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Zum Gedenken an Hans Morr

Infanterie-Kasematten

Kasematte Wineckertal West

 

Im hier behandelten Abschnitt der Maginot Linie stellten die Kasematten unter den ortsfesten Anlagen die stärkste Abwehrkraft dar. Deren Ausführung variierte nach Topografie und Geländebeschaffenheit. Es existieren hier Infanterie- und zwei Artillerie-Kasematten (Biesenberg und Windstein).

 

Allen Infanterie-Kasematten gemeinsam war mindestens ein Panzerturm aus 20 cm dickem Stahlguß mit meist 4 verschließbaren Scharten. Die Deckenstärke der Bunker betrug 1,5 Meter. Die Außenwände waren 1 Meter dick. Bauwerksdecke und (tragende) Wände waren aus Stahlbeton. Wobei alle 10 cm eine 12 mm Rundstahlarmierung eingeflochten war.

Die Anlagen konnten gasdicht verschlossen werden. Im Inneren befanden sich Lüftungsanlagen mit Gasfiltern incl. Aktivkohleeinsatz.

Tiefbrunnen oder ein 1000 Liter fassender Wassertank versorgten die Soldaten mit Trink- und Brauchwasser. Die Anlagen verfügten über Lichtstrom und Telefonanschluß.Im Gebäude befand sich eine Stehtoilette mit Chemikalien-Klärtank für die Fäkalien eingebaut. Selten auch auch ein Pissoir.

Es gab ferner einen Ruheraum mit Etagenbetten und einen Kohleofen zum Heizen und Wärmen von Speisen.

Der Gebäudezugang erfolgte auf der Freundseite über eine 3 cm Dicke Stahl-Panzertür, welche in der Mitte horizontal geteilt war. Dies war eine Vorsichtsmaßnahme für den Fall, dass der Boden außen vor der Zugangstür im Kampf verschüttet würde. Man konnte das Bauwerk dann immer noch über den oberen separat nach außen zu öffnenden Türflügel verlassen. Sonstige Not-Ausgänge- wie beispielsweise in den Westwallbunkern- waren nicht vorhanden.

Die Außentür war mit einer von Innen zu öffnenden kleinen Luke in Augenhöhe zwecks Eingangsverteidigung mittels Maschinenpistole oder Karabiner versehen. Zusätzlich gab es mindestens eine Gewehrscharte im stumpfen Winkel zur Eingangstür um diese feindfrei halten zu können.

Auslaßvorrichtungen ermöglichten es aus dem Bunker entsicherte Handgranaten durch die Bunkerwände vor die Außenwände zu befördern. Hiermit war man in der Lage außen an der Eingangstür oder den Bunkerscharten befindliche Feinde zu wirksam bekämpfen. 

Die dem Angreifer zugewandte Gebäudeseite war immer bis über die Gebäudedecke mit Erde oder Lesesteinen angeschüttet, so dass von der Feindesseite kein direkter Beschuß auf das eigentliche Kasemattengebäude möglich war. Der Angreifer sah beim Vormarsch theoretisch nur den (oder die) über die Gebäudedecke heraus ragenden Panzertürm (siehe nächstes Bild).

Eine entsprechende Ausstattung mit Nahrungsmitteln, Waffen und Munition sollte die bis zu 25 Personen starke Kasemattenbelegschaft in die Lage versetzen einem Angriff auch mehrere Tage stand zu halten. Bis eben Entsatz zur Stelle war.

Gipfelkasematte Biesenberg, von der Feindseite aus ist nur der Panzerturm (Bildmitte auf der Hügelspitze) zu sehen. Bäume im Schußfeld gab es vor 80 Jahren nicht

 

Die Kasematten waren im Gelände so platziert, dass sie sich auf Sicht gegenseitig beschießen konnten. Ein im Zwischenraum eindringender Feind geriet somit ins Kreuzfeuer bzw. wurde in seiner empfindlichen Flanke getroffen. 

Eine dem Gelände angepaßte Tarnung der Anlage mittels Farbe und Tarnnetzen, sowie lokal platziertem Bewuchs, sollte das Aufklären der Bunker aus der Luft und vom Boden aus erschweren.

Mittels gepanzerter und vom Inneren der Kasematte zu bedienender Scheinwerfer war die Beleuchtung des seitlichen Gefechtsfeldes bei Dunkelheit möglich.

 

Im Vorfeld der Kasematten- sowie im Radius von etwa 50 Meter um diese herum- gab es ein ca.12 Meter breites dichtes Netz aus einbetonierten Stahlspitzen und Stacheldrahtreihen (siehe Einleitungsseite), welches einen Infanterie-Sturmangriff vereiteln sollte.

Bei strategischer Notwendigkeit wurden im nahen Umfeld zusätzliche Hindernisse wie Panzersperren, Panzergräben und Überflutungsflächen angelegt. Letztere werden im Kapitel "Hindernisse" beschrieben.

Im nahen Umreld hinter den Kasematten und mit freiem Schußfeld auf diese gab es meistens gut getarnte Feldstellungen oder Kleinbunker. Die dort stationierten Soldaten sollten den oder die Bunker vor feindlichen Sturmtruppen schützen.

Gipfel-Kasematte Biesenberg, Freundseite mit Zugangstür, Eingangsverteidigung (hier schlecht erkennbar) und Scharte zur rückwärtigen Hofverteidigung
Kasematte Grafenweiher Ost. Nische mit den Gewehrscharten
Plan der Kasematte Neuhoffen

 

Nachfolgend beschreibe ich die Einrichtungen einer Kasematte. Wobei es von Fall zu Fall Abweichungen gibt.

ASEPTA Fäkalientank
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© Hans-Günther und Jürgen Morr