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Zum Gedenken an Hans Morr

Ringwall Schloßberg (die Seite ist im Aufbau)

Hinweis: Bei der folgenden Beschreibung handelt es sich nicht um eine wissenschaftliche Arbeit. Sie Beschreibung resultiert aus einer persönlichen Begehung und aus dem Wissen des Verfassers.

 

Lokalisierung

In Frankreich, zwischen Bitsch und Haspelschiedt befindet sich in 5 km Luftlinie von der deutschen Grenze entfernt der Schloßberg.

Positionsdaten: 49°04'29.3"N 7°28'07.0"E

 

Der 1,1 km langovale Berg besteht aus zwei Gipfelflächen, welche durch einen dazwischen liegenden 300 m langen Sattel getrennt werden. Die beiden Gipfelflächen haben mit 391 m bzw. 390 m fast identische Höhe. Der trennende Sattel liegt ca. 16 Meter tiefer. Die Längsachse des Schloßbergs verläuft von Nordost nach Südwest. 

 

Die gesamte Wallanlage befindet sich im Areal des Truppenübungsplatzes Bitsch. Der Zugang hierzu ist dem Militär vorbehalten. Da die Höhenfeste aber direkt an der Arealgrenze liegt ist der Zugang für Zivilisten ausnahmsweise gestattet.

 

Es handelt sich um ein geschütztes Bodendenkmal. 

Der Schloßberg auf einer preußischen Karte um 1900

Legende zum obigen Bild:

Rot gestrichelte Linie = Das Schloßberg Massiv

Gelbe Fläche = Areal der Höhenbefestigung

Blau gestrichelte Linie = Hauptzugang zur Höhenbefestigung

Auf dem südlichen Bergplateau befindet sich eine alte Höhenbefestigung in Form einer heute zerfallenen Ringwallanlage. Der nach drei Seiten steil abfallende Berg bot natürlichen Schutz für eine Höhensiedlung und war sicherlich- in Verbindung mit einer Wasserversorgung- der Hauptgrund für deren Errichtung an dieser Stelle.

Die Wallanlage dehnt sich über das ganze Plateau aus bzw. verläuft entlang der Berg-Hangkante. Ihre Reste sind an allen Stellen gut auszumachen. Offensichtlich ist der ab dem Spätmittelalter einsetzende Steinraub an der alten Befestigung spurlos vorüber gegangen.

 

Die Erbauer entschieden sich anscheinend für die Befestigung des südlichen Bergzipfels, weil der nördliche Bereich für Ihre Kopfzahl bzw. Bedürfnisse zu groß war.

Die Wallanlage mit heutigem Wegenetz. Oben die Wallöffnung ist die Schlupfpforte

 

Abmessungen

Die Außenabmessungen der Fortifikation betragen in der Längesachse 330 Meter, in der Breite 200 Meter. Abzüglich Wallfläche ergeben sich hieraus rechnerisch 33.600 m2 Innenfläche. Der Umfang in der Mitte der Umwallung beträgt ca. 790 Meter.

 

Zugang

Haupttor

Wie ehemals führt auch der heutige Zugangsweg durch eine Klinge an der Nordwestseite des Berges auf die Höhe des Sattels. Auf der gegenüber liegenden Seite verläuft der Weg auf einer künstlich geplanten Fläche mit Steigung zum Haupttor der Anlage. Dieses besteht aus der eigentlichen Toröffnung mit beidseitig nach innen gezogenen Wangen aus heute zusammengefallenen Lesesteinen. Das Tor am inneren Ende der Torgasse war ehemals mit einem hölzernen Überbau oder Torturm versehen, unter welchem sich das zweiflügelige Tor befand. Der Turmüberbau verlieh der Toranlage zusätzliche Stabilität. 

Mittels der Torwangen und dem Turm konnte die Toranlage gut verteidigt werden.

Zugang zum Zangentor
Skizze einer keltischen Toranlage
Zangentor, Innenseite mit nach innen gezogenen Wangen

 

Schlupfpforte

In dem des Zangentor gegenüber liegenden Wallabschnitt ist ein weiterer Zugang zur Höhenbefestigung als Wallunterbrechung auszumachen. Das Tor ist in seinen Abmessungen bedeutend kleiner und besitzt eine Clavicula. Da in der Neuzeit Forstfahrzeuge den Zugang durchfuhren und somit zerstört haben ist seine Abmessung nur zu schätzen. Es dürfte sich ehemals nur um eine Art „Schlupfpforte“ gehandelt haben, damit die Bewohner der Anlage bei Bedarf eine Abkürzung zur Nordseite hatten und nicht jedes Mal vom Haupttor aus die Wallanlage umrunden mussten.

Für Karren oder Wagen war die enge Torgasse nicht passierbar. Es ist anzunehmen, dass der Zugang durch zwei hintereinander liegende, einflügelige Holztore verschlossen werden konnte. Durch die Zwingergasse bzw. tangentiale Überlappung der Wallabschnitte (Clavicula) mit umfassender Brustwehr konnte die Anlage gut verteidigt werden.

Schematische Darstellung (Draufsicht) der Tangential-Schlupfpforte

Legende zu obiger Skizze:

Braun = Holz- Erde Mauer

Graue Linie = Hölzerne Palisade oder Brustwehr

Schwarze Linie = Wehrgang

Blaue Linie = Holztor

Rote Punkte = Wurfsteinlager

Schwarz gestrichelte Linie = Zugangsweg

 

Aufbau des Walls

Heute findet man von dem Befestigungsring nur noch zu einem umlaufenden Wall zusammengefallene Stein- und Erdreste. Ursprüglich errichteten die Erbauer aus waagrecht aufgesetzten Baumstämmen ein Kastenwerk auf planiertem Untergrund. Für eine Brustwehr setzte man in Abständen von etwa 2 Metern senkrechte Ankerstämme welche man mit dem waagrechten Kastenwerk an der Feindseite vernagelte. Die Außenseite der Holzkonstruktion wurde zwischen den Gefachen dann mit trocken aufgesetzten Lesesteinen verschlossen. Die entstehenden Leerräume füllten die Arbeiter parallel zur aufsteigenden Steinverblendung mit  Geröll oder Erde auf, welche sie mittels Rundhölzern verdichteten. So entstand eine mehrere Meter breite Mauer, welche durch die miteinander vernagelten Rundhölzer ihren festen Aufbau erhielt.

Die Steinfassade der Außenseite verhinderten ein auseinanderfließen der eingestampften Erde und schützten den Holzkern vor Feuer. Die Freundseite wurde entweder analog der Vorderseite mit Steinen verblendet oder als schiefe Ebene mit Erde angeworfen.

Modell einer Gallischen Mauer mit rückseitiger Erdanschüttung

 

Zum Schluß füllten die Erbauer die Zwischenraume der vertikalen Ankerbalken mit waagrecht oder senkrecht eingezimmerten Hölzern bis zur eigenen Brusthöhe (ca. 1,3 Meter). So entstand auf der Mauer zur Feindseite hin eine durchgehende Brustwehr, welche Schutz vor feindlichen Geschossen bot. Die plane Oberfläche der Mauer fungierte als Wehrgang. Schon in Friedenszeiten legte man in regelmäßigen Abständen Lesesteindepots auf der Mauer an. Steine als Wurfgeschosse in verschiedenen Größen waren überall verfügbar, das billigste und effizienteste Mittel um vor der Mauer agierende Feinde auf Abstand zu halten.

Die Höhe der Mauer war nicht an allen Stellen am Umfang der Höhenbefestigung gleich. An besonders gefährdeten Stellen, wie am Sattel, wurde sie höher und breiter ausgeführt, während an steil abfallenden Hängen oder über Felsklippen nur eine niedrige und weniger breite Mauer errichtet wurde. Ihre Gesamthöhe dürfte hier zwischen 2 und 5 Meter betragen haben.

 

Die Konstruktion der "Gallischen Mauer" oder "Murus Gallicus" erforderte großen Mengen Steine, Erde, Holz und geschmiedeter Eisennägel. Für das Vernageln der Balken mußten sie entsprechend lang sein, etwa 30 cm. Wurden anstelle der Nägel fingerdicke Holzzapfen verwendet, mußten die waagrecht überlappenden Hölzer vorgebohrt werden. Was ebenfalls sehr zeitaufwändig war. An Material wurde alles verbaut was lokal verfügbar war.

 

Erde und Steine wurden an den Geländeinnenflächen abgegraben und mit Körben und Wagen zur Baustelle befördert. Die so geplanten Stellen dienten später als Standort für kleine Gebude. Sie sind heute hinter den Wällen noch kenntlich.

 

Der Einbau von zugerichteten, rechteckigen Holzbalken, wie bei der folgenden  Rekonstruktion, ist aufwandsbedingt eher unwahrscheinlich. Sägemaschinen gab es bei den Klelten nicht. Die Stämme hätten mit Beilen zu Balken zugerichtet werden müssen. Dies wäre aber für die Überlappungsstellen denkbar.

Rekonstruktion einer Gallischen Mauer mit Flechtwerk-Brustwehr und mit Rundholzdübeln verbundenen Balken

 

Nachteilig auf die Haltbarkeit der Verteidigungsanlage wirkte sich das Verrotten der im Erdreich verbauten Hölzer aus. Je nach Boden und Klima waren die Stämme nach ca. 10 bis 15 Jahren morsch. Dies förderte das Zerfallen der Mauer. Man war dann gezwungen, vor der zerfallenen Mauer eine neue Mauer zu errichten. Hierbei kam dann der Typ "Pfostenschlitzmauer" zur Anwendung, auf deren Konstruktion hier nicht weiter eingegangen wird. 

An der Nordseite ist der Wall heute nur noch niedrig. Links Material-Entnahmefläche

 

Wie auch immer, irgendwann waren die stützenden Holzkonstruktionen zerfallen. Um Christi Geburt gelangte das keltische Gebiet unter den Einfluß der Römer und die keltische Kultur ging unter. Die befestigten Höhensiedlungen wurden aufgegeben und sich selbst überlassen. Spätestens zu dem Zeitpunkt erfolgte keine Unterhaltung der Anlagen mehr. Durch die Erosion der vergangenen 2000 Jahre vielen die einstigen Mauern auseinander. An Hankanten rollten die Steine talwärts. Vielerorts wurde auch Steinmaterial für mittelalterliche Neubauten abgefahren. So erklärt sich der heutige Zustand der Mauern bzw. Wälle.

 

Neuzeitliche Störungen im Wall

Auf der Wallkrone befinden sich fast über gesamten Umfang der Anlage verteilt Störungen in Form von Mulden. Die dort entnommenen Steine wurden zur Außenseite hin und seitlich als kleine, einreihige Mauern wieder aufgesetzt. Es handelt sich hier um Schützenstellungen, welche von Infanteristen zwischen dem 1. und 2. Weltkrieg als vorbereitete Stellungen für die Verteidigung des Gerggipfels angelegt wurden. Offensichtlich hat der Denkmalschutz der Höhenbefesigung damals keine Rolle gespielt.

Die Schützenstellungen auf der Wallkrone sind aus dem letzten Jahrhundert

 

Innenfläche

Das Innere der Höhebefestigung ist wie die umgebende Fläche heute überwiegend mit Laubbäumen bestanden. Etwas nach Süden aus dem Zentrum der Anlage versetzt, befindet sich eine kuppenförmige Erhöhung mit etwa 65 Meter Durchmesser. Diese Stelle ist mit 390 Meter üNN. die höchste Erhebung in der Wallanlage. Von ihrem Zentrum aus fällt das Gelände zu den Wällen hin mehr oder minder stark ab. Auch hier sind massive Bodenstörungen durch neuzeitliche Militärverschanzungen vorhanden. Wie der Rest des Areals dürfte auch die Kuppe ehemals unbewaldet gewesen sein. Was einen grandiosen Rundumblick ermöglichte.

 

Innenbebauung

Leider wurde auch auch die Innenfläche der Hügelfestung durch die Militärs der letzen Weltkriege mit Verschanzungen und Erdbunkern erheblich durchgewühlt.

 

Das Innenareal war ursprünglich sicherlich mit einfachen Fachwerkbauten aus vergänglichem Material bestanden. Mancherorts sind rechteckige Flächen im Boden auszumachen, welche stellenweise seitlich von glatten Steinreihen begrenzt werden. Hier könnte es sich um Standorte von Gebäuden handeln. Ganz vorsichtig und überschlägig betrachtet hätte die Standfläche der Gebäude etwa 5 x 4 Meter betragen. Ob dies dann Wohngebäude, Magazine, Ställe, Werkstätten etc. waren, lässt sich ohne Ausgrabung nicht klären.

 

Rechteckiges Planum für ein Gebäude

 

Wasserversorgung

Elementar für das Überleben von Mensch und Tier war damals wie heute die Versorgung mit sauberem Trinkwasser. Im Inneren der Wallanlage ist heute weder eine Quelle noch ein Schachtbrunnen auszumachen. 

Im südlichen Bereich des inneren Areals befindet sich lediglich eine flache Mulde, welche mindestes zeitweise Wasser gefüllt ist. Ob es sich hier um den Rest einer Zisterne handelt kann nicht mit Bestimmtheit gesagt werden. Für Vieh wäre eine solche offene Tränke denkbar. Für den menschlichen Genuß nicht. Die Suche nach der antiken Wasserversorgung bleibt ein zentrales Thema der künftigen Forschung.

In der Bildmitte Rest der vermeintlichen Zisterne

 

Außenflächen

Auch die Hänge außerhalb der Wallanlage waren zur Nutzungszeit der Höhenbefestigung sicherlich abgeholzt. Das Holz wurde ja in großen Mengen als Baumaterial für die Mauer und die Innenbauten benötigt und auch als tägliches Brennmaterial. Außerdem durften die Hänge stürmende Feinde hinter Bäumen keine Deckung finden.

 

An der Schloßberg-Westseite, im oberen Drittel, erkennt man zwei unmittelbar untereinander liegende Terassen von je etwa 220 Meter Länge und ca. 20 Meter Breite. Die Terassen dürften von den damaligen Bewohnern angelegt oder zumindest verbreitert und planiert worden zu sein. Hier kann ein landwirtschaftlich genutztes Areal bestanden haben. Oder eine Weide für die Nutztiere. Durch einen einfachen Holzzaun zum Talgrund hin hätte man die Tiere in dem Bereich gehalten.

Die oben erwähnte Schlupfpforte mündet in die Außenterassen, was die eben gemachte Vermutung verstärkt. Bei der unmittelbaren Annäherung von Feinden hätte man das Vieh durch die angrenzende Pforte in den sicheren Innenbereich der Wallanlage verbracht.

Die Höhenbefestigung in der Schummerungskarte

Legende zum obigen Bild:

Braune Linie = Mauer, heute Wall

Gelbe Fläche = Inneres Areal der Höhenbefestigung

Grüne Fläche = Landwirtschaftlich genutztes Areal (Terassen)

Blaue Fläche = Zisterne (?)

Schwarz gestrichelte Linie = Altes Wegesystem

 

Zeitliche Einordnung

Der Ringwall weist alle Merkmale einer keltschen Höhenbefestigung auf. Insbesondere den Aufbau des Walls aus unvermörtelten Lesesteinen und Erde, das Zangentor und die Schlupfpforte. Die Datierung in die späte Eisenzeit (La Teine) zwischen 500 und 100 v. Chr. ist daher wahrscheinlich. Nachweislich gehörte die Region zum Siedlungsgebiet der Treverer. Sie errichteten unter anderen auch die allseits bekannten und gut erforschten Anlagen auf dem Donnersberg und bei Otzenhausen.

Eine frühere Besiedlung in der Bronzezeit, wie auf dem Hohenberg bei Birkweiler, ist nicht auszuschließen. Zwecks Klärung müßten vor Ort Grabungen durchgeführt werden.

 

Ursprüngliche Zweckbestimmung

Die Wallanlage diente sicherlich der umliegenden Bevölkerung als geschützter Rückzugsort in unruhigen, kriegerischen Zeiten. Die Friedenssiedlungen dürften im näheren Umland gelegen haben. Dort haben sich die Menschen als Landwirte betätigt. Gegen eine dauernde Besiedlung der Höhenfestung spricht die rudimentäre (noch ungeklärte) Wasserversorgung und die nötigen Wiesen und Äcker in der unmittelbaren Nachbarschaft der Ringwallanlage.

 

Da der Volksmund die Befestigung umgangssprachlich als "Hunnenlager" bezeichnet ist anzunehmen, dass die Höhenfeste auch nach dem Niedergang der Kelten in Notzeiten von der umliegenden Bevölkerung samt Vieh als relativ leicht zu verteidigender Rückzugsort genutzt wurde. Was übrigens auch bei anderen, vergleichbaren Anlagen der Fall war. Gegen umherziehende Marodeure und Diebesgruppen in der Größenordnung < 100 Personen war man so relativ gut geschützt. Kriege und Raubzüge gab es in den folgenden Jahrhunderten bis in die Neutzeit reichlich.

Stand Januar 2025

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© Hans-Günther und Jürgen Morr