Der Wassergehalt des geförderten Erzes war zu hoch. Dies bedeutete höhere Kosten des Eisenbahntransports, da das Erz gewogen wurde und die Transportkosten nach Gewicht berechnet wurden. Für die Verhüttung im Hochofen war ein zu hoher Wasseranteil im Erz ebenfalls ungünstig. Aus dem Grund beschloß die Betreiberfirma „de Wendel“ eine Trockenanlage für das Erz anzuschaffen. Im Folgenden hierzu die Abschrift aus den Originalakten:
Unterfertige Firma beabsichtigt bei ihrer Verladestation für Manganerz in Waldmichelbach eine
Trockenanlage zu errichten, in welcher die aus dem Tagebau entstammenden nassen Manganerze vor dem Bahntransport getrocknet werden sollen. Die Erze enthalten durchschnittlich 30-33 %
Feuchtigkeit, welche auf 5 % zu entfernen ist. Die projektierte Anlage ist auf der beifolgenden
Situationszeichnung Ch. 119 dargestellt und besteht aus zwei rotierenden automatischen Trockenöfen System Humboldt, der Transporteinrichtung zur Zu- und Abführung des Erzes und der
Antriebsvorrichtung.
1. Trockenöfen
Dieselben bestehen aus schmiedeeisernen cylindrischen Trommel, die
geneigt gelagert sind und langsam rotieren. An vorderen Ende der Trommel wird das nasse Erz eingeführt und bewegt sich infolge der Neigung und Rotation de Trommeln nach dem hinteren Ende zu. Auf
diesem Wege wird es von heißen Feuergasen erhitzt, sodass die Austreibung des Wassers in Form von Wasserdämpfen in den oben
genannten Grenzen erzielt wird. Die Feuergase werden durch Verbrennung von Steinkohle auf einem Roste
am vorderen Ende der Trommeln erzeugt. Zur Zubringung des erforderlichen Zuges ist an jedem Ofen ein Ventilator angeordnet, der die Feuergase, nachdem sie ihre Wärme an das Erz abgegeben haben,
ansaugt. Die mit den Feuergasen entweichenden geringen Mengen Ruß und Staub von Manganerz werden in einem sogenannten Zyklon zurück gehalten. Für jeden Trockenapparat ist ein solcher (Zyklon)
angeordnet, der aus einem hohlen kegelförmigen Gehäuse besteht, in welchem die Gase tangential eintreten, in Rotation geraten und infolge der auftretenden Centrifugalkraft die Verunreinigungen des
Gases abscheidet. Die so von Staub befreiten Verbrennungsgase treten alsdann durch einen Blechkamin
von 21½ Meter über dem Fussboden in die freie Luft. Der Betrieb des Trockenapparates ist
ganz automatisch und erfordert außer der Unterhaltung des Feuers keinerlei Bedienung. Alle bewegten Teile liegen aus dem Bereich des Verkehrs, so daß Gefahren nicht vorhanden
sind.
2. Transporteinrichtungen
Das mit der Hängebahn aus der Grube ankommende Erz wird aus den
Hängebahnwagen in einen hölzernen Sammelkasten gestürzt, aus welchem ein 8 Meter langes horizontales Transportband die Masse zu den beiden Trockenöfen befördert. Das aus den Trockenöfen
herausfallende trockene Erz sammelt sich in einer Grube, von welcher aus es durch ein schräg
stehendes 20 Meter langes Becherwerk in einen eisernen Sammelrumpf gelangt. Aus dem Sammelrumpf kann es durch öffnen einer Verschlussklappe in die Hängebahnwagen eingefüllt werden. Der Betrieb geht
so von statten, daß beim Ankommen mit dem nassen Erz gefüllte Hängebahnwagen ihren Inhalt in den genannten hölzernen Sammelkasten abgeben, unmittelbar darauf aus dem eisernen Sammelrumpf mit
trockenem Erz gefüllt werden und darauf ihre Fahrt fortsetzen bis zur eigentlichen Entladestelle in die Eisenbahnwaggons.
3. Antriebsvorrichtung
Zum Betriebe der Anlage ist eine horizontale Einzylinder-Dampfmaschine mit Auspuff vorgesehen. Die Tourenzahl der Maschine beträgt 155 pro Minute. Die Maschine treibt mittels Riemen auf eine 5 Meter über Flur liegende Transmission, von der aus die Kraft zum Betriebe der Öfen, der Ventilatoren, des Transportbandes und des Becherwerkes abgegeben wird. Die Maschine ist mit allen gesetzlich vorgeschriebenen chutzvorrichtungen versehen. Der erforderliche Dampf wird von einem ausziehbaren Röhrenkessel geliefert, welcher unter einer Spannung von 8 atm. Druck arbeitet. Über die Konstruktion des Kessels liegt eine besondere Zeichnung Ch. 131 im Maßstab 1:50 nebst ausführlicher Beschreibung bei, auf welche hier verwiesen wird.
Mit der Ausführung der Trockenanlage wurde die Maschinenbauanstalt Humboldt in Köln-Kalk betraut. Die Firma stellte damals auch Dampflokomotiven her. Die Gesamtanlage wurde am 09.Juni 1904 von der „Großherzoglichen Dampfkesselinspektion“ abgenommen. Es wurden zwei Trommelöfen von 1,8 Meter Durchmesser nebeneinander in leichter Neigung errichtet.
Recht glücklich wurde die Betreiberfirma „de Wendel“ mit der
Trockenanlage jedoch nicht. Selbst ein dreimaliger Trockendurchlauf reduzierte den Wassergehalt im Erz nicht wie gewünscht. Wirkungsvoller
war die Hand-Verlesestation, die das getrocknete Material nochmals passieren musste. Nach der Trocknung konnte da taube Gestein besser vom „haltigen Erz“ unterschieden und ausgelesen werden. In den
alten technischen Unterlagen wird das Bild „Manganerz-Sortierstation“ als „rotierender Klaubtisch“ bezeichnet. Von hier ging das Trockenerz über Rutschen zu den vor dem Verladebau bereitstehenden
Güterwagen der Eisenbahn.