www.Morr-Siedelsbrunn.de
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Zum Gedenken an Hans Morr

Zeichnungen im Fels

Im steinreichen Überwald wurde noch bis vor 100 Jahren der an vielen Stellen anstehende rote Sandstein von Hand abgebaut. Durch die Herstellung von Kunststeinen, wie sie auch heute für den konventionellen Hausbau verwendet werden, wurde der Abbau unrentabel. Die Abbaustellen bzw. Steinbrüche wurden stillgelegt und teilweise wieder aufgefüllt. Wie die nachfolgenden Einmeisselungen belegen, wurden die Brüche aber auch noch nach deren Schliessung aufgesucht. Mancher Besucher nutzte die geglätteten Abbauwände zum Anbringen von z.T. kunstvollen Zeichnungen, Ritzungen und Ornamenten.

Die im Folgenden dargestellten Einmeisselungen wurden zwecks besserer Kenntlichkeit am PC schwarz bzw. weis nachgezogen.

Der Standort der Gravuren wird nicht angegeben, da es in der Vergangenheit leider immer wieder Zeitgenossen gab, welche meinten, solche Relikte müsse man zerstören. 

Bild oben: Darstellung eines Elchkopfes mit darunter befindlicher Beschriftung SIPPE ELCH.

Der Darstellung des Tierkopfs als auch der Schrift kann eine künstlerische Komponente nicht abgesprochen werden. Ein "normaler" Steinhauer war wohl zu solch einer qualitätsvollen Ausführung eher nicht in der Lage. Die Ausführung erfolgte mit ziemlich schmaler Messelbreite.

Stilistisch kann die Beschriftung in die Zeit vor dem 2. Weltkrieg eingeordnet werden. Denkbar wäre die Ausführung im Rahmen eines Pfadfinderlagers vor Ort. Diese Gruppen formierten sich zu Sippen. Gegen eine Ausführung nach 1933 spricht, dass das Wort "Sippe" war während des 3. Reichs negativ besetzt (vergl. "Sippenhaft"). Ausserdem wurden ab Mitte 1933 die Pfadfindergruppen aufgelöst und in die Hitlerjugend (HJ) überführt. Gegen eine Entstehung nach dem 2. Weltkrieg spricht der dann nicht mehr gebräuchliche Schriftstil.

 

Bild oben: 6- Eck mit Beschriftung HERXHEIMER G-ROTTE und Hakenkreuz. Darüber die Zahl 1933. Durch Hakenkreuz und Jahreszahl ist die zeitliche Einordnung genau gegeben.

Die Inschrift geht wohl auf eine G-Rotte aus Herxheim zurück, welche offensichtlich hier im Jahr 1933 im näheren Umfeld ihr Lager aufgeschlagen hatte. 

 

Bild oben: Felsgravur ST JOERG mit 3-seitiger Umrahmung. Rechts davon befindliches Quadrat mit die Ecken verbindenden Linien, sowie Pfeil nach oben.

Von Stil und Ausführung her ist diese Felsgravur eher einfach ausgeführt. Es scheint, hier hat sich der Gravör namentlich verewigt. Es kann vermutet werden, dass das rechts darunter befindliche Quadrat zeitgleich angelegt wurde. Um das Zeichen eines Steinhauers dürfte es sich nicht handeln, da diese nur bis zum Mittelalter auf Werkstücken angebracht wurden. Die Bedeutung des Quadrats mit Pfeil bleibt unklar.

 

Im Jahr 2020 erhielt ich von einem Pfadpfinder, welcher hier namentlich nicht genannt werden möchte, den folgenden Hinweis zur obigen Felszeichnung:

(Vielen Dank hierfür!)

 

In dem " Quadrat mit die Ecken verbindenden Linien, sowie Pfeil nach oben." sehe ich das Waldläufer / Wegzeichen für "Nachricht / Botschaft". Diese Zeichen sind und waren in vielen Pfadfindergruppen bekannt und werden/wurden genutzt. Ohne viel Aufwand könnte ich (der Hinweisgeber) deren Verwendung seit den frühen 1950er Jahren belegen. Mit weiterer Recherche ließe sich evtl. zeigen wann (zwischen ~1909 und 1950) genau dieses Zeichen in Deutschland durch Führerzeitschriften o.ä. verbreitung fand. Die verbundenen Ecken sind eine für Deutschland typische Ausprägung dieser "Schrift".

 

In der Gravur "St JOERG" lese ich "St. Georg" als Beiname / Deckname. Die Verwendung des Names Jürg/Joerg (nicht einheitlich) war früher bsp. innerhalb der Deutschen Pfadfinderschaft Sankt Georg nicht unüblich (zeitweise sogar modern). Bekannt war dieser Beiname allerspätestens durch das Lied " Reit uns voran !" bzw. "Als Knecht und als Ritter...", welches später das Bundeslied der DPSG wurde.

 

Für denkbar halte ich dass die Nachrichten-Gravur nicht ausreichend war und deshalb die größere Gravur angebracht wurde. Eine zeitliche Verordnung halte ich für schwierig. Die Nutzung des Beinames könnte auf ein Wirken während der Verbotszeit hindeuten.

 

 

Bild oben: Blockgravur A.JEHMLICH

Auf einem abgelösten Sandsteinmonolit hat sich hier der Künstler namentlich verewigt. Die Inschrift ist erst einige Jahre alt und wurde fachmännisch ausgeführt.

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© Hans-Günther und Jürgen Morr