www.Morr-Siedelsbrunn.de
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Zum Gedenken an Hans Morr

Ein Aufstieg zum Tete des Faux (Seite in Arbeit)

Der Tete des Faux (deutsch: Buchenkopf) ist ein 1210 Meter hoher Berggipfel, welcher sich 2 km südlich von La Bonhomme (deutsch: Diedolshausen) und 10 km westlich von Kayserberg befindet.

 

Die Franzosen eroberten am 02 12.1914 den von den Deutschen vorher besetzten Berggipfel. 3 Wochen später, um Weihnacht 1914, griffen Deutsche Truppen bei extrem winterlichen Verhältnissen wiederum die Franzosen auf dem Berg an. Nach der Schlacht zählte man für beide Seiten 600 Tote, Verwundete und Vermißte. Die Franzosen konnten aber nicht gänzlich vom Berg vertrieben werden. Aber auch die Deutschen hielten sich zäh an den eroberten Geländepunkten um die Bergkuppe. Beide Seiten gruben sich im Laufe der Zeit am und um den Berggipfel ein. Wobei die gegnerischen Stellungen punktuell nur wenige Meter auseinander lagen. Speziell auf deutscher Seite entstanden eindrucksvolle Befestigungen. Zwar hat der Zahn der Zeit zwischenzeitlich schon fest an den Objekten genagt. Aber selten wird man heute noch so ursprünglich und unverändet gebliebene deutsche  Befestigungsanlagen mit Infanteriehindernissen aus dem 1. Weltkrieg im Gelände und außerhalb von Mueseen finden.

Als Ausgangspunkt für die Besteigung des Berges bietet sich das Hotel L'etang du Devin an. Dieses ist mit dem PKW von Le Bonhomme aus erreichbar. Allerdings gibt es dort nur wenige Parkplätze.

Für die Besichtigung der im Folgenden beschriebenen Objekte sollte man etwa 3 Stunden einschließlich der knapp 7 km Wegstrecke einkalkulieren.

 

Karte mit Wandertour

Schon wenige Meter vom Parkplatz entfernt befindet sich rechts oberhalb bes Waldweges der ehemalige deutsche Soldatenfriedhof KAHM. Die ehemals dort bestatteten Soldaten wurden nach dem 2. Weltkrieg auf den Soldatenfriedhof BÄRENSTALL beim Lingekopf umgebettet. Erhalten ist ein Teil der steinernen Umfassungsmauer mit Zugangstreppe und renoviertem Portal, sowie einige der alten Grabsteine mit Inschrift. 

Ehem. Soldatenfriedhof Kahm

 

Vorsicht Einsturzgefahr !

Zwischen den Friedhof KAHM und dem ETANG DU DEVIN erkennt man rechts im Hang neben dem Wanderweg mehrere Unterstände. Teilweise sind diese zusammengebrochen und überwuchert. Sie dienten der Truppe als Schreibstube, Kantine, Telefonzentrale und Magazin.

Unterstand
Ruinen von Unterständen

 

Nach etwa 450 Metern steht rechts unmittelbar am Weg ein Gebäude Bau mit Betondecke. In ihm befand sich eine elektrisch angetriebene Pumpe, welche Wasser aus dem Hexenweiher (siehe weiter unten) zu den Stellungen auf dem Berg pumpte ). Im Nebenraum befand sich eine mechanische Werkstatt mit Schmiede. Von den ehemaligen Einrichtungen ist nichts erhalten. Heute dient das Gebäude als Wetterschutz und Rastplatz.

Betriebsgebäude für Wasserpumpe und Werkstatt

 

Weiter oberhalb der Pumpstation sieht man Mauerreste. Hier stand ein Lagerrebäude für Munition. 

Standort eines Munitionslagers

 

Wenige Meter weiter und wieder rechts des Weges befindet sich in einem Talkessel der mittlerweile stark verlandete ETANG DE DEVIN (deutsch: Hexenweiher). Die Deutschen bezogen aus dem Teich sowohl das Wasser für die Betonarbeiten auf dem Berg, als auch ihr Trinkwasser. Der Wassertransport hinauf erfolgte zu Beginn des Krieges mühevoll in Kanistern auf dem Rücken von Maultieren. Später wurde das Wasser unter Zuhilfenahme einer elektrisch angetriebenen Pumpe durch eine neue installierte Druckwasserleitung auf den Berg gepumpt.

Der Hexenweiher

 

Man folgt nun den im rechten Winkel nach links abbiegenden Forstweg. Nach 700 Metern sieht man oberhalb des Weges Reste des 2. Deutschen Soldatenfriedhof. Dessen Name lautet RABENBÜHL. Erwähnenswert sind das steinerne Eingangsportal, sowie eine kleine, ebenfalls aus Lesesteinen errichtete Kapelle. Wie beim ersten Friedhof KAHM wurden auch die hier bestatteten Kämpfer nach dem Krieg zum Lingekopf umgebettet. Erhalten sind außerdem einige Grabsteine mit ihren Inschriften. Zum Zeitpunkt meines Besuchs befand sich ein brennendes Grablicht auf einem Grabstein. Der Ort wird demnach auch heute noch von Menschen besucht, welche die Erinnerung an die Gefallenen wach halten.

Deutscher Soldatenfriedhof Rabenbühl
Erhaltene Grabsteine

 

Dem Waldweg weitere 400 Meter folgend erreicht man unmittelbar recht neben dem Weg die Ruine eines weiteren Gebäudes. Innen, über dem Eingangsbereich befindet sich eine Inschrift, welche die 4. Kompanie des Bayerischen Landwehrregiments als Erbauer ausweist.

Krankenstation mit Erbauerinschrift

 

Die Beschriftung der Tafel lautet im Detail:

Erb. v.d. 4.K

bay. LJR. 3

1916

 

Ausgeschrieben bedeutet dies:

Erbaut von der 4. Kompanie des Bayerischen Landjäger-Regiments Nr. 3  (im Jahr...) 1916

 

Es dürfte sich hier um eine Station zur Erstversorgung Verwundeter gehandelt haben. Flur und Zimmer des Gebäudes sind zugänglich. Der Anschluß an eine Strom- und Wasserversorgung ist anzunehmen, da hier sicherlich auch Operationen bzw. Amputationen durchgeführt wurden.

In der Krankenstation

 

In Sichtweite befindet sich weiter bergaufwärts der nächste Ruinenkomplex. Es handelt sich hier um die Umlenkstation der Drahtseilbahn KÖNIG LUDWIG, welche zur Versorgung der Bergmannschaften errichtet wurde. Die Seilbahn hatte ihre Talstation im Dorf SCHNIERLACH (franz. Lapoutroie) südlich neben der Kirche. Von dort aus führte sie in westlicher Richtung 2,3 km den Berg hinauf hinauf zur Umlenkstation. Hierbei überwand sie 560 Höhenmeter.

Umlenkstation der Seilbahn

 

An der auf 990 Meter Höhe befindlichen Umlenkstation wurden die Transportloren der Seilbahn auf separares Tragseil umgeleitet. Dieses zweite Seilbahnsegment bog in Bezug zum ersten Seilbahnsgment an der Umlenkstation ca. 10 Grad Winkel in Richtung Bergstation ab. Hierfür mußte ein 250 Meter langer Einschnitt in den Berghang gegraben werden, welcher heute noch zu sehen ist.

Der elektrische Antrieb des 2. Seilbahnsegments befand sich ebenfalls bei der Umlenkstation. Das Fundament des Motors ist dort in einem separaten Raum erhalten. Ebenso die massiven Fundamente für die Masten und Seilspannvorrichtung.

Es ist anzunehmen, dass vom nebenan liegenden Kankenhaus aus Erstversorgte aber nicht gefähige Verwundete mit der Seilbahn ins Tal befördert wurden. Deren Weitertransport erfolgte dann  wahrscheinlich mit dem Krankenwagen ins Militärlazarett nach Schirmeck.

 

Der Umlenkstation angeschlossen war eine Werkstatt mit Schmiede, sowie ein Gebäude für die Bedienmannschaft, welche für den Betrieb der Bahn an dieser Stelle erforderlich war. Einige dieser  Gebäudereste sind heute noch vorhanden. 

 

Erwähnenswert ist eine zeitgenössische Fotografie, auf welcher ein Teil der Umlenkstation mit Mannschaft abgebildet ist (Quelle unbekannt, Internet).

 

Die Seilbahn bzw. deren erstes Segment wurde nach dem Krieg abgebaut. Die Talstation nieder gelegt. Somit sind hiervon keine Reste mehr vorhanden. 

Erdeinschnitt der Seilbahntrasse nach der Umlenkstation. Blick bergaufwärts

 

Vorsicht Einsturzgefahr !

Weiter dem Feldweg folgend finden sich hangseitig Unterstände deren Decken aus Wellblechsegmenten (Siegfried-Bleche) erstellt und mit Erde und Steinen überdeckt wurden. Deren Errichtung scheint notwendig gewesen zu sein, da man hier wohl mit feindlichem Artilleriefeuer rechnete und in den Unterständen vor Granatsplittern Schutz fand.

Unterstand

 

Am Westhang, bei ca. 1040 müNN., befand sich das Ruhelager der Mannschaften. Dessen Gebäude bestanden überwiedend aus Holz- bzw. Fachwerk. Daher sind heute von den Bauten nur noch zerfallene Fundamente und einige (Kühl-) Keller erhalten. Zu den im Wald liegenden Gebäuderesten führt heute kein Weg mehr. 

Gebäudereste des Ruhelagers

Der wohl heute noch eindrucksvollste Bau am Buchenkopf ist die Bergstation der Seilbahn. 840 Meter nach der Umlenstation wurde diese Station in 1125 m Höhe erreicht. Die Betondecke des Baus dürfte zwischen 4 und 5 Meter Höhe haben. Für die damalige Zeit eine mit keiner Waffe zu durchdringende Wandstärke. Die Seitenmauern wurden angeerdet. 

Im Inneren dieses Gebäudes erfolgte wiederum das Ent- bzw. Beladen der Hängeloren. Material konnte in geräumigen Wandnischen zwischengelagert werden. Dessen eventueller Weitertransport in Richtung Gipfel erfolgte mittels schienengebundenen Schmalspurwagen. Ein Gleisrest ist im Inneren der Bergstation vorhanden. Die Wagen verließen die Bergstation durch ein Portal in deren Rückseite. Wobei die Wagen (oder Loren) an einem Drahtseil nach dem Schema eines Bremsberges durch einen künstlich angelegten Längsgraben bergaufwärts gezogen wurden.

Durch ein weiteres Portal in der Rückwand der Bergstation konnten Mannschaften wiederrum in einem Graben weiter bergaufwärts zu ihren Stellungen gelangen. Wie die Gräben im Detail beschaffen waren kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen, da sie heute verschüttet und überwuchert sind.

 

Eingang der Drahtseilbahn-Bergstation, hier leider mit Gerüst verstellt
Inneres der Bergstation

Legende zum Bild oben:

1 = Nische zum Zwischenlagern von Material

2 = Eingang- / Ausgang zu einem Hohlgang unbekannter Zweckbestimmung

3 = Ein- / Ausgang für Mannschaften zum / vom Gipfel

4 = Ein- / Ausgang der Wagen (Loren) zum- / vom Gipfel

5 = Schienenrest 

6 = Deckenstützen bzw. Halter für die Drahtseilbahnkomponenten

Hinweis: Alle Ein- bzw. Ausgänge sind heute verschüttet und somit nicht begehbar !

 

Oberhald der Bergstation sind noch Gräben erkennbar, an deren Rändern sich vereinzelt vertikale, heute faulige, Holzbalken befinden. Eventuell ist dies der Reste des bergauf führenden Mannschaftsgrabens.

Holzreste in verfallenem Graben

 

Weiter führt der Weg zu einem markanten Geländepunkt, dem RABENFELSEN. Von dieser frei stehenden Steinformation aus konnte das Umfeld gut eingesehen werden. Daher nutzten die Deutschen diese Stelle als Observatorium. Unter dem Felsen gruben sie einen Stollen mit angeschlossenem Kampfraum.

Observatorium Rabenfelsen (Roche du Corbeau)

 

Vorsicht Einsturzgefahr !

Der Stollen war bei meinem Besuch 2022 kriechend noch begehbar. Taschenlampe und Helm sind hierfür unabdingbar. Da der ehemalige Holzausbau mittlerweile jedoch verfallen ist, sollte man aus Sicherheitsgründen auf eine Begehung verzichten.

Sattelstützpunkt Feste-Eisenschmid

 

Nach der Feste Eisenschmid steigt das Gelände bis zum Gipfel steil an. Der Weg hinauf ist steinig und wird zunehmend schmäler, so das es einige Mühe kostet ihn zu erklimmen.

Seiniger, steiler Weg hinauf zum Gipfel

Vorsicht vor spitzen Infanteriehindernissen !

Da der heutige Weg in etwa der ehemaligen Kampflinie folg findet man überwiegend links neben ihm für heutige Verhältnisse sehr viele alte Infanteriehindernisse wie Friesenpferde und Stacheldraht. Hier ist Vorsicht geboten, damit man dort nicht hinein fällt.

Infanteriehindernisse an Ort und Stelle wie während des Krieges

Auf der gegenüberliegenden Wegseite haben die Deutschen am steilen Hang parallel zum Weg eine ca. 120 Meter lange Mauer aus Lesesteinen errichtet. Wie bei mittelalterlichen Burgen wurden in unregelmäßigen Abständen Schießscharten frei gelassen. Die Mauer war wohl ursprünglich mannshoch. Grund für deren Errichtung dürfte der felstige Boden gewesen sein. Eingraben war hier schwieriger als aus den vielen herumliegenden Steinen die Mauer zu errichten. Man beachte auf folgenden Bild das steile Gelände !

In Ermangelung von Zement und sauberem Mauersand wurde das Bauwerk mit ungenügender Festigkeit errichtet. Somit sind Teile heute wieder zusammengefallen.

Zwischen den gestrichelten Linien die den Berg erklimmende Mauer
Lesesteinmauer zum Gipfel. In der Bildmitte erkennt man eine Schießscharte

 

An wenigen Stellen kann man heute noch zur Front hin vorspringende Mauersegmente erkennen. Wie bei mittelalterlichen Festungen dürften sie der Flankendeckung gedient haben.

Vorspringendes Mauersegment

 

Vorsicht Einsturzgefahr !

Wenige Meter hinter der Mauer- im Freundesland- wurden in unregelmäßigen Abständen zueinander ca. 1. Dutzend kleine Bunker von den Deutschen Truppen errichtet. Wie bei der Mauer erfolgte deren Bau mittels Lesesteinen. Sie boten bestenfals Schutz vor Schrapnellen oder Granatsplittern. Bei einem dieser Bunker ist noch die Einganstür mit Holzrahmen (!) un Betonfüllung vorhanden. Einzelne Bunker sind heute so stark überwachsen, dass man sie erst beim 2. Blick als Solche erkennt.

Kleinbunker oder Unterstand
Bunkertür mit Holzrahmen (!) und Betonfüllung
Heute sind die Bunker teilweise stark überwachsen

Vorsicht Absturzgefahr !

Wenige Meter unterhalb der Bergkuppe, bei 1200 Meter Höhe, befindet sich der ehemalige Deutsche Gipfelstützpunkt. Es handelt sich um ein umfängliches Verteidigungswerk, welches wie die voraus gegangenen überwiegend aus vermauerten Lesesteinen errichtet wurde. Es erinnert an eine mittelalterliche Burganlage. Stellenweise wurden die Mauern mit Säcken erhöht, in welche man ein Sand-Zementgemisch eingefüllt hatte. Nach dem Aushärten durch Wasserzugabe (Regen) entstand daraus eine relativ feste Mauer.

Zentrales Bauwerk ist ein mehrstöckiges Verteidigungsgebäude. Dessen Decke wurde massiv mit Eisenbahngleisen belegt und diese überbetoniert. Ein Schutz vor mittleren Granatkalibern bestand somit. Zur Feindseite hin sind im Obergeschoß des Gebäudes mehrere Gewehrschilde mit verschließbaren Schießscharten eingemauert. Die Zwischendecke des Gebäudes bestand aus Holz. Sie ist heute nicht mehr vorhanden. Beim Betreten besteht daher Absturzgefahr.

Der Gipfelstützpunkt

 

Von dem Verteidigungsgebäude aus konnten die außerhalb befindlichen Positionen ebenerdig bzw. durch Gräben erreicht werden. Eine umfangreiche Sicherung der Anlage durch Drahtverhaue ist Aufgrund der vielen alten Stacheldrahhaufen auf dem Areal anzunehmen.

Stacheldrahthaufen
Der Gipfelstützpunkt
Infanterie-Hindernis
Französischer Unterstand auf dem Gipfel

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Abstieg vom Buchenkopf

 

Auf dem Rückweg finden man im Wald unterhalb des Bergipfels viele französische Schützengräben und Erdstellungen. 

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© Hans-Günther und Jürgen Morr