bzw. Einleitungskanal in die Klärteiche

14 = Klärteiche (Schönbecken)

15 = Auslauf des geklärten Wasser in den Saarbach

 

Durch die Rohrleitung gelangten die Abwässer in ein 1 km talabwärts gelegenes, rund gemauertes Vorklär- und Tosbecken. Nach dem Einlauf in dessen Vorraum wurden größere Verunreinigungen wie Lappen, Hölzer und ähnliches mittels Rechen aufgefangen. Vermutlich mußten die Rechen je nach Witterung mehrmals täglich von Hand gesäubert werden. Hierfür gab es wahrscheinlich eine Hilfsvorrichtung. Ein aufgemauertes, rechteckiges Fundament von ca. 1 Meter Kantenlänge, welches sich außerhalb des Beckens befindet, könnte Teil dieser Hilfsvorrichtung gewesen sein (Kran-Fundament ?). Im folgenden Bild oben links mit unterbrochener Linie umrandet.

 

Mitgeführte, kleinere Schmutzpartikel wie kleine Steine, Sand, und Erde konnten sich am Beckengrund absetzen

Ruine des Vorklärbeckens

Weitere Bilder des Vorklärbeckens:

Blickrichtung Abwasser-Einlauf
Blickrichtung Abwasser-Auslauf

Mittels einer an tiefster Stelle im Becken angebrachten Ablaßvorrichtung konnten die abgesetzten Stoffe bei Bedarf in ein seitlich befindliches, in die Erde gegrabenes Absetzbecken (6) ausgespült werden. Das für den Ausspülvorgang benötigte Wasser konnte darin versickern und im Sommer verdunsten. Der zurück bleibende feste Rest wurde nach Eintrocknung abgeschippt. Überschüssiges Wasser wurde in den nebenan vorbei führenden Spülwasserkanal (8) eingeleitet.

Separierung der eingespülten Feststoffe

Legende zu obigem Bild

1 = Unterirdischer Rohrzulauf des ungereinigten Abwassers vom Franzosenlager

2 = Rechenanlage zum Entfernen von größeren Feststoffen

3 = Vorklärbecken

4 = Unterirdischer Rohrablauf des grob vorgereinigten Abwassers 

5 = Ablaßkanal für Sedimente 

6 = Absetzbecken für Sedimente (Schlammbecken)

7 = Ableitungskanal für unverdunstetes Wasser

8 = Spülwasserkanal vom Saarbach

Nach der erfolgten Vorklärung wurde das Schmutzwasser wiederum durch eine im Boden verlegtee Rohrleitung einer betonierten Mischanlage zugeführt. Hier wurde es kontinuierlich mit sauberem Bachwasser vermischt bzw. verdünnt. Das Bachwasser wurde 200 Meter talaufwärts mittels einer Ableit- und Reguliervorrichtung dem Saarbach entnommen und durch einen künstlich angelegten Kanal der Mischanlage zugeführt. Das Vermischen des Abwassers mit frischem Bachwasser wirkte sich  sicherlich in trockenen Sommern positiv hinsichtlich weiterem Abfluß und Endklärung in den nachfolgenden Teichen aus.

 

Stauwehranlage für Spülwasserkanal

Bei Reparaturfällen an den weiter talwärts liegenden Anlagen konnte an der Bachwasser-Abzweigstelle am Saarbach das Stauwehr geschlossen werden, so dass der Zuleitungskanal zum Mischer (Spülwasserkanal) trocken fiel. Seitlich hatte der Mischer eine Reguliereinrichtung, durch welche das dann unverdünnte Abwasser für den Reparaturzeitraum in den nebenan liegenden Talgrund abgeleitet werden konnte. Von dort aus gelangte es unkanalisiert in den 1 Klärteich.

Mischer für Abwasserverdünnung

Legende zu obigem Bild

Blauer Pfeil = Bachwasserzulauf in offenem Kanal vom Saarbach

Brauner Pfeil = Verrohrter Zulauf von Abwasser aus dem runden Vorklärbecken

Bunter Kreis = Vermischung von Schmutz- und Frischwasser 

Gelber Pfeil = Ablauf Mischwasser in Richtung Klärteiche (Schönbecken)

Gelb gestrichelter Pfeil = Temporäre Mischwasser-Einleitung in den Talgrund

Blau punktiert = Temporäre Versickerungsfläche im Talgrund

Nach dem das verdünnte Abwasser die Mischanlage in Richtung Klärteiche verlassen hatte, folgte nach 2 Metern eine weitere, in die Ablaufrinne einbetonierte Anlage. Diese ist heute größtenteils übererdet und von einem mächtigen Baum überwachsen. Die Baumwurzeln haben einen Teil der sichtbaren Anlage zerstört bzw. aus der ursprünglichen Lage verschoben. Die folgende Rekonstruktion der Anlage ist daher spekulativ.

Teil des betonierten und heute z.T. übererdeten Kanaleinbaus

Das vom vorgeschalteten Mischer verdünnte Abwasser wurde durch 2 parallel liegende zick-zack förmige Rinnen geleitet. Die Rinnen waren 35 cm tief. Zwischen den Rinnen befanden sich 3 zusammenhängende rechteckige Flächen, welche für die Symmetrie der Rinnen bzw. Symmetrie in Flußrichtung sorgten. Die mittleren Einbauten wurden bei Hochwasser überlaufen.

Der Zweck der Anlage ist unklar. Es dürfte sich um einen weiteren Kanaleinbau zwecks Vermischung des Abwassers gehandelt haben.

 

Freie Rekonstruktion des Kanaleinbaus

Legende zu obigem Bild

Blaue Pfeile = Zu- und  Ablauf vermischtes Abwasser, bzw. Flußrichtung

Graue Linien = Betonierter Einbau

Graue Fläche = Schotter / Gestein

Braune Fläche = Boden bzw. Erde

Violette Linie = Vorhandene, sichtbare Teile

Nach dem das Abwasser oben beschriebene Anlage durchflossen hatte, lief es mit geringem Gefälle in einer u-förmigen, oben offenen Rinne talwärts. Die künstliche Kanalanlage wird heute noch "Franzosengraben" genannt. Nach 300 Metern gelangte es an den Leitungsverteiler für die Einleitung in die Klärteiche. Die Verteileranlage ist heute zerstört. Sie funktionierte sicherlich wie die im Folgenden beschriebenen Einlaßvorrichtungen mit mechanisch zu betätigenden Blech-Schiebern.

Der Franzosengraben

Wie die Zuleitung bestanden die Eineitungskanäle aus oben offenen, U-förmigen Betonschalen von jeweils einem Meter Länge. Die Seiten wurden wohl im Nachhinein um je 10 cm durch Beton erhöht. Vermutlich weil es bei Starkregen zum Überschwappen des flüssigen Inhalts kam.

 

In der Bildmitte quert der Haupt-Einleitungskanal
Die 10 cm aufbetonierten Kanalwangen

Der Haupt-Einleitungskanal lief an der langen Nordseite der Klärteiche im Abstand von ca. 2 Metern parallel entlang und bog am östlichen Teichende im rechten Winkel dem Teichrand folgend ab. Am Ende des Kanals befand sich ein rechteckiger Fallschacht. Dieser führte nur im Notfall das noch ungeklärte Wasser den 2 Meter östlich fließendem Saarbach zu. 

 

An der Nordseite des Einleitungskanals befanden sich im Abstand von je etwa 5 Metern zur Teichseite hin kleine Einlassvorrichtungen. Mittels dieser wurde das Abwasser den Klärteichen zugeführt. Die 10 cm im Durchmesser messenden Zuleitungsrohre konnten mit einem Metallschieber von Hand ganz oder teilweise geschlossen werden. Durch diese einfache Technik wurde das Abwasser in kleinen Mengen an verschiedenen Stellen den Teichen zugeführt.

 

Von dem oben gengenannten nördlich gelegenen Zuleitungskanal zweigten im rechten Winkel noch 3 Stichkanäle ab, welche den Klärteich in 4 Becken vereinzelten. Jeder dieser Stichkanäle war wiederum zur Teichseite bzw. den Teichseiten mit einer wie oben beschriebenen Einlaufvorrichtung versehen. Der Abstand zwischen diesen betrug hier allerdings 10 Meter.

Einlaßvorrichtung mit Schieber und angedeutetem Einlaßrohr

Durch das Schließen sämtlicher in einen der 4 Teiche führenden Einlaufvorrichtungen konnte bei Bedarf die Zuleitung gänzlich unterbrochen werden. Dies kann bei einer Störung oder Revision notwendig gewesen sein. In dem Fall hätten die Schieber der weiter nutzbaren Teiche entsprechend weit geöffnet werden müssen.

 

Die Abwässer durchflossen somit die Teiche langsam von Nord nach Süd und wurden dabei biologisch gereinigt. Am Südende jedes Teichs befand sich ein rechteckiger, betonierter Ablauf (Mönch). Durch diesen konnte die Wasserhöhe im Klärteich reguliert werden. Das gereinigte Abwasser floß über den Einlauf des Mönch dem parallel verlaufenden Saarbach zu.

Auslauf (Mönch)
Einlauf in den Saarbach

Es ist anzunehmen, dass für Betrieb und den Unterhalt der Abwasseranlage mindestens eine Person in Vollzeit erforderlich war.

 

Legende

Hellblaue Füllung = Ehemalige Teichfläche 

1 = Abwasser Hauptkanal

2 = Abwasser Stichkanal

3 = Ablauf gereinigtes Wasser

4 = Saarbach

5 = (Not-) Überlauf

Die Frisch- und Abwasseranlagen des Franzosenlagers waren ihrer Zeit weit vorraus. Die Gemeinde Ludwigswinkel erhielt erst 60 Jahre später eine Kanalisation mit Abwasseraufbereitung. Wobei die Moderne, im Jahr 2017 in Betrieb genommene Kläranlage, nach fast identischem Schema arbeitet und an fast gleicher Stelle steht wie die alte Kläranlage des Franzosenlagers.

 

Manöverplätze und Schießanlagen

Manövergelände Nr. 4

Das Manövergelände Nr. 4 befand sich etwa 300 Meter Luftlinie westlich des Lagers bzw. südlich vom Reislerhof.. Die Fläche betrug 36 Hektar. Es wurden hierfür 2 nördlich zusammenlaufende Täler genutzt. Der Anmarschweg vom Lager dorthin betrug 2,3 km.

Das Areal ist heute überwiegend mit Wald und Buschwerk bewachsen. In der vegetationsfreien Zeit findet man im Gelände noch viele Übungsgräben und Erdwerke.

An der Ostseite des östlichen Geländefingers befindet sich parallel zum Forstweg eine etwa 100 Meter lange, 6 Meter Tiefe und um 1 Meter erhöhte, ebene Fläche (roter Balken in folgendem Bild). Hierauf befanden sich wahrscheinlich Holzgebäude für die temporäre Truppenunterkunft.

Manövergelände Nr. 4 = grüne Füllung
Rote Füllung = Planfläche für Gebäude, Blickrichtung Süden
Gleicher Ort, Blickrichtung Norden

 

Übungsmauer

Unweit des Zeltplatzes Hirtenwiese bzw. 300 Meter süd-westlich des ehemaligen Reislerhofs, befindet sich am Anfang des ehemaligen Manövergeländes Nr. 4 in einem Wegdreieck ein heute fast gänzlich von der Vegetation überwachsenes Mauerrelikt. Hierbei handelt es sich um eine Übungsmauer des Franzosenlagers. Die Mauer wurde bei Draufsicht in Form eines Hammers ausgeführt. Ihre maximale Höhe beträgt ca. 4 Meter, die Länge etwa 10 Meter. Wobei der "Hammerstiel " zum Erdniveau hin schräg abfällt. Sie wurde in Kombination Mauerwerk - Beton errichtet. 

An dem Gebilde trainierten die Franzosen der Ersteigen und Überwinden von Mauern.

An den Mauer-Schmalseiten sind Aussparungen zu erkennen, welche den Männern den Aufstieg ermöglichten. Es gibt außerdem mehrere Durchbrüche, welche mit Karabiner und Ausrüstung durchquert werden mußten. Am Ostende der Mauer läßt eine Abbruchkante mit Bogenansatz auf das Vorhandensein eines künstlichen Tunnels schließen. Hier dürfte das gebückte Vorwärtskommen mit Karabiner und Tornister trainiert worden sein. Der Anbau war anscheinend dem modernen Wegebau hinderlich und wurde abgebrochen.

In der Zeit vor dem 2.Weltkrieg wurde die Übungsmauer von der Wehrmacht zum selben Zweck verwendet.

 

Blick auf den "Hammerkopf" der Übungsmauer
Die nach hinten abfallenden Längsseiten

 

Deutsche Lagerverwaltung

Gebäude der Reichs-Vermögensstelle

Quellen

@ Lilo Hagen, Journalistin in Ludwigswinkel

@ Gustav Burkhard, Wassermeister der Verbandsgemeinde Dahn

@ Thomas Weber, Wassermeister der Verbandsgemeinde Dahn

@ Bibliothèque nationale de France (Topografische Karte von 1925)

 

Wasgenwaldbahn (...in Arbeit)

Lokschuppen mit Dampflock
Lokschuppen 2019
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© Hans-Günther und Jürgen Morr