Einleitung
Schon seit der Antike nutzten die Menschen die Wasserkraft zum Antrieb von einfachen Maschinen wie zum Beispiel Förderpumpen, Schmiedehämmer, Schmiedegebläse, Pochwerke, Schleif- Mahl-, Quetsch- und Sägemühlen. Die Mahlmühle ermöglichte die Herstellung von großen Mehlmengen in verhältnismäßig kurzer Zeit, wie sie für die steigende Zahl der Erdbewohner erforderlich war.
Die Römern betrieben in Barbegal / Südfankreich schon einen Mühlenkomplexe mit 16 Mahlstellen um das Mehl für vielen Bewohner der Großstädte im Rhonetal herzustellen.
Die Mühle
Zentrales Element der damaligen Mühlen war das Wasserrad. Dur dieses Antriebselement wurde das das linear fließende Wasser in eine Drehbewegung bzw. ein Drehmoment umgewandelt werden. Dem meist hölzernen Rad wurde das Wasser entweder von oben auf Wasserschaufeln oder in die oben offenen Wasserkästen zugeleitet (oberschlächtig). Als weitere Variante tauchte das Wasserrad mit seinen Schaufeln unten in den durchfließenden Wasserstrom ein (unterschlächtig) und geriet dadurch in eine annähernd gleichförmige Drehbewegung. Letztere Ausführung kam seltener vor, da hierfür sehr große Wassermassen erforderlich waren. Noch seltener waren mittelschlächtige Wasserräder.
Im Drehpunkt des Wasserrades befand sich eine waagrechte Welle, welche die Drehbewegung zur eigentlichen Arbeitsstelle weiterleitete. Mittels Zahn- oder Transmissionsgetriebe konnte die Drehbewegung in die jeweils erforderliche Drehzahl und daraus resultierendem Drehmoment umgewandelt werden. Auch ein vertikales Umlenken der waagrecht einlaufenden Antriebswelle war durch nachgeschaltete Getriebe möglich.
Die Leistung einer wassergetriebenen Mühle war von mehreren Faktoren abhängig. Diese waren der Durchmesser des Wasserrades, die zugeführte Wassermenge pro Zeiteinheit und der Wirkungsgrad der Anlage.
In windreichen, flachen Regionen übernahmen auch Windräder die Arbeit der Wasserräder. Durch wechselnde Windintensität und Richtung waren die Windmühlen aber ineffizienter als die Wassermühlen. Die Windmühlen kamen überwiegend im Norden vor.
Die Wasserbauten
Für die möglichst konstante Wasserversorgung zum Wasserrad waren in der Regel künstliche Zuleitungen (Kanäle, Mühlgraben, seltener Tunnel) und bei wenig wasserführendem Gewässer vorgeschaltete, wiederum künstlich errichtete Teiche oder Wasserbecken erforderlich. In ihnen wurde das Betriebswasser gesammelt. Das Aufstauen erfolgte nachts wenn die Produktion ruhte und am arbeitsfreien Sonntag.
In jedem Fall mussten die Wasserbauwerke höher als das Wasserrad liegen, damit das Betriebswasser, bedingt durch die Schwerkraft, selbst zum Wasserrad hin floss.
Jahreszeitlich und witterungsbedingt führten die Gewässer unterschiedliche Wassermengen. Dies erforderte die Installation von Reguliereinrichtungen für die Wassermenge. Hierzu zählt auch eine Sperrvorrichtung, mit welcher bei Feierabend die Zuleitung des Betriebswassers zum Wasserrad unterbrochen werden konnte. Eine Revision des Betriebswassersystems konnte nur bei trockener Anlage erfolgen. Die Betriebswasserzuführung war oft aufwändiger herzustellen als der Bau der eigentlichen Mühle.
In den früheren Wintern mit deutlich tieferen Minustemperaturen als heute ruhte der Mühlbetrieb, da stehende oder langsam fließende Gewässer dann zufroren.
Der Müller
Der Betrieb der jeweiligen Mühle erforderte gut ausgebildete Fachkräfte. Als klassisches Beispiel sei der „Müller“ genannt. Ein Beruf den es auch heute noch gibt. Allerdings seltener als damals. Denn die meißten Kleinmühlen wurden ab der Einführung der Elektifizierung und dem Ausbau des Verkehrswesens unrentabel und stillgelegt. Das Mahlen übernahmen fortan die großen Industriemühlen.
Wassergetriebene Mühle sind auch aktuell noch in Betrieb. Allerdings wurde das Wasserrad durch die effizientere Turbine ersetzt, welche einen Generator zur Stromerzeugung antreibt.
Verbreitung der Mühlen
Es liegt auf der Hand, dass Mühlen dort errichtet wurden wo deren Betrieb möglich war (Wasser und Gefälle), sowie die zu verarbeitenden Rohstoffe und Konsumenten der Fertigware in unmittelbarer Nähe existierten. Es ist heute nicht mehr vorstellbar, das es allein in der Pfalz 600 Mühlen gab. Selbst in abgelegenen Weilern standen sie. Denn der Material Massentransport über weite Strecken war damals noch nicht (kostendeckend) möglich. Es wurde quasi "regional" produziert.
Abseits liegende Einzelhöfe
Schon lange vor der Ortsgründung von Ludwigswinkel im Jahr 1783 gab in der Südwestpfalz nahe zur französischen Grenze diverse abseits liegende landwirtschaftliche Einzelhöfe. Zu ihnen gehören u.ä. der Faunerhof, der Dielbacher- und der Grünbacherhof, der Erlenkopfhof und der KaIesleyerhof. Ihr Ursprung geht überwiegend auf Lehen des nahen Klosters Stürzelbronn zurück.
Die Bewohner der Höfe wechselten häufig, da die Arbeit auf Wiesen und in Wäldern überaus Mühevoll und der Ertrag sehr gering war. Die schulpflichtigen Bauerskinder mußten wochentäglich stundenlange Fußmärsche zur Schule in die nächstgelegenen Ortschaften und zurück bewältigen. Während dieser Zeit fehlte ihre dringend benötigte Arbeitskraft auf dem Hof. Das Leben dort war sehr entbehrungsreich.
Um 1875 befanden sich die Gehöfte in renovierungsbedürftigem Zustand. Da niemand die Kosten für eine Instandsetzung übernehmen konnte, erwarb der Staat um 1875 die Hofstätten mit zugehörigem Land. Die baufälligen Geäude wurden abgetragen und die brach liegenden Wiesen aufgeforstet. Damit endete die Besiedlung der einsamen Seitentäler.
Der Rösselsbrunner Hof
Die Hofgründung erfolgte im Jahr 1759. Bis zur Aufgabe des Hofguts wechselten die Pächter / Besitzer mehrmals. Das Wirtschaften in der abgelegenen Region brachte aufgrund der schlechten Böden nur geringen Ertrag und war sehr entbehrungsreich.
Am 31. März 1875 wurde das mittlerweile marode Anwesen auf Abriß versteigert. Der bayerische Staat erwarb den Besitz für 22.000 Gulden. Wiesen und Äcker wurden wieder aufgeforstet.
Heute erinnert ein Ritterstein vor Ort an die abgegangene Hofstelle.
Unter einem verbuschten Schutthügel ist das einstige Hauptgebäude zu erahnen. Von den gegebüer liegenden Stallungen und der Remise finden sich keine Spuren mehr. Der ehemals unmittelbar neben der Hofstätte gelegene Lösch- und Tränkeweiher ist zugeschüttet. An dessen Stelle steht heute ein Kunstwerk, ein Lochstein.
Die ergiebige Rösselsquelle sprudelt aber immer noch. Sie wurde 70 Meter talwärts verlegt und mit einer Sandsteinfassung eingefasst. Drum herum stehen in der Wiese Wellnessbänke. Das Bächlein fließt dann talwärts und mündet nach 500 Metern in den ruhig gelegenen, malerischen Rösselsweiher. Sonst erinnert nichts mehr an den Rösselsbrunner Hof. Fast nichts mehr.
Die Rösselsbrunner Sägemühle
Über die Entstehung der Rösselsbrunner Sägemühle liegen nur spärliche Dokumente vor
Aus der Datenbank des Mühlenforschers Eberhard Ref aus Ludwigshafen stammt folgender Eintrag:
- Rösselbrunnermühle:
Sägmühle, später Röselsbrunnerhof bei Ludwigswinkel (Christmann: Siedlungsnamen, Bd. II, S. 455.). Diese lag „im Hanauischen“ (LA Speyer Best. B2 Nr. 1312/3, fol. 11). Bis 1786 war der Martin Köhl als Sägmüller und Temporalbeständer auf der Rößelbrunner Sägmühle. Dieser beantragt am 18.11.1786 bei der pfalz-zweibrückischen Verwaltung, ihm die Errichtung einer neuen Sägmühle zwischen Schönau und Hirschthal auf pfalz-zweibrückischen Gebiet zu erlauben. Er schreibt hierin: „Schon viele Jahre lang bin ich Beständer von Sägmühlen gewesen, und dermahlen stehe ich bei dem Eigenthümer der Rößelsbrunner Sägmühle … in Condition … Merin jeziger Accord gehet bald zu Ende ...“ (LA Speyer Best. B2 Nr. 1312/3, fol. 11 und 11r).
Am 31.3.1872 wird in der ref. Kirche Rumbach konfirmiert der Joseph Lantz, Sohn des Leonhard Lantz, dem Sägmüller auf der Röselsbrunnermühle (Kuby: Auszüge aus dem reformierten Konfirmandenregister Rumbach 1781 ff.; in: PRFK 1981. S. 527).
Über Betrieb und Nutzungsdauer der Säge ist nichts weiter bekannt. Das Bauwerk dürfte spätestens 1875 zusammen mit dem Rösselsbrunnerhof abgebrochen worden sein.
Lokalisierung der Mühlenanlage
Nachdem der Rösselsbach den Rösselweiher durchlaufen hat, fließt er nach weiteren 500 Metern in den Sägmühlweiher. Dieser befindet sich schon in der Ortslage von Ludwigswinkel. Im Sommer kann man in dem Teich ein kühlendes Bad nehmen. Sucht man unterhalb des Sägmühlweihers nach einer zugehörigen Sägemühle- oder nach deren Resten- wird man nicht fündig. Es gab dort keine. Wandert man aber nochmal zurück zum Rösselsweiter und behält dabei den Talgrund im Auge wird einem (in der vegetationsfreien Zeit) eine stattliche Dammanlage ins Auge fallen. Es handelt sich hierbei um den alten Betriebswasserkanal, welcher die Wasser des Rösselbachs einer abgegangenen Sägemühle zuführte. Und diese Sägemühle gehörte zeitweise zum Rösselsbrunnerhof. Somit ist auch der Name "Sägmühlweiher" erklärbar. Nur das dieser unlogischer weise unterhalb der ehemaligen Sägemühle liegt. Also nicht als Wasserspeicher für die Sägemühle infrage kommt. Das war nämlich der Rösselsweiher. Etwas kompliziert, das gebe ich zu.
Aber das folgende Bild dient der Klärung des Sachverhalts.
Legende zu obigem Bild
1 = Ehemaliger Rösselsbrunner Hof
2 = Rösselbach Quelle mit Teich (Teich nicht mehr vorhanden, Quelle gefasst und verlegt)
3 = Rösselsweiher
4 = Mühlgraben / Mühldamm (in Teilen vorhanden)
5 = Ehemaliger Standort der Sägemühle
6 = Sägmühlweiher
Validierung der Sägemühle
Den Beweis, dass sich hier tatsächlich eine Mühle befunden hat birgt eine Karte von vor dem Jahr 1800. Auf ihr ist westlich von Ludwigswinkel, welches zu dem Zeitpunkt noch nicht existierte, eine Mühle (rotes Rechteck) eingezeichnet. Weiterhin eine Hofstätte, der Rösselweiher und gegenüber liegend, am späteren ostlichen Ortseingang von Ludwigswinkel, der Klosweiher. Allerdings ist dem Kartograph ein Fehler hinsichtlich Anordnung der Objekte unterlaufen: Die Hofstelle Rösselsbrunn lag westlich des Rösselweihers.
Eine weitere Karte von 1939 gibt zwar keinen Hinweis auf die abgegangene Sägemühle, jedoch ist der Mühlgraben (1) und der Mühldamm (2) darin eingetragen. Am talseitigen Ende des Mühldamms befand sich die Sägemühle, also rechts von der Ziffer 2) Danach anschließend der Sägmühlweiher mit dem Ort Ludwigswinkel.
Daten des Rösselsweihers im Jahr 2024
Zu Betriebszeiten der Säge war die Ablaufmenge sicherlich deutlich höher. Denn die Zeit ihrer Nutzung war niederschlagsreicher als heute. Außerdem bezieht Ludwigswinkel seit 1904 Trink- und Brunnenwasser aus der Rösselsquelle, welches nicht dem Weiher zugeführt wird
Beschreibung des Mühlkanals
Der folgende Teil beschreibt den Mühlgraben bzw. Mühldamm oder Mühlkanal von Rösselsweiher bis zum ehemaligen Standort der Sägemühle.
Die damalige Fließrichtung des Betriebswassers ist in den Bildern mit einem roten Pfeil gekennzeichnet.
Die Zahlen in Meter vor dem Absatz und bei den Bildern stehen für die Entfernung vom Startpunkt des Kanals (Ausflut) am Rösselsweiher.
Durch vor Ort-Messung ermittelte Werte des Mühlkanals / Mühldamms:
0 Meter
An der linken Dammseite (Blickrichtung zur ehemaligen Sägemühle) befindet sich die Ausflut. Diese besteht aus einer in den Damm eingesetzten, sandsteingefassten Auslauf mit vertikalen Schlitzen an beiden Seiten. In die Schlitze konnten passende Holzbretter eingesetzt werden (im Bild unten gelb), welche die Ausflut verschlossen. Dadurch stieg der Wasserspiegel des Weihers an. Das ansteigende Wasser gelangte damit in den seitlich etwas höher liegenden Einlauf des Mühlkanals und lief talwärts in Richtung Sägemühle.
Ein U-förmiger, eisener Bügel umschloß die Ausflut oben. Durch ein Vorhängeschloss war der Bügel in seiner geschlossenen Position gesichert. Dies verhinderte ein unbefugtes Entnehmen der Sperrbretter.
Auch 2025 ist die Ausflut noch vollständig, jedoch ohne Sperrbretter, erhalten. Das verbaute Vorhängeschloss ist neueren Datums.
Der Wasserstand des Rösselweihers wurde durch den neuzeitlichen Mönch etwas tiefer eingestellt, so dass die Ausflut heute permanent trocken liegt.
Für Revisionsarbeiten oder zum Abfischen konnte der Teich über einen Grundablass trocken gelegt werden.
Der Mühlkanal querte dann an der linken Dammseite (Blickrichtung ehem. Sägemühle) im rechten Winkel den Erddamm des Rösselweihers. Er wurde dort nach Stillegung der Sägemühle zugeschüttet. Durch Setzung des Füllmaterials ist der Verlauf des Kanals aber noch gut zu erkennen.
Der heute trockene Wassergaben ist im verbuschten Gelände als Vertiefung weiter zu erkennen. Rechts begleitet ihn parallel ein etwas tiefer liegender Forstweg. Hier und für den Rest seines Verlaufs wurde die wasserführende Rinne nicht zugeschüttet. Durch natürliche Erosion, sowie Erd- und Laubeitrag seit seiner Auflassung vor rund 150 Jahren, entstand das heutige verrundete Profil.
64 Meter
Nach 64 Meter geht der bis dahin in den Erdboden eingegrabene Mühlkanal langsam in den angehäuften Damm über. Die Kanalrinne ist im Gelände weiterhin wahrnehmbar.
102 bis 184 Meter
In diesem Bereich wurde der Damm beseitigt. Neuzeitliche Rückegassen haben hier die Anlage weiter zerstört.
184 Meter
Hier setzt der Mühldamm wieder ein.
Seine ursprüngliche Kronenhöhe an dieser Stelle dürfte zwischen 0,5 und 0,75 Meter betragen haben. Der Damm ist ab dieser Stelle unregelmäßig mit zum Teil stattlichen Nadelbäumen bewachsen. Durch deren Wurzelwerk und Gebüsch ist der Damm unregelmäßig verworfen, so dass eine verläßliche Messung des Gefälles mit einfachen, mechanischen Mitteln nicht durchführbar ist.
Der Damm wird mit zunehmender Länge höher. Das Betriebswasser mußte bei möglichst geringem Gefälle zur Sägemühle geleitet werden um dort wiederum möglichst hoch anzukommen. Ansonsten wäre die Aufschlaghöhe auf das Wasserrad zu gering um die erforderliche Leistung für die Säge zu erbringen.
239 bis 246 Meter
Hier wird der Damm von einer neuzeitlichen Rückegasse unterbrochen. Hier ist ist im Schnitt das alte Kanalprofil schemenhaft erkennbar. Während der Damm aus umliegendem, rotem Sandstein Schwemmsand aufgeschüttet wurde hat sich in der ehemals wasserführenden Rinne dunkleres, humoses Verwitterungsmaterial abgelagert. Ganz vorsichtig lässt sich somit ein wasserführender Kanal von etwa 1,2 Meter Breite und 0,4 Meter Tiefe rekonstruieren. Aufgrund des sandigen Damm-Materials muß der Kanal an den Seiten und am Boden mit Faschinen oder Holzbrettern befestigt gewesen sein. Ansonsten hätte das fließende Wasser die Rinne in kurzer Zeit erodiert.
Auch eingestellte Steinplatten zur Stabilisierung der Kanalwände und des Bodens konnten im Dammschnitt nicht festgestellt werden.
Wie oben schon erwähnt ermöglicht die starke Durchwurzelung des Damms keine saubere Freilegung der Schichten.
246 Meter
Nach der vom Forst neuzeitlich eingefügten Unterbrechung er setzt sich der Damm verläuft der Damm bis zum Endpunkt ohne Unterbrechung weiter. Seine Sockelbreite beträgt rund 7 Meter. Seine Höhe ca. 1,5 Meter. Die verflachte Kanalrinne ist weiterhin auszumachen. Ab dieser Stelle beginnt der Damm einen leichten Linksbogen. Warum er nicht in gerader Linie vom Auslauf am Rösselsweiher bis hin zur Sägemühle ausgeführt wurde lässt sich nicht beantworten.
351 Meter
Nach 351 Metern endet der Damm vor dem Standort der ehemaligen Sägemühle. Er hat hier eine stattliche Kammhöhe von etwa 2 Meter und 7 Meter Fußbreite. Die ehemals wasserführende Kanalrinne ist oben in der Dammitte schwach sichtbar.
Die letzten Meter bis zum Aufschlag auf das Wasserrad dürfte das Betriebswasser in einer gezimmerten Holzrinne zurückgelegt haben. Zum schnellen Abstellen des Radantriebs war hier sicherlich noch eine von Hand zu betätigende Vorrichtung vorhanden, mittels derer das Wasser vor dem Radaufschlag in den parallel fließenden Rösselsbach abgeleitet werden konnte.
Legende zu obigem Bild
1 = Rösselsweiher
2 = Mühlkanal- / Mühldamm (braun = Kanal; rosa = Damm; rosa gestrichelt = nach Aufgabe der Anlage beseitigt / zerstört)
3 = Fläche der Erdgewinnung für die Dammaufschüttung
4 = Ehemaliger Standort der Sägemühle
Die Sägemühle
Der ehemalige Standort der Säge befindet sich im Zwickel des Zusammenflusses von Rösselsbach und Fischbach. Man erkennt im Gelände eine vertieft ausgekofferte Fläche, welche fast ganzjährig versumpft ist. Der tiefe Standort resultierte aus der erforderlichen Wasserfallhöhe bzw. dem möglichst großen Durchmesser des Wasserrades. Das Areal ist stark bewachsen, so dass sich ohne größeren Aufwand keine Bodenuntersuchungen zum Sägemühlenfundament bewerkstelligen lassen.
Von der Sägemühle sind auch über der Erde keine Reste sichtbar. Es ist anzunehmen, dass es sich bei dem Bauwerk auch nur um einen minimalistischen Bau gehandelt hat, so wie auf dem Foto am Ende des Berichts dargestellt ist.
Die Säge hat sicherlich nur ihr unmittelbares Umfeld einschließlich Ludwigswinkel Ort mit Holz-Schnittwaren versorgt.
Spätestens mit der Aufgabe des Rösselsbrunner Hofguts- um 1875- wird auch der Sägebetrieb eingestellt worden sein. Brauchbare Baumaterialien der Säge wurden abgebaut und an anderer Stelle verwertet. Die Betriebswasserzuleitung- sprich der Mühlkanal- wurde stillgelegt und das Bauwerk sich selbst überlassen.
Legende zu obigem Bild
1 = Ende des Mühldamms
2 = Betriebswasserauflauf zum Wasserrad
3 = Standort der Sägemühle (in rot umstrichelter Fläche)
4 = Betriebswasserablauf in den Rösselsbach
5 = Der Rösselsbach
Am ehemaligen Sägemühlenstandort wurden im Wurzelblock eines umgefallenen Baums (Bildmitte in obigem Bild) die nachfolgend abgebildeten Metallteile und Dachziegel-Bruchstücke gefunden. Demnach hatte die Sägemühle ein mit Dachziegeln gedecktes Schutzdach.
Unter der Annahme eines 2 Meter im Durchmesser großen Wasserrades und oben genanntem Wasservolumen / Zeit errechnet sich eine Antriebsleistung von etwa 0,75 PS für die Säge.
Das folgende Bild zeigt eine rekonstruierte Einblatt-Gattersäge mit Antrieb durch ein Wasserrad. Diese Säge steht in Österreich. Wahrscheinlich sah die Rösselsbrunner Sägemühle ähnlich aus.
Legende zu obigem Bild
1= Ratschen Vorschubgetriebe für Sägewagen 5
2 = Oberes Sägejoch
3 = Hauptgetriebe für Sägehub und Vorschubgetriebe 1
4 = Schwungrad und Schleifstein aus (Buntsand-) Stein
5 = Sägewagen bzw. Stammträger (Vorschub der Säge)
6 = Schärfgestell mit geschärftem Ersatzsägeblatt
7 = Wasserrad
8 = Aufschlagwasser Zulauf
Überlegungen zum Sägemühlendamm
Die Vorbereitung der Dammfläche beinhaltete sicherlich die Rodung von Bäumen und das Ausgraben oder Ausgöppeln der Wurzeln, sowie den Abtransport der Stämme.
Wie weiter oben erwähnt mussten für die Errichtung des Mühlendamms etwa 1300 Kubikmeter Erde bewegt werden. Um 1850 gab es zwar schon Dampfbagger, diese waren aber selten und wurden vornehmlich bei Großprojekten wie beim Schiffs-Kanalbau eingesetzt.
Ausgehend von einem modernen 3-Achser LKW wären hier rund 145 Fuhren Erde erforderlich. Oder 16.250 Schubkarrenfuhren.
Unter der Annahme, dass ein Arbeiter pro Stunde 1,1 m3 Erde in einen Schubkarren schaufelt, diesen 10 Meter weit transportiert und entläd wären für den Dammbau 1.182 Stunden Aufwand erforderlich. Bei 9 Arbeitsstunden pro Tag würde dies 131 Arbeitstage in Anspruch nehmen. Bei obiger Berechnung findet der Bau des Rösselsweiher Staudamms und der eigentlichen Sägemühle keine Berücksichtigung.
Alles in Allem war die Wasserversorgung der Sägemühle eine gewaltige Aufgabe, welche sicherlich nicht von mehreren Personen zeitgleich durchgeführt wurde.
Quellen
@ Eberhard Ref, Mühlenforscher aus Ludwigshafen
@ Friedrich Böhringer, Vorarlberg Tourismus
@ Diverse Karten aus dem Netz
Stand März 2025