Lage
Das Grubenfeld "Ludwig" befindet sich im oberen, bergseitigen Bereich des Weges "Am Wetzel" in Wald-Michelbach. Es existierte dort linksseitig ein weit verzweigtes Stollensystem mit zwei Mundlöchern, welche heute nicht mehr zugänglich sind. Die Gesamtlänge der unterirdischen Anlage beträgt auf mehreren Ebenen mindestes 1030 Meter (siehe Plan unten).
Rechts des Weges ging ein Stollen in süd-östlicher Richtung in den Berg hinen. Dieser wird im Folgenden beschrieben.
Nutzung
Wie wir aus den amtlichen Urkunden bezüglich des einstigen Überwälder Bergbaus wissen, waren im „Wetzel" vier Schächte und zwei Stollen der Grube „Ludwig" in Betrieb. Gefördert wurde in den Jahren 1889 bis 1893 von der Bergbaufirma Hesse und Schulte aus Siegen und von 1901 bis 1918 von der, Siegener-Eisenindustrie A.G. - zusammen mit der Grube „Morgenstern" immerhin 7430 Tonnen Manganerz. Um 1893 wurde auch das sogenannte Zechenhaus im Wetzel gebaut. Es beherbergte das Bergbaubüro, und die nicht ortsansässigen Bergleute fanden hier eine preisgünstige Übernachtungsmöglichkeit. In den Kriegsjahren 1942 bis 1945 gab es die letzten Bergbauarbeiten in der Region. Russische und polnische Kriegsgefangene mußten das Roherz aus dem Berg holen. Es wurde vor dem Stollen mit dem oben angestauten Wasser aus dem Rückhaltebecken gereinigt und mit Pferdefuhrwerken zum Bahnhof Unter-Wald-Michelbach gefahren. Von da ging das Erz zur Verhüttung. Die heutige Gartenmauer vor dem Zechenhaus war die Verladerampe. Von dort wurde das Erz in den bereitstehenden Fuhrwagen gekippt. Als zum Ende des Weltkrieges zu befürchten war, daß der Bombenkrieg auch bis in den Odenwald vorgetragen wurde, wurde von der umwohnenden Bevölkerung der Stollen mit Bänken, Notbetten und allem Nötigen als Luftschutzraum eingerichtet. Profanere Aufgaben hatte der Stollen in der Nachkriegszeit zu erfüllen. Man nutzte ihn als Kartoffelkeller und zum Lagern von Apfelwein. Die heutigen Besitzer erinnern sich, daß damals im aufgelassenen Stollen hinter dem Zechenhaus sogar ein Ziegenstall untergebracht war. Später nutzte man die Stollen als Müllkippe und zum Lagern von Gartenabfällen, bis die Stolleneingänge aus Sicherheitsgründen zugeschüttet wurden.
Wiedereröffnung Stollen Ludwig I
Am 12.02.1993 wurde die Grube von Heimatfreunden in mühevoller Arbeit wieder geöffnet und gesichert. Das Stollenmundloch erhielt eine feste Ummauerung und ein Eisengitter zum Verschließen des Eingangs. Der Einbau einer elektrischen Beleuchtung macht die Besichtigung ohne Taschenlampen möglich.
Heutiger Zustand Stollen Ludwig I
Die Gesamtlänge des Stollens betrug etwa 110 Meter. Heute sind 85 Meter begehbar. Nach 85 Metern, in denen der Stollen nur mit leichtem Anstieg in den Berg getrieben wurde, steigt er in einem Schacht nach ca. 3 Meter nach oben. Hiernach verzweigt er sich T-förmig etwa 17 Meter gekrümmt nach links und ca. 7 Meter nach rechts und endet dann jeweils (s. Plan weiter unten). Die lichte Höhe schwankt heute zwischen 1,7 und 2 Metern. Im Verlauf trieben die Bergmänner auf Leitern stehend mehrere enge Schächte seitlich nach oben, immer den Erzadern folgend. Die Schäche wurden neuzeitlich verbaut, da hier immer wieder Erde von oben eindrang. An mehreren Stellen dringt Wasser durch das Deckengestein, welches in einer Rinne am Boden nach aussen geleitet wird.
Außer dem Stollen (im Plan oben rot) ist das Bergbaubüro erhalten geblieben, im Plan oben grün eingezeichnet. Es befindet sich heute im Privatbesitz. Über dem Stollen liegt das mit Sandsteinen gefasste Wasser-Sammelbecken für die Erzwäsche (im Plan blau). Direkt über dem Stollen sind an verschiedenen Stellen Einbrüche im Boden (Pingen) vorhanden, welche durch Nachrutschen von Erde in den Stollen entstanden, nachdem der hölzerne Innenverbau zusammengebrochen war.
Zu bestimmten Terminen (im Rathaus Wald-Michelbach zu erfragen) werden Fürhrungen für Besucher angeboten.
Freilegung von Stollen Ludwig II
Seit 2012 arbeitet der heutige Eigentümer des ehemaligen Grubenhauses an der Freilegung des verschütteten links des Weges "Im Wetzel" befindlichen Stollensystems (siehe roten Ring im Plan oben). Die Baustelle ist nicht frei zugänglich, da sie sich in Privatbesitz befindet.