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Zum Gedenken an Hans Morr

Lauterlinie oder Weißenburger Linien (Ligne de la Lauter)

 

Errichtungszeitraum und Zweck

Die Lauterlinie wurden während es Spanischen Erbfolgekrieges zwischen 1701 und 1714 unter dem französischen Marschall de Villars errichtet. Die Befestigung sollte den Einmarsch feindlicher (deutscher) Truppen über die Lautergrenze ins Elsaß verhindern.

 

Geschichte

Die Befestigung wurde 1746 verstärkt. Militärisch spielte die Linie letztmals während des ersten Koalitionskriegs am 13. Oktober und am 23. Dezember 1793 eine Rolle, als die österreichisch geführten Reichstruppen unter Feldzeugmeister Wurmser zuerst gegen die französische Rhein-Mosel-Armee unter General Pichegru das Elsass zurückeroberten, im Dezember dann von General Hoche wieder zum Rückzug über den Rhein gezwungen wurden. Später gerieten sie in Verfall. 1873 wurde sie zur landwirtschaftlichen Nutzung freigegeben.

Die "Idealisierte" Lauterlinie auf einer zeitgenössischen Karte. Jede zweite Redoute liegt nördlich der Lauter. Zwischen den dorthin spitz zulaufenden Dämmen kann man die Sperrwehre für den Fluß erkennen

Verlauf

Die Lauterlinie oder Weißenburger Linie war ein ca. 26 km langes Sperrsystem entlang der Grenze zwischen Deutschland und Frankreich. Ihr Anfang lag in den Vogesen unweit westlich des Örtchens Rott am Osthang des Berges Scherhol. Von dort schloß die Befestigung Weißenburg mit ein und folgte dem Grenzfluss Lauter, von dem sie ihren Namen hat, in östlicher Richtung an den Rhein. Diesen erreichte sie südlich von Lauterburg. Die Linie verlief nicht in einer geraden Linie, sondern folgte der südlichen Überflutungskante der Lauterniederung. An besonders gefährdeten Abschnitten bestanden mehrere versetzte Linien, welche auch das Lautertal als Stichlinien querten.

Lauterlinie (rot) auf einer zeitgenössischen Karte mit Redouten (gelb) und Lauter (blau)

Aufbau

Bei der Befestigung handelt es sich um ein reines Erdwerk, welches nur südlich der Lauter durchgängig war. Der prinzipielle Aufbau ist auf nachfolgender Grafik erkennbar.

Ausserhalb des Hochwasser bzw. Sumpfbereichs der Lauter wurde ein V-förmiger Graben ausgehoben. Dieser hatte oben eine Breite von ca. 2 bis 3 Metern und eine Tiefe von ca. 1,5 bis 2 Metern. Hierauf folgte eine Berme von etwa einem Meter. Hinter dieser wurde der Erdaushub des Grabens als Wall aufgeschüttet. Weitere Erde wurde bei Bedarf von der Freundseite aus einem Materialgraben entnommen. Der Wall hatte am Fuß eine Breite von ca. 8 bis 12 Metern und eine Höhe von etwa 4 Metern. Ob der Wall eine hölzerne Brustwehr trug lässt sich heute nicht mehr sagen. Wahrscheinlich war die dem Feind zugewandte Hangseite des Walls mit trockenen Ästen bestückt, welche als zusätzliches Annäherungshindernis fungierten. An Stellen, an welcher sich die Lauterlinie relativ weit vom Fluss entfernt, lag ein morastiges Vorfeld vor, welches die Errichtung der Anlage dort baulich nicht zuließ.

 

Allerdings gab es zu obigem Anordnungsschema topografisch bedingte Abweichungen. So verzichtete man auf den Graben in Bereichen von Steilufern. Auch die Grabentiefe und Wallhöhe dürfte in weniger gefährdeten Abschnitten geringer gewesen sein. Dieser Sachverhalt lag beispielsweise vor, wenn das Vorfeld sehr sumpfig und damit schwer passierbar war. Bedeutende Ansiedlungen wie Weißenburg und Lauterburg wurden ringförmig umschlossen.

 

Schematisches Profil der Lauterline

 

Erklärung der Legende

1 = Lauterniederung bzw. Überschwemmungsbereich

2 = Mäandrierendes Flussbett der Lauter

1 = Lauterniederung bzw. Überschwemmungsbereich

4 = Hochwasserkante

5 = Graben der Lauterlinie

6 = Berme

7 = Wall der Lauterlinie

8 = Zusäzlicher Erd- Entnahmebereich für den Wall (Materialgraben)

9 = Französische (Freund-) Seite

 

Links Graben, Bildmitte Wall der Lauterlinie

Für die der Lauter zufließenden Bäche mußte der Erdwall unterbrochen werden. Die Öffnungen waren wohl mit vergänglichen Holzgittern gesichert. Das Wasser der kleine Zuflüsse wurde in die davor liegenden Gräben geleitet und stellten durch deren Flutung in der frostfreien Zeit ein zusätzliches Hindernis dar.

 

Trocken gefallener Wasserdurchlaß

 

Flutung der Lauterniederung

Das Tal der Lauter konnte im Kriesenfall geflutet werden. Hierfür wurden im Talverlauf mehrere Dämme quer zum Fluss aufgeschüttet. In Friedenszeiten durchflos die Lauter die offene Unterbrechung im Damm, während diese in Kriegszeiten verschlossen wurde. Hierdurch staute sich der Fluss auf und das Lautertal wurde überflutet, was ein zusätzliches Annäherungshindernis darstellte.

Damit der Feind nicht die Dämme als Übergang nutzen konnte, wurde an deren nördlichem Ende meist eine Redoute angelegt und mit einer Einheit zur Verteidigung besetzt.

 

Dämme (rot) zur Aufstauung der Lauter mit an den Enden liegenden Redouten (gelb)
In der Bildmitte ein Damm (unbewaldet), mittels welchem die Lauter gestaut werden konnte

 

Redouten

In unregelmäßigen Abständen lagen Erdschanzen (Redouten) im Verlauf der Linie. Deren Gesamtzahl betrug 51 Sück. Die Schanzen hatten jeweils dem Gelände angepasste Formen. Die Durchmesser variierten und lagen- gemessen von Wallkrone zu Wallkrone- etwa zw. 40 und 70 Meter. Der einzige Zugang lag auf der dem Feind abgewandten Seite. Der Zugang konnte mit einem Holztor verschlossen werden. Die Höhe des Walls betrug ca. 5 Meter. Wie auch bei der Lauterlinie entnahm man das Erdmaterial einem umlaufenden Graben auf der Aussenseite. Der Wall trug mit Sicherheit eine umlaufende, hölzerne Brustwehr. In Kriegszeiten befanden sich in den Redouten in Abhängigkeit von deren Größe schätzungsweise zwischen 30 und 120 Soldaten.

 

Freie Rekonstruktion einer Lauterlinie-Redoute mit davor liegendem Wall und Graben
Am Vogesenhang beginnt die Lauterlinie mit einer gut erhalten Redoute, welche nach dem Marschall Marie Eleonore du Maine benannt wurde

 

Angenommene Mannschaftsbelegung

Aufgrund der Annahme, dass jede der 51 Redouten mit durchschnittlich 70 Soldaten belegt war, standen für die 26 km lange Befestigung 3570 Soldaten zur Verfügung, was rechnerisch ein Soldat auf 7 Meter Länge bedeutet.

Eingang zu obiger Redoute, Bild von der Außenseite aufgenommen

 

Neuzeitliche Störungen

Während des 2. Weltkriegs wurden sowohl auf deutscher wie französischer Seite geringere Erdbewegungen für Unterstände und vorgeschobene Beobachter auf und hinter dem Wall der Lauterlinie durchgeführt. Gravierende Störungen erfuhr die Linie durch die für Forstfahrzeuge angelegten Durchschnitte durch den Wall und Auffüllungen des dahinter liegenden Grabens.

 

Die Lauterlinie (rot) und der Fluss Lauter (blau) auf einer zeitgenössichen Karte

 

Erhaltung

Nach Auflassung der Anlage wurden Wall und Graben außerhalb der Wälder eingeebnet und landwirtschaftlich genutzt. Im Bereich des Bienwaldes- zwischen Altenstadt und Scheibenhard- sind die Erdwerke über eine Länge von etwa 15 km überwiegend erhalten. Im Laufe der Jahrhunderten hat sich auch dort die Höhe der Erdwälle durch Erosion verringert bzw. die Gräben wurden durch Einschwemmung teilweise aufgefüllt.

Die erhaltenen Reste werden durch den Wanderweg "Ligne de la Lauter", welcher meist auf der Wallkrone verläuft, erschlossen. Der Weg ist überwiegend schmal und daher nicht für Fahrrad und Kinderwagen geeignet.

 

Wall der Lauterline nördlich von Rott, parallel zur D3 auf Weißenburg zulaufend
Wanderpfad auf der Wallkrone

Quellen:

@ Wikipedia

@ Beschilderung vor Ort

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© Hans-Günther und Jürgen Morr